"Tik" vertikkern in den Townships

Alles was uns der Feuilleton zum Todestag Nelson Mandelas verschwiegen hat, zeigt uns dieser Film: Ein harter Thriller über neue und alte Laster Südafrikas in der Post-Apartheid mit Orlando Bloom und Forest Whitaker.

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Ein weißer Mann liegt tot in der Wüste – einige Meter weiter lehnt sein Mörder an einem Baum und tut seinen letzten Atemzug. Er hat so lange auf ihn eingeschlagen, bis der Sand um seinen Kopf herum mit roten Blutflecken gesprenkelt war. "Um Frieden zu schließen, arbeite mit deinen Feinden und sie werden zu deinen Partnern", hat er, der da blutig lehnt – Ali Neumann (Forest Whitaker) – noch wenige Wochen zuvor den südafrikanischen Staatshelden Nelson Mandela zitiert. "Zulu", so heisst der Thriller, mit dem Regisseur Jérome Salle auf dem schmalen Grad zwischen Vernunft und Rache tänzelt und taumelt.

Trauma vom Rassenstaat

Zur Zeit der Apartheit entkam die Hauptfigur in "Zulu" – Ali Neumann, ein der südafrikanischen Volksgruppe der Zulu angehöriger Mann – nur knapp der Rassenpolizei Vlakplaas. Inzwischen ist er zum Chef der Mordkomission aufgestiegen. Man könnte meinen die zahlreichen, schlimm zugerichteten Leichen hätten ihn abgebrüht, doch das Trauma aus seiner Kindheit bleibt: Seine Beziehungen zu Frauen scheitern – nicht zuletzt, weil sich ein auf ihn gehetzter Hund zwischen seine Beine gegraben hat. Im Traum sieht er die hämischen Gesichter der Täter: "Er hat ihn da erwischt, wo es richtig weh tut".

So setzt er alle Energie in seine Ermittlungen, die er mit seinem alkoholkranken aber loyalen Draufgänger-Kollegen Brian Epkeen (Orlando Bloom) trotz tragischer Zwischenfälle weiter fort: Zwei Mädchen wurden brutal ermordet, die Spur führt in die von Gewalt und Drogenmissbrauch geprägten Townships: Die Modedroge "Tik" wird vertikkert ebenso wie Waffen und Prostituierte. Die Gewaltspirale dreht und dreht sich wie ein blutrünstiger Kreisel.

Post-Südafrika Thriller

Regisseur Jérome Salle setzt mit "Zulu" keinen prototypischen Post-Apartheid Thriller in Szene, sondern vielmehr einen sozial,- und politkritischen Rundumschlag der Kehrseite Südafrikas. In knapp zwei Stunden haben nicht nur zerstümmelte Leichen und haarstreubende Strand-Massaker Platz, sondern auch ganz viel Zeitgeschichte bezieungsweise Sozialreportage der Gegenwart. Ein bisschen wie "City Of God". Darüber legt sich eine landschaftliche Schein-Idylle wie aus einem Reiseführer. Man hat kurz dieses riesige Land vor den Augen, Südafrika nach dem Ende der Apartheid, Gerechtigkeit und Freiheit auf den Straßen. Summa Summarum all das, wofür Nelson Mandela so lang im Gefängnis gesessen und gekämpft hat.

Was nach dem Tod des Staatshelden das Land weiter zusammenhalten und auf Kurs bringen wird, das ist eine Frage die sich seine zurückgelassene Partei jetzt stellen muss. Politische Antworten hat "Zulu" nicht zu bieten, dafür starke Bilder diese dringend umzusetzen.

"Zulu" läuft ab 8. Mai 2014 in den österreichischen Kinos an.

Die Autorin auf Twitter: franziska_tsch

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