Florian Meindl hat es geschafft. In Berlin leben, High Res Promobilder und sein zweites Album veröffentlicht. Auch wenn er aus Österreich kommt und eben nicht Detroit. Das Interview dazu hier.
Florian Meindl hat das gemacht, wovon andere nur reden. Er ist aus Österreich nach Berlin gegangen. Als Techno-Produzent. Und die gibt es in Berlin bekanntlich zuhauf. Aber Florian Meindl hat es dort geschafft. Nicht ganz so wie die Kalkbrenners, aber über 150.000 Facebook Fans und 55.000 People auf Soundcloud lassen sich sehen. Denn die kann man sich halt schwer einfach so zusammen kaufen.
Jetzt hat der Produzent sein zweites Solo-Album veröffentlicht. Weil das hier kaum beachtet wurde – vermutlich weil keine Promo-Agentur geschrien hat: hier, Österreich, Star, strictly kein EDM, straight Techno –, wollten wir Florian Meindl eigentlich schon lange interviewen. Weil aber auch bei The Gap Urlaube und das Privatleben manchmal in die Quere kommt, bringen wir das Interview mit dem bekanntesten Techno-Produzenten aus Österreich erst jetzt. Über Vinyl, Jazz, Wien und Dreitagebart.
Dein neues Album "Collide" ist ausschließlich als Digital-Format erschienen. Ist Vinyl also echt tot?
„Collide“ ist in allen digitalen Shops wie Beatport und iTunes erhältlich, aber auch als spezieller USB Stick in meinem eigenen Online-Shop – aber Vinyl ist deshalb keineswegs tot! Der einzige Grund, warum wir kein Vinyl gepresst haben war, dass wir nicht genug Zeit hatten, denn momentan hat Vinyl einen Vorlauf von 4 Monaten für Indie Labels und das war uns zu lange, da haben wir das Geld lieber in USB Sticks und neue T-Shirts investiert!
Persönlich sammle ich sogar sehr viel Vinyl aber hauptsächlich Jazz von den 60er und 70er und viele Bands wie Pink Flyod, Kraftwerk, Jean Michele Jarre etc.
Immer wieder heißt es, Alben sind schwierig für Technoproduzenten, außer man heißt Kalkbrenner. Warum glaubst du, ist das nicht so?
Für manche mag es schwer sein aber jetzt nach dem zweiten Album gehe ich ganz relaxed an die Sache heran und häufe einfach viele fertige Tracks an, in dem Fall so um die 30 und reduziere es dann zu einem Paket das Sinn macht. Bei "Collide" waren es dann 10 Tracks, die ich ausgewählt habe. Einige Produzenten setzen sich vielleicht zu viel unter Druck und schieben es so lange raus bis der Stil des Albums nicht mehr zeitgemäß ist – manche haben aber selbst damit kein Problem denn ihr Sound ist zeitlos, es kommt also auf viel Faktoren an!
Wann weißt du, dass es Zeit ist, die Musik zu veröffentlichen und nicht mehr daran weiterzuarbeiten? Testest du die Tracks am Floor, an Freunden, an dir selbst?
Meistens merke ich wann der Track fertig ist und released werden kann, manchmal brauche ich Feedback und in seltenen Fällen ist es nie klar, ob man aus dem Track noch mehr rausholen hätte können. Man darf nicht zu perfektionistisch sein, sonst wird nichts fertig, ich lasse die Sachen oft absichtlich roh, denn dann hebt es sich auch noch von der Masse ab und hat mehr Persönlichkeit, denn oft ist das perfektionieren auch eine Art „Massentauglich machen“.
Ich zeige fast fertige Tracks gerne Freunden und Kollegen um mir Feedback einzuholen – ich weiß mittlerweile auch schon relativ genau, wie ich dieses Feedback dann verwerten muss, denn jeder hat einen anderen Geschmack und manche hören nur gern Musik und manche machen Musik selber – da ist auch noch mal ein Unterschied! Diese Hörer sind also gewissermaßen wie Spiegel, die alle ein anders gefärbtes und geformtes Spiegelbild abgeben.
