Die Stimmung dreht in Richtung surreal und apokalyptisch, wenn sich die Avantgarde-Rabauken von Soda Gomorra an der Handysucht des Menschen abarbeiten.
Die Songs schlagen Haken, geben sich widerspenstig, die Texte bewegen sich zwischen Dada und Gaga: Die transkulturelle Wiener Band Soda Gomorra hat mit ihrem zweiten Album »Gürtel« im Vorjahr einen fordernden Brocken Musik vorgelegt – irgendwo zwischen Artrock, Postpunk, Avantgarde und Experiment. Dass dieses Konglomerat bestens mit einem kritischen Blick auf den Zustand der Welt zusammengeht, zeigt die Single »Homohandikus«, deren ausuferndes Musikvideo hier seine Online-Premiere feiert.
Das ist eine Symbiose
Homohandikus
Alle haben Telefone
Neue Leute
Google sagt, wo, wer und was
Homohandikus
Google sagt
Neue Leute
Alexander Marković quetscht nicht viele Wörter aus seinem Rachen, bei aller Abstraktheit machen diese aber klar, worum es in »Homohandikus« geht: um den Menschen und seine Abhängigkeit vom alles einnehmenden Mobiltelefon. Auch das Video erzählt – in fünf Kapiteln plus Eröffnungs- und Schlusssequenz – von dieser neuen Art.
Kein gutes Ende
»Der Homohandikus«, so Regisseur Mikal Maldoror, »unterscheidet sich vom Homo sapiens durch folgende körperliche und geistige Merkmale: Smartphone- und Internetsucht, schmerzende Hände, Schäden im Bereich der Halswirbelsäule, Tunnelblick, ein vergrößerter, muskulöser und zittriger Daumen, Brille seit früher Jugend.« Dass die Geschichte – sie reicht von der Steinzeit bis in die Gegenwart – kein gutes Ende nehmen kann, versteht sich von selbst.
Bemerkenswert: Das Video zu »Homohandikus« wurde bereits mit drei Awards bei internationalen Festivals ausgezeichnet und war für mehr als ein Dutzend nominiert.
Das Album »Gürtel« von Soda Gomorra ist im Vorjahr erschienen. Die Band ist am am 17. Mai 2023 im Rhiz in Wien live zu sehen.