Wer zwischen Pavement und Mac DeMarco eine Verbindungslinie zieht und diese Linie dann Richtung Mitteleuropa verlängert, müsste eigentlich bei Nichi Mlebom landen.
Hinter dem nicht ganz leicht von der Zunge gehenden Pseudonym steckt der Musiker Julian Werl. Dieser ist, in Wien geboren und auf einem Bauernhof im Südburgenland aufgewachsen, 2019 nach Tschechien gezogen und hat in der Altstadt Brünns in einer Erdgeschoßwohnung ein kleines Heimstudio eingerichtet, von dem aus er nun schon seine zweite feine Single in die Welt hinausschickt.
Wie bei »Hunger«, das im Mai bei Numavi Records erschienen ist, hat auch bei »Blursongtwo (Or Starring At Sheep)« Vendula Pukyšová von der tschechischen Noiserock-Band Sinks mitgewirkt. Werls Gedanken drehen sich darin um die Corona-Krise, den Zwang, produktiv sein zu müssen, und die existenzielle Bedrohung, die das große C für jemanden bedeutet, der vom Touren (auch mit anderen MusikerInnen, so ist Werl etwa Mitglied bei den Bands Land Of Ooo und Baits) lebt.
Eine gute Portion Slacker-Aesthetics
Zugegeben, ausprobiert haben wir das mit der eingangs angesprochenen Verbindungslinie nicht, aber wir verlassen uns hier auf unser Gefühl, denn neben Lo-Fi-Gitarren hat Nichi Mlebom auch eine gute Portion Verschrobenheit und Slacker-Aesthetics im Angebot. Blurs »Song 2« darf als eher falsche Fährte abgetan werden. Aus dem vermeintlich überschüssigen R im alternativen Titel der Single ergeben sich aber interessante Deutungsebenen, über die locker noch ein paar Hördurchgänge sinniert werden kann. Die Schafe anstarren oder doch bei ihnen der Star sein? Egal. Spaß macht jedenfalls neben dem Song selbst auch das Video dazu, das der Wiener Künstler Fazo gestaltet hat – Drachen, Skateboards und Jean-Claude Van Damme inklusive. Es läuft übrigens in Kürze auch bei euch auf Repeat. »Sheep, sheep, sheep, sheep, sheep, sheep.«
Die Single »Blursongtwo (Or Starring At Sheep)« von Nichi Mlebom erscheint am 30. Oktober 2020.