Sein neues Video nutzt Boardallein für Statements, Auseinandersetzung und jede Menge Oberkörper. Der neueste Release auf Futures Future kommt nicht nur mit viel Vorsicht, sondern auch mit Leseempfehlung daher.
Na, wer holt sich denn da Anleihen bei der Bloodhound Gang, um im Track so ziemlich das Gegenteil von der Truppe aus Pennsylvania zu machen? Boardallein aka Kilian Gamlich trat bisher neben seinen einzelnen Solotracks hauptsächlich als Beatmaker und Produzent (unter anderem für Nike 101) in Erscheinung. Mit »Babyshampoo« und dazugehörigem Video liefert er jetzt eine bassgewaltige Reflexion seiner cis-männlichen Verantwortung – begleitet von einem massiven Beat.
»No more tears, ich trink’ Babyshampoo.« – Der Track, der von Höhen nicht viel hält und stattdessen lieber im unteren Spektrum herumpumpt, strotzt nur so vor Adlibs. Zur Reminiszenz auf den österreichischen Cloud-Rap der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrzehnts wird dabei nicht nur eingeladen, sondern nahezu gezwungen. Die Stereo-Einsätze von »Kuckuck« über »Pew Pew« bis hin zu »Ois leiwaaand!« entlocken dabei (mindestens) den ein oder anderen Schmunzler. Das von Jonas Metzler produzierte Video passt mit der typischen Ästhetik von schnellen Bild- und Ausschnittswechseln, Fischauge galore und einem ausnahmslos freien Oberkörper des Künstlers wie der Popo auf die Brille. Als besonderes Schmankerl gibt’s ein Trompetensolo obendrauf!
Reflektiert gegen das Patriarchat
Dass der Künstler sich in Song und Video nicht nur mit Rollenbildern im Generellen, sondern auch mit seinem eigenen Verhalten im Speziellen auseinandergesetzt hat, bemerkt man schon, bevor der erste Ton erklingt. In einer krakeligen Message zu Beginn des Videos positioniert sich Boardallein gegen die Zensur weiblicher Nippel auf Social Media. Sein Hadern mit dem Thema passiert dabei nicht im stillen Kämmerchen, über Instagram wurde die Frage nach dem freien Oberkörper nach Abschluss der Dreharbeiten öffentlich bearbeitet. Ohne Shirt, aber immerhin konsequent.
Em Ende der Credits in der Videobeschreibung findet sich außerdem als kleines Easter Egg eine Leseempfehlung zu »The Will to Change« von Gloria Watkins aka Bell Hooks, einer bekannten afroamerikanischen Feministin und Antirassistin. Das 2004 erschienene Buch gilt als eines der Hauptwerke gegen das Patriarchat und kann als Manifest gegen die nach wie vor vieldiskutierte toxische Männlichkeit verstanden werden – adressiert werden dabei eben Männer wie Boardallein, die aus diesen Strukturen ausbrechen wollen. Lines wie »Ich brauch‘ nicht zu weinen, aber könnte das tun« unterstreichen, dass manche Stellen davon Eindruck hinterlassen haben.
Die Videosingle »Babyshampoo« von Boardallein ist heute, also am 28. Mai 2021, bei Futures Future erschienen.