So gut, dass mir schlecht wird

Mit Songs für blasse Gamer hat sich der Salzburger Dame auf über 40 Millionen Youtube-Klicks hoch gelevelt. Jetzt spittet er auch über Liebe. Warum das Kunst ist.

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»Und ich sitz wieder vorm PC, spiele WoW. Alles für die Horde, meine Freundin sagt sie geht …/ Und wenn beides nicht geht, gibt’s nur einen einzigen Weg, also pack doch deine Sachen und geh.« Dame weiß, wie man richtige Prioritäten setzt. Im Zweifelsfall eben alles für die schönste Sucht der Welt. Sein »World Of Warcraft«-Song wurde bis heute über sieben Millionen Mal angesehen.

Seit drei Jahren lädt er immer wieder Videos hoch, die sein aktuelles Lieblingsgame abfeiern. Dort schaltet er die Realität aus, skillt sich hoch, sammelt Kill um Kill, sprengt große Ringe im Universum oder bringt den Nexus zum Fallen. »Call Of Duty«, »Black Ops 2«, »Halo«, »League Of Legends«, das sind seine bisher größten Hits. Der Dreh ist simpel: Games sind immerhin eine junge Kulturtechnik, die trotz ihres enormen Erfolgs immer noch belächelt wird. Es gibt ja über alles Songs, Autos, Sex, den Kapitalismus und den Tod. Das macht Pop aus. Natürlich braucht es auch welche über Zockerei, natürlich soll das gefeiert werden. Das wusste zum Beispiel auch schon Marteria. Das weiß auch Dame.

OMG CAMP

Dame macht das nun recht eigenwillig. Es wäre es naiv zu glauben, dass er all seine Texte genauso meint. Da ist viel Fiktion dabei. Dames manchmal dezent ungelenke Reime schillern. Sie sind in einem ganz klassischen Sinn nicht wirklich gut. Vor ziemlich genau 50 Jahren hat nun Susan Sontag einen kurzen Essay geschrieben, »Notes on Camp«. Darin greift sie die traditionelle Auffassung dessen an, was denn Kunst ist. Das Schöne, Wahre und Gute, das allein kann es bitte noch nicht gewesen sein. Menschen finden ja laufend Dinge toll, die ihnen nicht gefallen sollten, die nicht dem allgemeinen Geschmack entsprechen. Camp, eine bestimmte Ästhetik, die vor mehr als 100 Jahren aufkam, will nun überspitzen und übertreiben. Dinge – also Filme, Songs, Menschen oder auch Gebäude –, die camp sind, sind extravagant, unernst, hochstilisiert, naiv, auch vulgär, ephemer und künstlich. Kitsch oder Eurotrash können camp sein. Die Songs von Dame sind das im besten Sinn auch.

Wenn nun also Dame camp ist, dann sind seine Songs tolle Außenseiter-Kunst. Da passt es ins Bild, dass seine jüngste Single »So wie du bist« genau die besingt. Tätowierte, Schwule, Magersüchtige, Leute mit Macken bekommen ein paar sentimentale Zeilen über einer simplen Piano-Melodie gewidmet. Auf Dames aktuellem Album kommt man mit traditionellem Geschmack nicht weit. Humor schadet jedenfalls nicht, wenn man hört, dass Dame ein verkanntes Genie ist, dass er von der NSA verfolgt wird, dass Liebe ihn unbesiegbar macht oder dass Rap sein Hobby ist. Weil bitte, wer sagt heute noch Hobby? Das Album ist dabei beachtlich produziert, die Beats und Hooks unaufregend, aber ziemlich radiotauglich.

Ist das aber überhaupt noch camp? Und ist Camp nicht schon längst hinüber, weil Ironie und alles Triviale – vom Dschungelcamp und Black Swan bis Glee und 90er-R’n’B – ohnehin total akzeptiert ist? Man kennt Camp heute von Lady Gaga bis einmal die Popgeschichte rauf und runter. Dame bringt zumindest mit seinen Games-Songs eine neue Facette in diese schillernde Ästhetik. Ihm wird es auch relativ egal sein. Sein Album ist auf Platz 5 in den heimischen Charts eingestiegen.

»Rap ist sein Hobby« von Dame ist bereits via Damestream erschienen. Dame gibt es sonst vor allem auf Facebook und Youtube. Am 14. Mai spielt Dame live im B72.

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