Zehn Jahre nach »Ballroom Stories«, seinem bislang erfolgreichsten Album, präsentiert Klaus Waldeck mit »Atlantic Ballroom« einen würdigen Nachfolger.
Lässt man die leidige Genrediskussion mal beiseite, ist Waldecks »Atlantic Ballroom« einfach ein entspanntes und abwechslungsreiches Album. Gut zehn Jahre sind seit »Ballroom Stories«, dem bis dato kommerziell erfolgreichsten Waldeck-Longplayer, ins Land gezogen. Dazwischen gab es einen kurzen Abstecher ins Gefilde der Canzoni italiane, doch die unbeschwerten, mediterran geprägten Lieder blieben leider erfolglos. Dabei waren die Spaghetti-Songs der beste Beleg dafür, dass sich der musizierende Jurist Klaus Waldeck immer wieder neu erfinden kann – eine Qualität, die aus nicht nachvollziehbaren Gründen weder vom Publikum noch von Plattformen wie Spotify wirklich goutiert worden ist.
Weniger ist mehr
Ist »Atlantic Ballroom« also bloß more of the same oder hat der neue Longplayer im Vergleich zum zehn Jahre älteren »Ballroom Stories« tatsächlich neue Impulse zu bieten? Das neue Album ist weitaus puristischer, weil Waldeck die Arrangements frei nach dem Motto »Weniger ist mehr« komplett umgestellt hat: Die Songs haben im Vergleich zum ersten »Ballroom«-Longplayer weniger elektronische Elemente, wodurch das Album insgesamt runder wirkt. Es ist in sich geschlossener und ergibt einen harmonischeren Gesamteindruck. Die Blechbläser stehen im Vordergrund und setzen Akzente in Richtung Jazz, Blues und sogar Soul. Nicht zu vergessen: Sängerin Patrizia Ferrara, deren Stimme passgenau auf Waldecks Kompositionen eingestellt ist. So hört sich »Atlantic Ballroom« wie ein Soundtrack aus den 60er-Jahren an, der mit so manchem Ohrwurm ausgestattet ist.
Waldeck hat dank der Vorarbeiten aus dem Vollen schöpfen können: Bei einem Repertoire von rund 50 unveröffentlichten Songs war die Auswahl sehr groß. Wichtig war dem Künstler, dass jeder Track etwas Neues zu bieten hat – mal langsamer, mal schneller, mal Bossa-Percussions, mal funkige Gitarrenklänge. Kein Wunder also, dass es bis zum finalen Tracklisting sieben Wochen gedauert hat. Und diese kleine Anekdote zeigt auch den Perfektionismus, den Herr Waldeck bei seinen Produktionen an den Tag legt. So jedenfalls ist »Atlantic Ballroom« mit seinen zwölf Songs zu einem eigenständigen Album geworden, das man beschwerdefrei in einem Rutsch durchhören und genießen kann.
»Atlantic Ballroom« von Waldeck erscheint am 12. Oktober 2018 bei Dope Noir Records. Am 14. und am 15. Oktober ist Klaus Waldeck im Rabenhof Theater in Wien live zu sehen.