Thronfolge gesichert

Nachdem er drei Jahre lang so gut wie nur unterwegs war, um sein Debutalbum "Lovelust" zu promoten, ist nun endlich das zweite Album von King Charles im Kasten. Marcus Mumford hatte seine Finger im Spiel.

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"Gamble for a Rose" spielt immer noch in der Folkrock-Ecke, die man erwarten würde, wirkt aber gleichzeitig dichter, überlegter, ernster als das Debüt. Das war jedenfalls der Anspruch, ja das Vorhaben, mit dem sich Charles Costa – so der König mit bürgerlichem Namen – auf einer Farm in Exeter gemeinsam mit Marcus Mumford zurückzog, um die neuen Songs zu schreiben und aufzunehmen. Zu kurzen Jam-Sessions kamen dann auch noch Charles Fink oder Tom Hobden (Noah and the Whale) dazu. Das Ergebnis ist sehr gut.

Die UK-Tour Anfang des Jahres ist beendet, momentan tourt King Charles mit seiner Band auf seiner ersten Solotour durch Europa, im Herbst steht Amerika, vielleicht auch noch Australien auf dem Plan. Kurz vor seinem Auftritt im Wiener Chaya Fuera haben wir uns über die Vorteile am Tourleben, Fluchtgedanken und Oscar Wilde unterhalten.

Wie ist die Tour bis jetzt gelaufen?

Ich bin sehr zufrieden. Es war ein schöner Tourstart, mit dem Auto von London nach Prag zu fahren, um dort die Shows in Europa zu eröffnen. Heute sind wir dann um sechs Uhr morgens von Berlin nach Wien gefahren. Aber keine Sorge, zu müde bin ich nicht, ich habe das Lenkrad jemand anderem überlassen (lacht).

Wärst du jetzt nicht topfit, was wäre das Geheimmittel kurz vor der Show?

Um ganz ehrlich zu sein: Ich konzentriere mich darauf, dass ich eigentlich nur zwei Stunden des Tages vollkommen bei mir sein muss, voll konzentriert. Wenn ich weiß, dass ich diese Zeit des Sets absolut munter bin, und alles glatt läuft, passt das. Zumindest versuche ich mich so zu beruhigen.

Das ist deine erste Headline-Tour. Was ist das Beste daran, oder überhaupt, am Touren an sich?

Ich glaube, das was ich am meisten daran mag, auf Tour zu sein, ist der mysteriöse Aspekt dabei. Es liegt in der Natur der Sache, dass du möglichst jeden Tag in einer anderen Stadt aufwachst, aber es ist trotzdem spannend, das Radio aufzudrehen und nicht zu wissen, ob du die Sprache verstehen wirst. Um die Ecke zu spazieren und nicht zu wissen, was dort auf dich wartet. Ich habe lange in London gelebt – und behaupte nicht, alles über die Stadt zu wissen – aber man hat doch seine Lieblingsplätze, die man dann in- und auswendig kennt. Auf die Dauer kann das aber nur abstumpfend wirken. Für mich zumindest.

Und das Schlimmste am Tourleben?

Die Medaille ist natürlich zweiseitig – und so spannend es ist, sich ständig an einem fremden Ort wieder zu finden, so schwierig ist es auch, zu fokussieren, sich zu konzentrieren, bei sich selbst zu bleiben.

Studio oder Liveauftritt?

Weder noch, oder nur beides gemeinsam. Ein großer Teil der Studioarbeit bringt schon die Vision dessen mit sich, wie das Ganze dann live umgesetzt werden soll. Natürlich kann man aber den intimen Prozess im Studio nicht mit einem Auftritt vor Livepublikum vergleichen. Ich würde jedenfalls das eine nicht ohne das andere haben wollen, weil sich beides so extrem beeinflusst und ergänzt.

Nachdem dein Album "Loveblood" 2012 veröffentlicht wurde, warst du beinahe drei Jahre danach durchgehend auf Tour.

Das war schon eine einigermaßen lange Zeit, das stimmt. Ich will diesmal auf jeden Fall schneller nach dem jetzigen Release von "Gamble for a Rose" wieder ins Studio gehen. Es sammeln sich, wenn man unterwegs ist, einfach so viele neue Songideen, Texte an, die ich diesmal unbedingt schneller umsetzen möchte.

