Versteht koaner, was Yo!Zepp moant und mit Chrisfader und Testa gesamplet hat. Aus vielen Stunden Regionalradiomaterial haben sie ein Dialekt-Album zusammen gekratzt. Zum Interview über Piefke Saga, Tiroler Wahlen und Alltagsgeschichte haben sie uns außerdem einen feinen Mix mitgeschickt.
Passiert nicht oft, dass sich alle Parteien zu einem Hip Hop-Track äußern. Meistens ist das wenig erfreulich und relativ dumm. Aber kurz vor einer Landtagswahl versucht man halt mit jedem Hirnfurz bei der Klientel zu punkten. Ging Yo!Zepp so, als der Protestrap "Schworze Mander" vor der Wahl online ging. Dass Yo!Zepp außer Wut auch ziemlich viel Witz hat, hört man auf dem jüngsten Album "Von Seiten der Gemeinde", gemeinsam mit Chrisfader und Testa. Genau diese Worte spricht ein Lokalpolitiker. Es geht wohl um eine Straße. Oder eine Baustelle auf einer Fernstrasse – große Sache jedenfalls am Land. Der Track beginnt mit einem kurzen Sample über den "Signifyin Monkey", eine semantische Grundfigur im Rappin. Genau wie dieser Affe verdrehen Yo!Zepp, Chrisfader und Testa die Worte der anderen bis möglichst viele Pointen unten raus fallen – liebevoll den Gesampleten gegenüber, wie sie sagen.
Der Linzer Average meinte letztens im Interview, er wäre einer der wenigen, die heute noch auf hochdeutsch rappen. Yo!Zepp ist so ziemlich das lebende Gegenteil. Natürlich ist der Reiz der ganzen Sache, dass die relativ junge Kulturtechniken "Rappen" und "DJing" sich mit den rustikalen, krachenden Ks des Tirolerischen reiben. Sepalots seltsam-fantastische Beat Conducta-Mixe muss man an dieser Stelle wohl auch dringend empfehlen. Oder den Mix, den uns Yo!Zepp, Chrisfader und Testa einfach mal netterweise mitgeschickt haben.
Euer Album steckt voller Witz. Kanns aber sein, dass den viele ab Kufstein und hinter dem Arlberg nicht mehr verstehen?
Ja kann natürlich sein. Aber wir glauben das man trotz Sprachbarrieren den Witz mitbekommen kann. Die Stimmung die durch die verwendeten Sprachsamples entsteht kommt hoffentlich auch rüber wenn man den Inhalt nicht zu 100% versteht.
Wie viel Stunden Material habt ihr für das Album gesammelt? Und wird man da manchmal ein bisschen blöd, wenn man sich durch diese Alltagsgeschichten graben muss?
Wir haben nicht mitgezählt aber es waren unzählige Abende über mehrere Jahre verteilt. Schon die Idee so etwas zu machen erfordert ein gewisses Maß an Blödheit. Aber wir hatten auf jeden Fall sehr viel Spaß dabei.
Redet ihr auch in echt so, oder seht ihr eure Reime auch als Kunstsprache, die übertreiben und überspitzen soll?
Ja, diese Sprache gibt es wirklich und wir reden auch im Alltag so. Aber wie es halt in Raptexten so üblich ist, werden gewisse Dinge natürlich übertrieben und überspitzt formuliert. Es ist aber nicht so das wir irgendwelche Wörter erfinden.
“Schworze Mander” war ja Hip Hop wie er auch sein soll, ein wütender Protest. Habt ihr die denn Occupy-Masken noch? Gabs Feedback?
Da der Track zeitnah zu den Landtagswahlen in Tirol veröffentlicht wurde, gab es in dieser Zeit Feedback in Form von Facebook-Postings beinahe aller politischen Parteien in Tirol. Das erlebt man als Rapper auch nicht so oft. Die Masken ziehen wir nicht mehr so oft an, weil wenn wir sie anziehen, dann schwitzen wir volle.
Lieblingsteil der “Piefke Saga”?
Alle von vorn bis hinten genial. Und es gibt Gerüchte dass Felix Mitterer bereits an der Russen Saga arbeitet. Wir hoffen darauf!
Wem fühlt ihr euch mehr verbunden, Kurt Razelli oder Koenigleopold? Und Oliver Kalkofe oder Stefan Raab?
Weder noch. Wir schätzen zwar deren Arbeit, sehen unsere Tracks aber mehr als Hommage an den vielschichtigen Tiroler Dialekt. Uns liegt es fern sich über irgendjemanden lustig zu machen. Wir lachen mit und nicht über die Protagonisten.
Das Cover sieht ein bisschen ähm, rustikal aus. Und ehrlich gesagt ein bisschen random. Gibts dafür denn ein supergutes Konzept?
Wir finden das Cover eigentlich super. Fast schon gewaltig. Das Album hat ein Konzept, das Cover nicht.
Kann man auf Tirolerisch auch über Liebe singen bzw. rappen?
Selbstverständlich. Vielleicht klingt es für Außenstehende nicht wirklich romantisch aber es funktioniert.
Was hält einen eigentlich im Tiroler Oberland?
Zwei Drittel von uns wohnen in Wien. Der dritte will, dass ihn jeder kennt und das ist in Wien zur Zeit noch nicht der Fall. Aber wir arbeiten daran.
"Von Seiten der Gemeinde" von Yo!Zepp / Chrisfader / Testa ist bereits via Duzz Down San erschienen. Auf Bandcamp kann man es streamen. Oder kaufen.