Time For Heroes (Not For Now)

The Libertines gastierten mit ihrem aktuellen Album „Anthems For Doomed Youth“ in der Wiener Stadthalle. Das Quartett schaffte es zwar nach Wien, der große Freudentaumel blieb allerdings aus.

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The Libertines, allen voran Pete Doherty, haben seit jeher ein etwas angeknackstes Verhältnis zu Wien, respektive zu Österreich. Während Doherty mit seinen Babyshambles ca. jeden relevanten Gig verpeilte oder verhaute, spielte er dazwischen immer wieder halbgare Beisl- und Puffgigs; Gary Powell war dann und wann zu Gast in den einschlägigen Gürtellokalen – für DJ Sets und andere Tollereien; während Carl Barât damit beschäftigt war, 2 ½ Bandprojekte gegen die Wand zu fahren und damit auch immer wieder (mal lustvoller, mal liebloser) in der Donaumetropole vorbeizuschauen. Also warum nun der Trubel um eine Truppe, die seit Jahren von zwei glorifizierten Alben lebt? Nun ja, schlicht und einfach weil „Anthems For Doomed Youth“, das Libertines-Comeback-Album von 2015, äußerst kompakt und schlüssig daherkam – was man von ihrem Auftritt in der Stadthalle keineswegs behaupten kann.

Anfangs blieb wie so oft allen einfach mal der Stock im Arsch stecken. Doch auf die großen, schlüssigen Momente, in denen normalerweise ein Konzert Fahrt aufnimmt und in eine andere Richtung abbiegt, wartete man beim Tourabschluss des Londoner Quartetts vergebens. Die mehr schlecht als recht gefüllte (und auch großzügig abgehangene) Wiener Stadthalle war nicht nur in Schockstarre, ja gar ein kollektives Koma war zu vernehmen. Klar sollten nicht Konzerte wie Reading 2010 oder Hyde Park 2014 (beide am Rande des Abbruchs, aufgrund der unbändigen Crowd) als Referenz herhalten müssen, aber etwas mehr Stimmung als bei einem Bundesligamatch der Güteklasse Mattersburg – Grödig sollte dann schon irgendwie an einem Freitag Abend drin sein. Auch der nur zu 2/3 gefüllte Wavebreaker (für den es einmal mehr separat zu erwerbende Tickets gab) tat seinen Teil dazu.

So wanden sich Doherty und Barat durch die Setlist, welche größtenteils mit Songs der Erstlings "Up The Bracket" und des aktuellen Albums "Anthems For Doomed Youth" gefüllt war. Die schiere Energie, mit denen die beiden in den letzten Jahren von einem kleinen Wirtshaus bis hin zu einem Olympiastadion jede Venue zum kochen brachten, fehlte vollends. Erst nach einer lieblosen ersten Hälfte des Gigs versuchten die zwei mit einem Flea/Frusciante-Jam etwas Schwung reinzubringen, nur um im nächsten Moment vorhersehbar Mikroständer umzutreten und anschließend ins Publikum zu werfen. Dies wurde einmal mehr Dohertys berechenbarer Move, um "die wilden Zeiten" herauf zu beschwören. Gefühlt ein halbes Dutzend Mal flog er lieblos in die ersten Reihen. Einzig bei den Zugaben konnte man erahnen, was möglich gewesen wäre, wenn hier mehr zusammengepasst hätte.

Bleibt nur zu hoffen, dass The Libertines nicht nebenbei noch für einen Headliner-Slot auf einem der Major-Festivals gebucht worden sind. Wobei das in der absoluten Wurschtig- und Bierseligkeit eines dritten Frequency-Tages auch neue Sphären erreichen könnte. Fuck Forever.

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