Kommst du während der Tour dazu, zu schreiben?

Ich habe Gedanken für Songs, für Textstellen oder Riffs im Hinterkopf, aber ich komme selten dazu, mich hinzusetzen und zu sagen: Ich schreibe jetzt einen Song. Aber so geht es ohnehin den wenigsten, glaube ich. Es ist eher eine Sache, die im Hinterkopf lange vor sich hinbrodelt, bevor ich sie dann tatsächlich zu Papier bringe.

Dein neues Album heißt, wie schon erwähnt, "Gamble for a Rose". Was ist das Konzept, der rote Faden hinter den Songs? Gibt es überhaupt einen?

Ich bin sehr zufrieden, wie das Album als Gesamtes klingt. Ich wollte, dass die Songs – lyrisch und soundtechnisch – eine Einheit bilden, dass sich eine Art Bogen von Anfang bis Ende spannen lässt. Es ist auf jeden Fall kein Album, das aus einzelnen Singles besteht. Die thematische Idee, wenn man so will, ist die der Flucht. Das ist eigentlich auch der Grund, wieso ich schreibe, wieso ich auf Tour bin. Um zu flüchten, so pathetisch das klingt.

Du meinst die Flucht vor dem Alltag?

Exakt.

Wann hast du begonnen, das so zu empfinden – bzw. seit wann schreibst du deine eigenen Texte?

Das hat ziemlich früh begonnen. Als Teenager. Zuerst habe ich Cello gespielt, mit 15 Jahren dann Gitarre. Ich spiele auch Klavier, obwohl meine Mutter Pianistin ist und mir das immer nahelegen wollte, nicht allzu gut. Ich spiele nie live auf der Bühne, sondern nutze es nur, um zu komponieren. Was mich bezüglich meiner Texte am meisten inspiriert und beeinflusst hat, selbst zu schreiben, war der Moment, als ich das erste Mal Bob Dylans Lyrics gehört habe. Meine Welt ist – im besten Sinn – explodiert.

"Gamble for a rose" – worauf bezieht sich der Titel?

Ich muss mich vielleicht etwas ausbessern – der rote Faden, der sich durchs Album zieht, ist wie gesagt der Fluchtgedanke. Es ist natürlich aber genauso eine romantische Idee, die hinter allen Songs steckt. Man spielt mit seinem Leben, oder setzt es aufs Spiel – und das am meisten in der Liebe. So ist auch der Titel gemeint. Als ich das Album geschrieben habe, bin ich auf die Kurzgeschichte "The Nightingale and the rose" von Oscar Wilde gestoßen, von der ich mich dann zum Titel fürs Album habe inspirieren lassen.

Du hattest prominente Unterstützung bei den Aufnahmen zu deinem neuen Album. Marcus Mumford hatte seine Finger im Spiel. Erzähl mir mehr.

Marcus hat das Album produziert, genau. Er war gerade dabei, sein drittes Album in London aufzunehmen und in der Zeit, die er dazwischen freihatte, fuhren wir gemeinsam hinaus aufs Land. Wir haben also immer nur kurze, dafür umso intensivere Intervalle dazu genutzt, meine Songs gemeinsam aufzunehmen und auszuproduzieren. Wir haben hart und schnell an den Songs gearbeitet – zwischendurch waren wieder lange Phasen, in denen wir keine Zeit hatten, uns zusammenzusetzen, weshalb es dann doch ein einigermaßen langer Prozess war, bis alles fertig war.

Woher kennt ihr euch?

Marcus hat schon bei meinem ersten Album teilweise mitgearbeitet. Und ich bin mit Winston, der ebenfalls bei Mumford & Sons spielt, zur Schule gegangen. Da schließt sich der Kreis.

Das zweite Album von King Charles, "Gamble for a Rose", ist am 22. 1. via Buffallo Gang erschienen. Am 8.4. hat er es im Chaya Fuera in Wien zum Besten gegeben.

Bild(er) © Michael Rolt
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