The Gap zeigt das neue Video von Casper – dem vielleicht Aufsehen erregendsten, ambivalentesten, größten Stück Musik, das deutscher Rap seit Sido und Bushido hervorgebracht hat. "So Perfekt" heißt die Single.
Den Sound, die Besonderheiten und die Geschichte von Casper hat Klaus Buchholz in seiner Review von "XOXO" bereits äußerst treffend beschrieben. Casper, damit gehen wieder einmal die Diskussionen um den wahren Hip Hop los. Wegen seiner wenig orthodoxen Haltung, Style und Inhalten schlägt ihm aus den inneren Zirkeln der wahren Lehre einiger Unmut entgegen. Dabei denkt Casper Entwicklungen weiter, die im Schoß von Hip Hop, den USA, mit Acts wie Kanye West, Drake oder Lupe Fiasco längst im Mainstream angekommen sind. Jetzt eben Casper.
Jetzt eben "So Perfekt". Der Song tänzelt elegant auf dem schmalen Grat zwischen Eins Zwo und Polarkreis 18, er handelt von Underdogs und Ausgestoßenen, Zu-Spät-Gekommenen und Selbstzweifeln. Nichts ist übrig geblieben von den schlichten Partyparolen und Harte-Jungs-Posen der Konkurrenz. Stattdessen gibt es Zwischentöne und schaumgebremste, introspektive Hymnen. Die Bilder von Cheerleadern und Football-Spielern fallen entsprechend unglamourös aus, sie bluten und schwitzen, liegen zwischen ihren Choreografien am Boden oder sind erschöpft. Über allem liegt ein leichter Schleier, ein Stimmung, die zwischen Morgengrauen und frühen Abendstunden wechselt.
Im Interview mit dem Intro-Magazin beweist er, dass Rap auch einmal ein wenig reflektiert sein darf. Das macht all die anderen Ghetto- und Studentenrapper nicht plötzlich überflüssig, aber ein Stück weit darf von den geheiligten Wurzeln abgerückt werden.
Ja, deutscher Rap hat etwas wie Casper nötig gehabt.