Tante Ceccarelli hat mich zur Musik gebracht

Wanda sind immer noch die Band der Stunde. Fünf Monate nach Veröffentlichung ist "Amore" immer noch in den Top 40, mittlerweile endlich auch in den Top 10. Wir haben mit Sänger Marco Michael Wanda über alles geredet. Wirklich alles.

Angeblich soll das Album bereits im September kommen. Habt ihr schon einen Titel dafür?

Naja, es wird eher Oktober werden. Nein, haben wir noch nicht. Es gab sehr viele Ideen, aber wir wollen was Leichtes wie "Amore".

Beim ersten Album war der Titel gewissermaßen auch das Schlagwort.

Zum Schlagwort hat es sich eigentlich erst durch die Medien entwickelt; oder in den Fan-Kreisen. So dieser Kult um dieses "Amore" war ja eigentlich gar nicht so geplant.

Es ist wie das "Romantik" bei Element Of Crime …

Ja, so in der Art. Oder wie die Maggots bei Slipknot. Das hat sich verselbstständigt.

Warum kommt das Album doch relativ früh? Waren auch Überlegungen dahinter, den Hype möglichst auszudehnen?

Nein, die Überlegung war tatsächlich, dass wir das Gefühl haben: Je länger wir warten, desto höher werden die Erwartungen und wir wollen einfach nur schnell weitermachen. Ohne Druck einfach ein nettes zweites Album, das jetzt nicht das Meisterwerk sein muss. Weil, wenn wir jetzt zwei Jahre warten – kannst dir vorstellen, was alle dann erwarten. Viel können wir unsere Musik nicht mehr steigern. Wir werden einfach weiterhin gute Musik machen, besser werden ist jetzt irgendwie schwierig, weil, wie der Falco sagt: "Man hat ein ganzes Leben Zeit für die erste Phase." Und ich hab jetzt mal viel gesagt.

Also wird das musikalisch, textlich ähnlich sein?

Ja, ich glaub schon. So ein abgefahrenes, experimentelles Album wollen wir überhaupt nie machen. Wir wollen einfach gute 3:30-Minuten-Lieder, das reicht irgendwie.

Kann man schon verraten, welche von den bereits bekannten Liedern auf dem Album sein werden?

Auf jeden Fall "Meine beiden Schwestern", "Eins zwei drei vier", "Nimm sie, wenn du’s brauchst". Die drei sind fix. Dann gibt’s noch ein paar andere.

Ich war eh sehr überrascht, dass "Meine beiden Schwestern" nicht am ersten Album war, weil das von Anfang an mein Lieblingslied gewesen ist.

Meines übrigens auch. Aber da hat der Stefan Redelsteiner gemeint, wir sollten uns Dinge behalten. Finde ich auch ganz gut.

Welche Auswirkungen hat es für euch als Band eigentlich, dass Problembär Records jetzt bei Seayou eingegliedert wurde?

Gute Frage. Was hinter den Kulissen passiert, davon krieg ich nicht viel mit. Aber ich find, sie machen einen guten Job. Das zweite Album machen wir jedoch bei einem anderen Label.

Also, es soll richtig groß werden?

Ja, schon. Groß ist gut. Es wird wahrscheinlich ein Major, der sowohl Mainstream- als auch Indie-Bands hat, und wir fühlen uns mal gedanklich gut aufgehoben. Wir haben noch nicht unterschrieben, aber es geht in eine gute Richtung.

Warum seid ihr von Problembär Records weggegangen?

Das war die Idee von Stefan Redelsteiner selbst. Er hat gemeint, er würde gern mit einem Major arbeiten und als unser Manager fungieren. Er wollte das Label an den Nagel hängen, weil er auch viel geleistet hat für die österreichische Kulturlandschaft – und jetzt ist es sein Recht, einen größenwahnsinnigen Popstar-Traum auszuleben. Das darf er.

Die Neos haben ja diese Anzeige geschaltet, mit "Wenn jemand fragt, wofür du stehst, sag für Start-ups". Habt ihr Sorge, dass ihr als "Austropop-Band" irgendwie politisch instrumentalisiert werdet?

