There Will Be Product Placement

Es völlig egal, ob »Pixels« Schrott ist oder nicht. Ob man ihn im Kino sieht oder streamt. Das Geld kommt über das Product Placement rein.

»Je mehr, desto besser!« lautet die Devise. Ein virales Video erreicht mehr Verbraucher als es die Kinoleinwände tun. Und ein Hype, ein Skandal wie ihn »The Interview« verursacht hat, ist das reinste Werbe-El-Dorado. Aber nur, solange der Film in irgendeiner Form erscheint und seine Reise rund um den Globus antreten darf. Kein Wunder also, dass Sony schnellstmöglich zurückruderte und den Plan verlautbarte, die Nordkorea-Komödie zumindest via YouTube zu veröffentlichen.

Corporate Cinema

Wer denkt, den Hollywood-Bossen mit verbotenen Downloads und Streams eins auszuwischen, liegt völlig falsch. Was auf lange Sicht passieren wird, ist vielmehr das: Wenn sich auch das letzte Aufbäumen (und das »Pixels«-Dilemma fällt bereits in diese Kategorie) der Produktionsfirmen als sinnlos erweist (was sehr wahrscheinlich ist, allein schon angesichts der Tatsache, dass Videopiraterie sich wie die Urzeitechsen in »Jurassic Park« verhält: sie findet immer einen Weg), werden die Studios das Zepter ganz den Konzernen überlassen.

Hierbei handelt es sich keineswegs um eine Prognose aus den Gefilden der maßlosen Übertreibung und Schwarzmalerei. Zum Teil hat das Product Placement ja schon immer den Filminhalt bestimmt. Eine kleine Dialogszene am Getränkeautomaten hier, eine Autoverfolgungsjagd mit einheitlichen Fabrikaten dort. In manchen Fällen wurde die Werbung sogar zur Formel: James Bond – eine der berühmtesten Franchises der Kinogeschichte – etwa war von Anfang an darauf ausgerichtet, ein bestimmtes Image und die dafür nötigen Accessoires zu verkaufen. Der Trend hat sich weiterentwickelt: Einige Konzerne produzieren längst ihre eigenen Blockbuster, die meist daran zu erkennen sind, dass die zu bewerbenden Konsumgüter bereits im Filmtitel vorkommen (Zum Beispiel »Transformers«, »Marvel’s Avengers« und »The Lego Movie«).

Am Ende ist die Rechnung relativ simpel: Je mehr Einbußen die Filmstudios durch die illegale Verbreitung ihrer Produktionen hinnehmen müssen, desto intensiver lassen sie sich sponsern. Je mehr Geld die Konzerne in die Filmindustrie pumpen, desto mehr Mitspracherecht erhalten sie. Nicht nur Klein- und Kleinst-Filmprojekte (so wie jene, die dem »Pixels«-Sweep zum Opfer fielen), sondern auch solche der Mittelklasse, vom Arthouse-Drama bis zum Zombie-Splatter, werden dadurch zunehmend dezimiert. Und der Rest … ist Werbung.

»Pixels« kann man im Kino schauen oder im Netz streamen. Zumindest für die Sponsorfirmen ist das egal.

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