Warum sie der Diagonale-Trailer ziemlich stresste

Am 28. März startet in Graz die Diagonale, das Festival des österreichischen Films. Den diesjährigen Festivaltrailer hat Antoinette Zwirchmayr gestaltet, die schon öfters Gast auf der Diagonale war: „Der Zuhälter und seine Trophäen“ wurde 2014 als bester Kurzdokumentarfilm ausgezeichnet, „Josef – Täterprofil meines Vaters“ letztes Jahr im Wettbewerb Innovatives Kino. Wir haben der Filmemacherin und Bildenden Künstlerin in unserer Interviewreihe sechs Fragen gestellt.

Selbstportrait Antoinette Zwirchmayr
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© Selbstportrait Antoinette Zwirchmayr

Einen Trailer für ein Festival zu gestalten, bei dem die gesamte Branche hinschaut: Macht das die Arbeit schwieriger als sonst?

Oh ja! Ehrlich gesagt hat mich das ganze ziemlich gestresst! Was viele vielleicht nicht wissen, ist, dass sich der Trailer inhaltlich auf die Ausstellung bezieht, die im Kunsthaus Graz zum Thema „Taumel. Navigieren im Unbekannten“ läuft. Eine Vorgabe der Diagonale. Für mich gingen ein Festivaltrailer und eine konzeptuelle Arbeit zu einem Ausstellungsthema anfänglich gar nicht Hand in Hand. Da musste ich sehr mit mir ringen und war kurz davor abzusagen. Schließlich habe ich die Tatsache, dass es sich um einen Festivaltrailer handelt, ausgeblendet und habe versucht, einen inhaltlich stimmigen Film zum Ausstellungsthema zu erarbeiten. Aus dem gefilmten Material habe ich sowohl diesen kurzen Trailer, aber auch einen längeren, 4-minütigen Film mit Voice-over entwickelt.

 Trailer „Diagonale’17“

Warum trägt dein Festivaltrailer als Titel den Namen des Philosophen Jean-Luc Nancy?

Du hast da jetzt einen Bindestrich hingetan, wo eigentlich im Filmtitel gar kein Bindestrich ist. Es sind nämlich drei einzelne Namen, die zudem untereinander geschrieben sind:

JEAN

LUC

NANCY

Vielleicht sind es die Namen der drei Frauen im Film. Ah ja, und „Nancy“ spricht man wie im amerikanischen, nicht wie im französischen … also: [ˈnænsi]

In vielen deiner Arbeiten sind Körper wichtig, aber auch Gegenstände mit Strukturen, wie Kristalle oder Fächer. Was fasziniert dich am Mensch und was am Objekt?

Körper, Landschaft und Gegenstände werden in der Bildkomposition gleichwertig behandelt. Der Körper ist genauso ein Objekt wie beispielsweise der Kristall.
Ziel ist es, mit diesen verschiedenen Objekten neue Bilder, die ich selbst gerne sehen würde, zu inszenieren.

Körper, Landschaft, Gegenstände. Stills aus ihren Kurzfilmen „VENUS DELTA“, der auch auf der Diagonale’17 zu sehen sein wird, „Josef – Täterprofil meines Vaters“ und „House and Universe“.

Du hast auf der Diagonale selber schon mit zwei Filmen gewonnen: einmal im Bewerb „innovatives Kino“, einmal in „Kurzdokumentarfilm“. Wann kommt dein erster „Spielfilm“?

Die lange Form erscheint wunderbar. Filmen! Filmen! Filmen! Farben. Körper. Architektur. Landschaft. Tatsächlich hab ich mit dem Schreiben eines Drehbuchs für einen Spielfilm begonnen. Allerdings weiß ich noch gar nicht, wo es hinführt und ob es dann tatsächlich ein Spielfilm werden kann. Ich kann und will zum jetzigen Zeitpunkt nur sagen: Ausgangspunkt ist ein rundes Haus in Paris.
Eines steht aber fest: Dieses Projekt wird Jahre dauern. Was auch gut ist, denn ich habe das Gefühl, so ein großes Projekt gibt einem im unstrukturierten und unsicheren Alltag enormen Halt.

Wenn du deine Filme selber mit Referenzen beschreiben müsstest: Welche kämen dir in den Sinn?

Das Prinzip meiner analogen Filme ist stark von meinem fotografischen Denken beeinflusst – ich würde behaupten sie sind mehr Fotografie als Film. Ich bezeichne sie als „Standfilme“. Es gibt kaum Bewegungen. Eine ruhige Einstellung folgt der Nächsten. Inspiration und Antrieb finde ich zum Beispiel in den Arbeiten von Birgit Jürgenssen, Hannah Villiger, Francesca Woodman, Ana Mendieta, Katharina Sieverding, Lygia Clark, Ulrike Lienbacher, Narcisa Hirsch etc. etc. etc.

Es gibt ja auch Träume abseits des Kinos. Ganz ehrlich: Jemals beruflich an einen Plan B gedacht?

Ich denke dauernd an den großen Plan B oder an Plan C, D und E. Aber gleichzeitig kommt es auch wieder gar nicht in Frage. Vielleicht dient der Plan B im Hinterkopf nur dazu, dass man dauernd weiter machen kann.
Aber eigentlich wünsch ich mir am Land zu leben, wo ich mich zurück ziehen und ich jeden Tag in der Natur sein könnte. Nichts tötet meine Inspiration mehr als die Stadt.

Eine Interviewreihe in Kooperation mit Cinema Next – Junges Kino aus Österreich. Ein ausführliches Porträt über Antoinette Zwirchmayr findet ihr hier.

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