Voodoo Jürgens ist endlich in seiner ersten Hauptrolle zu sehen. In »Rickerl – Musik is höchstens a Hobby« spielt er einen Musiker, der nicht nur mit seiner Karriere, sondern auch mit Vater-Sohn-Konflikten hadert.
Man kennt ihn von den Konzertbühnen des Landes, nun ist Voodoo Jürgens in seiner ersten Hauptrolle vor der Kamera zu sehen. Der Musiker spielte bereits einige kleinere Rollen, im neuen Film von Adrian Goiginger ist er der Protagonist. Goiginger machte erstmals mit »Die beste aller Welten« auf sich aufmerksam, mit »Rickerl – Musik is höchstens a Hobby« will er die Essenz des Austropop und der österreichischen Beisln auf die Leinwand bringen. Voodoo Jürgens schien ihm dafür genau die richtige Person zu sein. The Gap bat diesen zum Interview.
Wie hast du zu diesem Film gefunden und wie bist du mit Regisseur Adrian Goiginger in Verbindung getreten?
Voodoo Jürgens: Adrian hat ganz förmlich übers Management angefragt, dass er sich gern mit mir treffen würde. Ich habe ihn dann in unserem Headquarter namens »Wimmerl« empfangen. Das war 2017, da waren Adrians erster Film »Die beste aller Welten« und meine erste Platte »Ansa Woar« grad draußen.
Du bist den Leuten vor allem als Musiker bekannt. Welchen Reiz hat die Schauspielerei für dich und wie hast du dich auf diese Rolle vorbereitet? Hast du etwa Schauspielunterricht genommen?
Ich fand die Schauspielerei eigentlich immer schon reizvoll und hätte eigentlich immer gern Unterricht genommen. Bei diesem Film war ich von Anfang an eingebunden, konnte also gleich drüber nachdenken, wie ich meinen Rickerl anlegen werde. Ich würde sagen, dass die langen Gespräche eigentlich die beste Vorbereitung waren. Ich hatte jemanden, der mir beim Textlernen half, was sehr wichtig war, und vor dem Film wurde natürlich auch geprobt.
Gemeinsam mit Adrian Goiginger hast du lange an der Charakterentwicklung der Figur Rickerl gearbeitet. Würdest du diesen Prozess kurz skizzieren?
Der Ausgangspunkt war meine erste Platte und die Idee, diese Lieder zu einem Film zu machen. Wir haben uns dann eigentlich über Jahre im Kaffeehaus getroffen, Gedanken ausgetauscht und aufgeschrieben. Mir war wichtig, da ein bisschen Abstand zu Voodoo Jürgens reinzubekommen. Deshalb habe ich gesagt, dass ich der Figur Rickerl nur meine Lieder leihe und wir ihm einen Lebenslauf verpassen.
Am Set wurde oft improvisiert. Fiel das allen Beteiligten leicht? Welche anderen Erinnerungen hast du an den Dreh?
Naja, nicht jede*r liebt das Improvisieren, aber im Großen und Ganzen kann ich mich nicht erinnern, dass jemand damit große Probleme gehabt hätte – und ich mag sowieso sehr gern, wenn bei solchen Projekten nicht jeder Satz in Stein gemeißelt ist. Es gab ein Drehbuch und einen Leitfaden, aber um den herum sollten wir improvisieren. Ich habe es als anstrengende, aber sehr schöne Zeit in Erinnerung. Adrian weiß einerseits, was er will, ist aber andererseits nicht zu stur, um sich nicht auf Neues einzulassen. Das schätze ich an Menschen.
Die Musik wurde live am Set aufgenommen. Welche Herausforderungen ergaben sich dadurch?
Mein Mikrofon war in einer Halskette eingebaut und die hat sich ständig verdreht. Da wurde ziemlich viel gezupft. Ein Studio bietet ganz andere Möglichkeiten, aber wir wollten, dass es so natürlich wie möglich klingt, dass es sehr im Moment bleibt – und das haben wir auch hinbekommen.
Der Film zeigt die Welt der Beisln und Tschocherln. Wie würdest du diese Welt beschreiben? Inwiefern existiert dieses Wien noch?
Die klassischen Beisln werden immer weniger und da gibt es viele Gründe dafür. Für uns war das auch ein Anlass, in diese Welt einzutauchen, in der es manchmal rough und doch auch sehr liebevoll zugeht. Ein Ort, an dem Rickerl seinen Frust ertränken kann, aber auch unter Freund*innen ist und von seinen Problemen erzählen kann.
Sowohl die Musik als auch die Orte des Films tragen dazu bei, die Essenz des Austropop einzufangen. Das sei laut Adrian Goiginger auch die Intention gewesen. Was bedeutet Austropop für dich?
Ich tue mir mit dem Begriff ja sehr schwer und sehe mich eigentlich nicht als jemand, der Austropop macht. Trotzdem spielt der Film mit dem, was man gemeinhin als Austropop bezeichnet. Es gibt viel Musik aus Österreich, die mir sehr taugt, und einiges davon taucht im Film auf.
»Rickerl« ist auch ein Film über Vater-Sohn-Beziehungen. Wie schafft Rickerl es, ein guter Vater zu sein und auch die eigene Beziehung zu seinem Vater neu zu denken?
Ich würde jetzt nicht unterschreiben, dass Rickerl ein guter Vater ist. Trotzdem liebt er seinen Sohn über alles. Man gibt ja bestimmte Muster an seine Kinder weiter und an einem gewissen Punkt muss Rickerl sein Vatersein neu überdenken.
Lange lebt Rickerl in seiner eigenen Welt – und auch in der Vergangenheit. Er kann mit der Beziehung zu seiner Ex Viki nicht ganz abschließen, hat viel ältere Freund*innen und besitzt zum Beispiel kein Smartphone. Warum kann er nicht loslassen und sich auf das Jetzt konzentrieren?
Er hat die Trennung noch nicht ganz überwunden und muss erst seinen Platz in dieser neuen Konstellation finden. Es fehlt ihm an Biss und Selbstvertrauen. Der einzige Ort, an dem er ein bisschen Bestätigung bekommt, sind kleine Beisln. Er will alles auf seine Art machen – und das heißt auch ohne Smartphone, dafür mit Schreibmaschine.
Letztlich muss Rickerl an sich glauben und zu sich stehen, um die Beziehung zu seinem Sohn zu retten und seine Musikkarriere weiterzubringen. Siehst du hier eine Parallele zu deiner Karriere? Wie ging es dir dabei, für deine kreative Vision einzustehen?
Der Film ist keine Biografie und trotzdem gibt’s natürlich Parallelen. Ich habe immer Musik gemacht, weil mir das einfach taugt. Ob man davon einmal leben kann, steht auf einem anderen Blatt. Bei mir hat es lang nicht danach ausgesehen. Die Geschichte, dass du nur hart genug arbeiten musst, und dann wird’s etwas, halte ich für eine Mär. Aber ein bisschen Biss schadet sicher nicht.
Der Film »Rickerl – Musik is höchstens a Hobby« ist ab 19. Jänner 2024 in den österreichischen Kinos zu sehen.