Der Minimal-Technoproduzent Pantha Du Prince kehrt nach sechs Jahren Studioabstinenz mit »The Triad« zurück. Sein neues Album funktioniert in der Badewanne, am Dancefloor, im Musikwissenschaftsseminar.
Umsonst hat Hendrik Weber alias Pantha Du Prince sein neues Album nicht nach der Dreifaltigkeit getauft: Entweder/Oder-Ordnungen, die Entscheidung zwischen Soll und Sein wollte er hinter sich lassen. Er hat die zehn erwartungsgemäß minimalistisch-technoiden Tracks zwar skizzenartig allein entworfen, sich zu jedem Stück aber je zwei Kollaborateure an Bord geholt (darunter unter anderem Joachim Schütz oder Stephan Abry). Auch Hendrik Webers Stimme ist – auf vier Tracks hymnisch angereichert oder freistehend zu hören – eher Tool als Protagonist.
Analoge Synthesizer aus den 70er Jahren entschleunigen die sonst auf dem neuesten Stand der Technik entworfenen Soundskizzen, inspiriert von den Theorien John Treshs. Nachdem Weber nämlich Treshs »The Romantic Machine« gelesen hatte, ging es mit der obsessiven Feinarbeit an den neuen Songs erst richtig los. In Interviews zu »The Triad« jongliert er mit Begriffen wie »auratisches Potenzial«. Da klopft der Nerd an, zu dem sich Hendrik Weber über die letzten Jahre entwickelt hat, der nicht mehr nur einfach die tanzwütige Crowd unterhalten will, sondern sich tief in austarierte Settings zwischen Mensch und Maschine eingearbeitet hat.
Abgeschreckt? Bitte nicht. Dafür ist das zwar theoretisch-ausgefuchste, aber fast schon liquide durch die Gehörgänge fließende Endprodukt zu gut, ja ironischerweise fast zugänglich geworden. Dass er früher einmal den Bass in einer Indierockband gezupft hat, kaufen Hendrik Weber heute wahrscheinlich die wenigsten ab: die Gitarren sind auch auf »The Triad« wenn überhaupt, so nur sehr abstrahiert vorhanden. Ambient, House und quirlig-verspielte Percussion-Samples mischen sich zu einer geschmeidigen, eleganten Elektronik, die zurückhaltend introvertiert durch die Boxen schleicht. Bestechend großzügig sind die Klangschichten übereinandergestapelt – über fast schon absurde Komplexität staunen darf man ab Nummer eins, Sekunde eins: »The Winter Hymn« (feat. Queens). Diese Musik funktioniert vielerorts, mit geschlossenen Augen im Schlafzimmer, beim Tanzen im Club. Schnell verloren, abgedriftet in eine luzide Traumwelt, weckt einen die rollende, unterschwellig dröhnende Bass- bzw. Drumline sanft wieder auf.
»The Triad« ist bestechend vielfältig. Programmatisch steht ein Songtitel für das gesamte Album, er spricht für sich selbst: »You what? Euphoria«