Ich wünsche mir explizit, dass du hinschreibst: Wenn das noch einmal jemand versucht, klagen wir ihn in die Hölle. Die können alle scheißen gehen. Ich scheiß auf die Neos.

Wäre ein ähnlicher Slogan für eine andere Partei okay gewesen?

Nein, für nichts. Das ärgert mich wirklich maßlos. Das ist so unfair. Das ist ganz mies. Das ist unser Begriff, ein Begriff, auf den sich viele Menschen einigen. Und der Begriff ist deshalb so schön, weil er eine Projektionsfläche ist, wie das meiste in unserer Arbeit. Wer das mit politischen Inhalten besetzt, den machen wir fertig. Das regt mich richtig auf. Das war richtig scheiße!

Die haben euch auch nicht gefragt?

Nein. Die hatten noch viel mehr vor. Da ging’s schon um Plakate, die waren schon fast in Druck. Frechheit ohne Ende.

Werbung wäre okay? Für ein Produkt?

Das ist eine Geschichte, die muss der Verlag entscheiden. Wir werden sicherlich dementsprechende Angebote bekommen, aber wir werden viel Nein sagen. Zumindest haben wir uns abgesichert, dass wir eine gewisse Kontrolle haben. Ich bin nicht so ein großer Fan von solchen Sachen. Aber für Politik schon gar nicht. Dann doch lieber kommerziell und marktwirtschaftlich.

Könnt ihr eigentlich schon von der Musik leben?

Ja, es geht. Ist okay. Es geht um die Miete und ein Taschengeld, für Zigaretten und Alkohol. Wenn wir mal Zeit haben, könnten wir auch in Urlaub fahren. Und auf Tour gibt es eh dauernd Geschenke.

Ihr spielt ja auch auf Festivals diesen Sommer. Wie seid ihr auf Veranstalter im Allgemeinen zu sprechen? Da gibt es ja in letzter Zeit sehr häufig sehr heftige Kritik.

Ich hab mit diesen Leuten wirklich wenig zu tun, muss ich ehrlich sagen. Wir haben diesen schönen Puffer, den Stefan Redelsteiner, zwischen uns und dem Ganzen. Er hat ein gutes Gespür für die Leute. Generell muss ich sagen, dass ich von der Musikindustrie und den führenden Figuren sehr positiv überrascht bin. Auch vor allem, was Deutschland angeht. Im Moment hab ich das Gefühl: Je erfolgreicher die Leute sind, desto offensichtlicher sind sie Arschlöcher. Und das ist aber auch irrsinnig sympathisch. Weil die ihren Job gerne machen. Und Schlitzohren haben immer was Sympathisches. Mir macht es sehr viel Spaß mit diesen Leuten, hab aber nicht so viel damit zu tun.

Braucht man auch mal eine Pause? Ist jeden Tag Feierei noch möglich?

Nein, das ist nicht möglich. Auf der ersten Deutschland-Tour haben wir alles gemacht, was geht. Diesen ganzen Rock-’n‘-Roll-Klischee-Kanon sind wir so durchgelaufen. Uund jetzt ist gut. Jetzt geht’s mehr um Ingwertee, Massagen und darum, am Leben zu bleiben.

Also keine Groupies mehr?

Ich glaub, jetzt nicht mehr, nein. Es passt, es war eine sehr schöne erste Tour (lacht).

Ist es wirklich so, dass zehn Groupies draußen stehen und warten?

Es ist wie im echten Leben. Weißt eh, in der Disko ist es halt der bunteste Hahn, der am selbstbewusstesten tanzt und auf der Bühne hat man auch ein bisschen eine Ausstrahlung. Aber es ist kein "überirdisches" Verhältnis, das heißt ja nicht, dass man gesichert mit einer Frau nach einem Konzert schläft. Es ist wie immer ein nettes Balzritual. Man kann es auch verlieren. Am beliebtesten bei den Frauen sind, denk ich, unser Gitarrist und unser Keyboarder. Die Hübschen in der Band.

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Bild(er) © Wanda: Florian Senekowitsch / Wolfgang Seehofer, Ort des Interviews: Dominik Oswald
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