Ja auch bei den Gigs werden die Tracks ausführlich getestet. Ich spiele mache Stücke schon 1 Jahr bevor sie veröffentlicht werden denn manchmal dauert es eben so lange.
Dein Produzieren hat sich von digital mehr in Richtung analoge Hardware verschoben. Was war dafür ausschlaggebend?
Mich hat die rein digitale Arbeitsweise zunehmend gestört und ich fand analoge Hardware einerseits vom Sound her interessant da es organischer klingt, also vom Timing und von den Frequenzen und Fehlern, und auch weil der Workflow ein anderer ist. Ich mag es jedoch sehr, die analogen Jam Sessions dann digital noch zu verfeinern. Ich habe das alles nicht aufgegeben, mir stehen lediglich jetzt beide Welten zur Verfügung und momentan ist die Euphorie um meine analogen Sachen größer, da alles relativ neu für mich ist. Außerdem sitze ich tagsüber schon zu viel am Computer, um meine Labels Flash Recordings und Riemann Kollektion zu managen etc. Da tut es gut, im Studio nicht auch noch ausschließlich hinter dem Computer zu sitzen.
Manche Album-Tracks erinnern an Steffi und Skudge, aber auch Jeff Mills. Welche Musik inspiriert dich abseits von Techno und House?
Danke! Viel Inspiration kommt von besagten Jazz Platten von Artists wie Miles Davis, Herbie Hancock, Dave Brubeck, Charles Mingus, um ein paar Bekanntere zu nennen, aber auch von experimentellen Platten von John Cage, Stockhausen, Steve Reich etc. und früher elektronischer Musik und auch romantischer, klassischer Klaviermusik von Debussy zum Beispiel.
Das Thema Gender ist hier gerade in aller Munde. Gäbe es Clubbing ohne all die Queers und Les-Bi-Schwulen?
Ich glaube, dass es die heutige Club Kultur wie wir sie in Europa haben, und das ist wirklich was Besonderes und nicht auf jedem Kontinent so, ohne die frühen Gay-Partys in verlassenen Fabrik Hallen in Chicago oder Disco Partys in New York in den 80ern anders aussehen würde, also langweiliger und wahrscheinlich nicht so gut.
Auch hier in Österreich setzt man wieder vermehrt auf die klassische Bassdrum. Junge Labels bringen Maxis raus, manche Clubformate spielen ausschließlich Techno. Wie vertraut bist du noch mit der Szene in Wien und Co.?
Ja ich habe mittlerweile natürlich mehr Ahnung was in Berlin und Deutschland los ist, da ich schon lange dort wohne, hier ist Techno unaufhaltsam und dieser Pop-House, den man eine Weile in allen Clubs gehört hat, ist zu einem kommerziellen EDM-Style geworden – ich kann mit dem gar nichts anfangen, genauso wenig wie damals in den 90ern mit Brooklyn Bounce oder DJ Bobo – für mich ist das alles dasselbe. Zeitlos sind jedoch Robert Hood, Jeff Mills etc. dessen Platten ich heute noch spiele und sie sind nach wie vor top-aktuell und zeitlos!
Sehr viele Techno Producer und DJs verwenden schwarz-weiße Promobilder und Dreitagebart. Ist das wie Anzug einfach die Uniform oder doch auch etwas uninspiriert?
Es kommt drauf an, seit wann man es macht, wenn man es jetzt nachmacht, dann ist es wahrscheinlich uninspiriert, wenn man es so wie ich jedoch schon seit 8 Jahren so macht ist es womöglich einfach ein gutes Image der Persönlichkeit.
"Collide" von Florian Meindl ist bereits via Flash Recordings erschienen. Streamen kann man es zB via Soundcloud.