Bipolar Feminin unterziehen Körperbilder einem Realitätscheck – und zwar mit dröhnenden Gitarren. Im begleitenden Video von Paula Wölger sind nackte Menschen als abstrakte Formen inszeniert.
Von Grenzen, die – nur so als Beispiel – Männer gerne überschreiten, handelte schon die Debütsingle von Bipolar Feminin. Nachvollziehbar, dass die Frustration über dieses permanente, inadequate Verhalten zum wohl ungewöhnlichsten Mitsingrefrain der jüngeren österreichischen Musikgeschichte führte. Gleichermaßen dringlich wie eingängig heißt es in »Süß lächelnd« nämlich: »Ich töte euch alle / Ich bring euch alle um / Vielleicht häng ich euch auf / Vielleicht stech ich euch in den Bauch«.
Selbsthass und Selbstliebe
Bei »Fett«, Single Nummer zwei, gibt’s jetzt mit etwas mehr Wucht ordentlich auf die Ohren. Der Song – punkig, aber mit Indie-Pop-Appeal – thematisiert das Leben mit einem fetten Körper. Es geht um Dinge wie fehlende Anerkennung und Akzeptanz, aber auch um Selbstliebe und übertriebene Verherrlichung.
Zwei Kilo mehr und der Selbsthass steigt
Doch ich bin wunderschön, ich bin eine Gottheit
Ein Vorbild, so selbstbewusst trotz alledem
Mein Körper sprengt dein System
Im Begleittext lassen uns die guten Menschen von Numavi Records und Bipolar Feminin wissen: »Der eigene Körper muss nicht immer geliebt werden, er muss sich nicht immer gut anfühlen. Aber das ist im besten Fall ein Prozess mit sich selbst. Und für die Tage, an denen eine Auseinandersetzung mit dem eigenen Körper stattfindet, kann ›Fett‹ vielleicht tatsächlich ein bisschen ein Vorbild sein. Nämlich, um das Tabu und die Stigmatisierung um fette Körper zu brechen, sanft zu sich zu sein und sich – egal in welchem Körper – gut fühlen zu dürfen, aber nicht zu müssen.«
Zustimmendes Grinsen
Die Musik, zu der die Band – Leni Ulrich (Gesang), Jakob Brejcha (Gitarre), Samuel Reisenbichler (Schlagzeug) und Max Ulrich (Bass) kennen einander vom gemeinsamen Aufwachsen in Ebensee – ihre Ideen und Anliegen formt, drückt uns in ihrer Expressivität und Deutlichkeit, quasi mit dem Hintern, ein zustimmendes Grinsen ins Gesicht. Und setzt dabei Energien frei, die schon bald auf einem Konzert von Bipolar Feminin rausgelassen werden sollten. »Alles niederbrennen außer Kalorien!«
Die Single »Fett« von Bipolar Feminin ist heute, also am 18. Februar 2022, bei Numavi Records erschienen. »Piccolo Family«, die Debüt-EP der Band, ist für 1. April geplant.