Die Szene in Wien floriert. Doch neben den großen Locations wird nach wie vor in kleinen Clubs, in den Beisln und Pubs der Hauptstadt gefeiert. Doch tut sich da irgendwas? Genau hier fragen wir nach. Heute bei Roman vom Transporter.
Das Transporter in der Kettenbrückengasse ist die zeitgemäße Antwort auf protzige Clubs und verwöhnte Kinder. Nämlich eine individuelle Hüpfburg für unausgelebte Jugendsünden. Und obendrein schaut es auch recht schick aus. Nicht zu schick. Genau richtig schick, um irgendwo zwischen Moderne und Abgefucktness zu schwimmen. Früher mal hatte man gesagt, der Transporter ist voll Berlin. Aber das trifft es schon lange nicht mehr. Der Transporter ist vor allem eins: Undergroundig. Es gibt nicht mal ein Schild an der Tür.
Im Transporter kann so einiges passieren. Konzerte, DJs, Poesie, Ping Pong. So genau wissen wir das selbst nicht. Wir haben nur gehört, dass es dort nachts mehr abgeht, als auf der Tweetwall von Felix Baumgartner. Aber wenn dir im Transporter doch fad wird – dann stell dich doch an die Bar und quatsch ein wenig mit Roman. Also das würden wir machen.
Für Leute, die noch nie im Transporter waren, ist es nicht leicht, etwas über euch zu erfahren. Keine Website, wenig Fotos auf Facebook, schwer zu finden. Lüftet mal ein paar Geheimnisse. Wollt ihr recht anonym bleiben?
Die Seite ist wieder online! Der gesamte Webauftritt ist aber tatsächlich nicht gerade aggressiv. Mundpropaganda ist nach wie vor unschlagbar, finde ich.
Seid ihr ein Club, eine Bar, ein Beisl oder irgendwas dazwischen?
Der Transporter ist eine Bar mit Club-Avancen. Seit mittlerweile über zehn Jahren versuchen wir mit gesundem Understatement und dem gebotenen Musik- und Kulturprogramm ein Hort für nächtliche Freuden zu sein.
Abgefuckt, Durchschnitt, Hipster, Boboflair, lässig, nicht zu ernst, undergroundig. Das sind ein paar der immer öfter auftauchenden Begriffe in Reviews über euch. Wie steht ihr dazu?
Die ein oder andere Bezeichnung trifft vielleicht zu. Generell nehm ich solche Schubladen nicht zu ernst.
Wie setzt sich euer Programm zusammen und wer entscheidet darüber?
Es besteht aus einer Mischung von regelmäßigen, monatlichen Abenden, einmaligen Parties und dann Leute aus dem weiten befreundeten Umfeld, die hin und wieder mal anklopfen. Dank des flexiblen Raums sind auch Kooperationen möglich, wie zu Beispiel Flohmärkte, Pop-Up-Stores oder Theater.
Gibt es Musikrichtungen oder Darbietungsformen, die im Transporter keinen Anklang finden würden bzw. sofort abgelehnt werden?
Wir haben wirklich ein tolles, offenes Publikum, das nicht so schnell schockiert ist. Aber ich glaube alles Stur-Monotone nervt dann irgendwann.
Kann man bei euch auch selbst veranstalten? Was muss ich dabei beachten?
Ja, auf jeden Fall – muss aber natürlich passen.
Ihr habt ja größtenteils Auflegerei, aber auch Livekonzerte. Was funktioniert besser? Was ist spannender?
Wenn jemand von der Bühne den direkten Kontakt zum Publikum sucht, hat das schon starke Kraft – egal ob Band, Lesung oder Stück. Aber auch eine stimmige DJ-Dramaturgie kann einen zauberhaften Abend garantieren.
Das ist mittlerweile schon ein Zeiterl her, aber ihr habt ja beim Lokale Hilfe Gastro Tag mitgemacht. Findest du generell, dass sich ein Lokal oder ein Club politisch positionieren soll?
Das hängt natürlich immer vom Lokalbetreiber ab. Wenn Privat- und Berufsleben so nahe beieinanderliegen, wie bei mir, ist das selbstverständlich. Mit Aktionen wie diesen, kann man ja noch viel besser die Öffentlichkeit erreichen. An dieser Stelle: Danke Christian Schädel!
Stadtbekannt.at wirft euch einen "Berliner Flair" vor. Würdet ihr das so unterschreiben? Was ist das überhaupt?
Jaja – wieder diese leidigen Schubladen. Mittlerweile hab ich meinen Frieden damit gemacht. Ich glaube, hinter diesem Begriff steckt ein totales Zeitgeistphänomen. Junge, kreative Leute wagen ihr eigenes Ding mit relativ geringem finanziellen Aufwand, stecken viel Herzblut rein und setzen ihre eigenen gestalterischen Ideen um – teilweise recht improvisiert. In Berlin war das eben eine zeitlang eine richtige Flut und hat dieser Art Initiativen ihren Namen gegeben.
Wie hat sich deiner Meinung nach die Club- und Ausgehszene in den letzten 5-10 Jahren in Wien verändert?
Das hat sich sehr verändert. Das hat sicher auch mit dem starken Zuzug von vor allem jungen, internationalen Studis zu tun. Die sind in den vielen, neu entstandenen Bars und Clubs gut aufgehoben. Ich habe das Gefühl, dass die einzelnen Szenen nicht mehr so starr und inhärent sind. Die Sperrstunde bis 6 Uhr und die Wochenend-Ubahn waren gute Entscheidungen für die Stadt. Und es gibt superviele, neu, gute Bands.
Gibt es einen klassischen Transporter-Gast?
Das ist eine durchschnittlich-abgefuckte Hipster/ Bobo-Persönlichkeit. Eher lässig, nicht zu ernst und natürlich undergroundig.
Wenn man ein Lokal wie das Transporter betreibt. Geht man dann eigentlich auch noch wo anders fort? Wenn ja, wo?
Äußerst selten. Ich gehe eher ins Wirtshaus.
Seid ihr riesige Ping Pong Fans oder was treibt ihr so an einem normalen Mittwoch?
Das IST unser normaler Mittwoch! Unser Fit-mach-mit Beitrag fürs Wiener Nachtleben. Kontaktfreudige Leute stehen teilweise zu zwanzigst um den Tisch und spielen Ringerl – ein echtes Unter-der-Woche-Highlight!
Was muss ich tun, um bei euch nicht reinzukommen?
Zhaus bleibn.
In diesem Sinne: Willst du hip, abgefuckt und undergroundig sein, begib dich ins Transporter. Ziehe dabei nicht über Los, hebe aber dreißig Euro ab. Die sollten reichen, denn ein Seiterl kriegt man ab 2,60, einen Spritzer ab 2,50. Das aktuelle Programm findest du mit Glück irgendwo im Internet. Probier’s am Besten hier.
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