Lil Julez hat Spaß vorm Greenscreen – und wir mit seiner Debütsingle. Spitzbübischer Slacker-Pop, bei dem die Gitarren gern ein wenig eiern dürfen. Ja, das war ein Kompliment.
Wie sich Lil Julez in dreierlei Outfits durch sein Debütvideo bewegt – irgendwo zwischen schlurfend und tänzelnd –, während im Hintergrund Koi-Karpfen und leuchtende Quallen durchs Wasser gleiten, das hat was. Und legt nahe, dass dem 22-jährigen Wiener auch schon mal der Schalk im Nacken sitzt. Nicht nur in dieser Hinsicht ist eine gewisse Nähe zu einem ganz Großen – und vor allem: einem ganz großen Schelm – des Indierock der 2010er-Jahre zu erkennen. Nein, denn auch der leicht verstrahlte Slacker-Bedroom-Pop seiner Debütsingle »Saw Someone Like You« erinnert freundlich, aber bestimmt an – ja, genau – Mac DeMarco.
Lässige Melodien, schmuddelige Mütze
Wenn wir nun also Lil Julez’ »Salad Days«, seinen grünen Jugendjahren, beiwohnen – der Song entstand schon vor längerer Zeit und schlummerte dann vergessen auf einem Demo vor sich hin – stellt sich dieser Vergleich aber nicht als Hypothek dar, sondern vielmehr als Investition in die Zukunft des – ich rate jetzt mal – kleinen Julius. Weil die Melodien genauso lässig sitzen wie der übergroße Lederblazer, die Keyboards und Gitarren leicht schief wie die schmuddelige Kapitänsmütze.
Aber lassen wir auch Lil Julez noch zu Wort kommen: »Die Grundidee des Videos war, ein japanisches Karaoke-Setting nachzustellen, bei dem ja häufig ein trashiger Greenscreen zum Einsatz kommt. Der Song klingt für mich ein wenig so, als wäre er unter Wasser mit Spongebob aufgenommen worden, deshalb die vielen Meeresbewohner im Video. Ich bin außerdem großer Wes-Anderson-Fan, deshalb habe ich mir für den Dreh sogar einen originalen Chas-Tenenbaum-Adidas-Anzug besorgt.«
Man merkt, da hat einer Spaß an der Sache. Und davon profitieren letztlich auch wir, denn »Saw Someone Like You« ist ein vielversprechender Auftakt. Sehr gerne bald mehr davon!
Die Single »Saw Someone Like You« von Lil Julez erscheint am 18. Februar 2022 bei Fabrique Records.