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Vinyl hat Charakter, im Gegensatz zum klassischen Songdownload aber keine Zukunft. Wie der Sound im Netz 2013 vermarktet wird, erzählt uns Günther Loibl, Takt- und Tonangeber bei Rebeat Digital.

Ein Beispiel von 2011, von dem jeder Künstler träumen kann: Skero lädt seinen damaligen Song "Kabinenparty" via Rebeat für einen Euro in die Online-Musicstores der Welt und zahlt eure einmalige Einrichtungsgebühr von 99 Euro. Der Song wurde 30.000 Mal heruntergeladen: Das muss doch ein Bombengeschäft gewesen sein?

"Kabinenparty" ist tatsächlich ein Erfolg wie aus dem Bilderbuch. Vor allem weil Skero als Promotion nicht viel mehr als seinen Facebook-Account, ein YouTube Video und eben den Song in den Stores hatte. Seine Kosten waren also sehr gering. Darüber hinaus reicht Rebeat 85% aller von den Stores ausbezahlten Umsätze an den Künstler weiter – gerade bei einem Hit wie Kabinenparty natürlich ein sehr attraktiver Share. Und schließlich ist neben dem digitalen Musikverkauf natürlich auch noch die hohe Zahl an Live-Auftritten zu erwähnen, die Skero durch Kabinenparty ermöglicht wurden. Das Beispiel zeigt aber auch: ein Hit ist ein Hit ist ein Hit. Songs, die Menschen begeistern sind das Fundament für die Musikbranche.

Heutzutage ist Musikdistribution ohne Label möglich: Wie viele eurer Kunden sind Privatpersonen? Macht es Sinn, wenn ein unbekannter Künstler ohne Labelvertrag seine Musik im internet anbietet?

Der Anteil an Labels und Privatpersonen hält bei Rebeat ungefähr die Waage. Was den Umsatz betrifft sind aber die Labelkunden klar das Zugpferd. Das liegt vor allem daran, dass viele Künstler erkannt haben, das die Möglichkeiten im Internet auch ihre Grenzen haben. Natürlich macht es Sinn auch ohne Labelvertrag im Internet zu veröffentlichen, ohne eine durchdachte Promotion- und Marketingstrategie ist es aber verdammt schwer wahrgenommen zu werden. Das Arbeitspensum um im internet nicht einfach nur verfügbar, sonder auch präsent zu sein, ist beträchtlich. Daher ist es für uns als Vertrieb wichtig, wenn ein Künstler bereits ein Management, eine Agentur oder ein Label hinter sich hat.

Ihr habt ein Team das sich genau um diese Promotion der Künstler kümmert: Aus Tausenden Künstlern im Netz herauszustechen, wie gut klappt das? Und was braucht es, um auf die iTunes-Startseite zu kommen?

Es braucht professionelle Inhalte und es braucht Engagement und Einsatz für diese Inhalte: Sprich hochwertige Aufnahmen, Covers, Fotos und Videoclips beziehungsweise Promotion rund um den Release und den Künstler selbst. Aber auch ein Buzz im Internet, viel kreative Interaktion mit den Fans, Liveauftritte, viel Content im Netz sind wichtig. Eines muss man sich immer vor Augen halten: das Internet mag grenzenlos sein – die Startseiten der Musikstores sind es sicher nicht. Du musst den Leuten also schon einen guten Grund geben, dort ausgerechnet deinen Release zu platzieren. Wenn es diesen Grund gibt, ist eine Startseitenplatzierung auf iTunes aber durchaus realistisch.

Habt ihr auch Visualisierungen, damit man nachvollziehen kann, wann es Spitzen und Flauten gab, auf Youtube, Deezer, Beatport oder auch Juno?

Ja. In der Rebeat Software gibt es einen eigenen Bereich, in dem der User bis runter auf die Tagesebene analysieren kann, wie sich die Verkäufe entwickeln. Und das für jeden einzelnen Song, jedes Album oder jeden Künstler individuell. Dasselbe gilt nicht nur für die Verkäufe, sondern auch für die Abrechnungen an die individuellen Acts. Das ist vor allem für Labels mit einer großen Anzahl von Künstlern praktisch. Wir arbeiten derzeit intensiv daran, den Bereich der Visualisierung weiter auszubauen.

Wie steht ihr zu Vinyl?

Vinyl ist ein tolles Medium, um als Künstler seinen Fans etwas Besonderes zu geben, etwas, das Charakter hat und Hochwertigkeit vermittelt. Außerdem ist es immer gut, wenn ein Künstler zusätzlich etwas verdient. Insofern freue ich mich sehr, dass es gerade in der letzten Zeit bei Vinyl einen kleinen Boom gegeben hat. Hier ist vor allem das Engagement der kleinen Plattenläden und nicht zuletzt auch die Initiative des Record Store Days zu loben. Und wer hätte vor ein paar Jahren gedacht, dass sogar Handelsketten wie Saturn und Müller wieder beginnen würden, LPs zu verkaufen? Und das gleich auf mehreren Laufmetern. Als Vertrieb musst Du heute Deine Schwerpunkte aber bewusst setzen, und hier hat sich REBEAT eben ganz auf die digitale Vermarktung konzentriert.

Rebeat ist der führende digitale Musikvertrieb Österreichs und eine Art "Vermittler" zwischen Künstlern und digitalen Musicstores. Je nach Softwareversion können Künstler entweder als Privatpersonen oder über ihr zuständiges Label, Songs direkt ins Internet stellen. Umsatzmäßig werden sie mit 85% an den Erlösen beteiligt.

Bild(er) © ©Robert Klembas
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