Was im Puff passiert, bleibt im Puff

Unter der Woche werden "Mädchenleistungen" in Anspruch genommen, am Wochenende gibt es Kunst, Kultur und Party. Wir haben mit den Betreibern des Queen Club über Partyfotos, Sexarbeit und Subventionen gesprochen.

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In einem ehemaligen Puff hat man in Wien notgedrungen schon das eine oder andere Mal Party gemacht, aber auch in aktiven? Der Queen Club beheimatet unter der Woche das älteste Gewerbe der Welt, am Wochenende werden Kreative eingeladen. Morgen Abend zum Beispiel gibt es Video- und Soundinstallationen, erotische Gemälde und natürlich Party, kuratiert von Tanja Bachheimer. Zum Event geht’s hier.

Im Interview haben wir über den "Akt" als natürlichen Teil des Lebens und wie Partys Sexarbeit in ein positiveres Licht rücken, gesprochen.

In Wien haben Clubs an schummrigen Orten Tradition, wie das Cabaret Renz, die Pratersauna, das alte Morisson. Was macht den Queen Club da besonders? Dass er auch sonst noch aktiv ist?

Das Besondere am Queen Club ist eigentlich, dass nicht nur in eine Richtung gearbeitet wird. Unter der Woche gibt es nach wie vor Normalbetrieb und am Wochenende wird dieser stillgelegt und es gibt Parties für Jung und Alt und in jegliche Richtung. Die Jugend kommt mit den Clubbings. Ältere Generationen kommen mit Firmenfeiern oder Weihnachtsfeiern.Wir haben Nobeltage, Quiz, Strip Quiz, Screenings von alten Sexfilmen aus den 20er Jahren, Oldie-Sonntag, musikalische Abende, junge Bands (u.a. Johann Sebastian Bass). Dann gibt’s auch kulturelle/erotische Lesungen, Buchpräsentationen oder Kabaretts. Von 19-Jährigen bis 60-Jährigen+, hat hier schon alles gefeiert.

Der Queen Club ist auch einer der ältesten seiner Art – jetzt schon 34 Jahre alt – und galt eine Zeit lang als das elitärste "Animierlokal" (Wir nennen uns eigentlich lieber "Animierlokal" als "Puff").

Wie legal sind After Hours eigentlich mittlerweile? Früher brauchte es ja uralte Genehmigungen oder gute Kontakte …

Genehmigungen braucht man natürlich noch immer – die sind wichtig – und die haben wir. Es müssen Uhrzeiten, Sperrzeiten, Notausgänge und Lautstärke eingehalten werden. Es ist aber mittlerweile bisschen lockerer geworden.

Gibt’s bei euch viele Happy Endings?

Es gibt oft wiederkehrende Gäste und Stammgäste. Die sind zufrieden und fühlen sich hier wohl. Dass sie immer wieder kommen, spricht ja auch für den Club…

Wir sind eine Location – ein Animierlokal für Gäste. Wir wirken teilweise mehr als Zuhörer, als nur für den Akt.

Ihr habt auch Lesungen, Sound-Installationen und Video-Präsentationen. Sind das Codewörter oder echt Kunst?

Die Kunst ist echt, denn Künstler treten proaktiv an den Queen Club heran und wollen in dem Etablissement auftreten. Sei es, weil es zur Thematik passt (erotische Lesung) oder weil es total verquer ist. Wir publizieren das dann und versuchen die Veranstaltung zu pushen. Ergo steht da eigentlich weniger Konzept dahinter, sondern eher eine natürlicher Lauf…

Es waren z.b. schon Hohenlohe, HC Haas, Schauspielerinnen Eva Billisich und Andrea Händler bei uns. Die Location wird auch gerne für Fotoshootings oder Filmdrehs angefragt – sie ist einfach mal etwas anders.

Wir finden gut, dass sich der Queen Club so in einem positiven Licht präsentiert und nicht mehr abwertend gesehen wird. Denn der Akt ist natürlich und gehört zum Leben dazu und das Gewerbe ist eines der ältesten, wie man so schön sagt. Wir haben das Gefühl, dass die Gäste, so dem Thema auch offener gegenüber stehen.

Wie hat sich die Nacht-U-Bahn für euch ausgewirkt?

Auf den Betrieb unter der Woche haben die Öffis keine Auswirkungen. Für die Gäste, welche die Mädchenleistung in Anspruch nehmen sind die Öffis eher sekundär.

Am Wochenende ist das eigentlich auch nicht messbar. Meistens basieren die Veranstaltungen auf Einladung der Veranstalter. Das heißt,von der Frequenz hat sich da nicht viel geändert.

Subventioniert man bei euch Sexarbeit oder ist es umgekehrt, Sexarbeit subventioniert die After Hour?

Weder noch. Wir haben aus der Not eine Tugend gemacht. Das Sexgeschäft ist eher rückgängig – auch durch die Wirtschaftskrise haben die Gäste keinen zusätzlichen Groschen mehr einstecken für solche Leistungen und kommen statt wöchentlich nur mehr monatlich. Die Konkurrenz ist auch größer geworden in den letzten Jahren und so haben wir dann angefangen auch Veranstalter reinzulassen und die Location für Feiern anzubieten – das wurde in den letzten drei Jahren immer mehr.

Natürlich nehmen Gäste die Mädchenleistung in Anspruch, aber der Queen Club vedient an der Bar und der Konsumation der Gäste.

Postet ihr auch Partyfotos? Oder bleibt, was um halb Acht Uhr Früh passiert auch einfach besser im Queen Club?

Je nach Veranstalter. Die haben mal Fotografen mit oder nicht.

Bei den Afterhours, z.B. Morgens im Puff oder Guten Morgen. Im Queen Club unter Patrick Testor gibt es keine Partyfotos. Es wird getanzt und nicht gepost, Happy Endings gibt’s wahrscheinlich. Was im Puff passiert, bleibt im Puff.

In Wien ist die After Hour ja nicht so etabliert. Was waren die größte DJ-Namen bei euch bisher?

Die größten Namen waren:Tobi Neumann(cocoon/berlin), luna city express(moon harbour/berlin), yapacc (perlon/berlin)

Chad Andrew (tini and the gang – USA), Jepe (Portugal), Bono Goldbaum, Martin Patiño (Cadenza – Ger) Thomas A.S. (Italy)

Von unseren Veranstaltern (Patrick Testor, Gürtelaffäre und Karlsplatz Soiree) werden gerne mal DJs aus Berlin geholt.

Morgen gibt es Kunst & Musik im Queen Club, zur Veranstaltung.

Bild(er) © Tanja Bachheimer: Séparrée, Peter & Monika vom Queen Club, Flyer
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