The Gap und Waves Vienna – das ist nicht nur theoretisch, sondern auch praktisch eine innige Angelegenheit. Soll heißen: Wir teilen uns nicht nur den organisatorischen Background (selbes Unternehmen, selbes Büro), sondern haben auch beide große Freude an neuer Musik, frischen Acts und langen, bunten Konzertnächten voller musikalischer Entdeckungen. Pia Gärtner und Dominik Oswald vertreten The Gap heuer »im Feld« und berichten von ihrem Festivalerlebnis.
Den Anfang macht Pia …
Ahoi! Endlich ist wieder Waves-Zeit. Das Weihnachten der heimischen Musikszene beglückt mit einem ausgeglichenen Verhältnis aus Traditionen und Überraschungen. Der erste Tag ist immer der gemütliche, wie jeder weiß – es gilt immerhin, drei Tage und Nächte durchzuhalten – und eignet sich bestens zum Akklimatisieren. Den Acts mangelte es trotzdem nicht an Intensität, im Gegenteil: Jeder einzelne trug zu einem energiegeladenen Festival-Take-off bei.
Elis Noa
Für einen sehr heißen Start sorgten Elis Noa auf der Ottakringer Stage. Die Wiener Band ist eine der sieben Nominierten für den diesjährigen Musikexportpreis XA, der im Rahmen des Waves Vienna vergeben wird. Zurecht, denn eine derart – ja – sexy und auch zeitgemäße Mischung aus R&B, Soul und Trip-Hop sucht seinesgleichen und hätte den Preis wahrlich verdient. Bei der Show wurden schon zu früher Stunde Hüften zu Synthesizer und großer Stimme geschwungen, während sich der Raum mit Liebe füllte und sich das Publikum mit Herzen in den Augen sogar bereitwillig zum Mitsingen hinreißen ließ. Auch ein paar schräge Saxophon-Soli fanden Platz. Man merke sich diesen Namen!
Martin Kohlstedt
Wenig später schien die Zeit kurz stillzustehen – zumindest taten dies die FestivalbesucherInnen, als der deutsche Pianist Martin Kohlstedt mit einer experimentellen One-Man-Show alle Anwesenden in höhere Sphären katapultierte. Seine reduzierten Klänge am Flügel versetzten die gesamte WUK Halle in ungewohnt feierliche Stille. Man traute sich kaum zu atmen, so schön war das. Wie gut, dass Kohlstedt das Spiel mit der Dynamik bestens beherrscht und nicht nur mit elektronischen Eruptionen, sondern auch mit sehr lustigen Ansagen die Anspannung auflockerte. Ernste Musik muss nicht von ernsten Menschen gemacht werden. Gegensätzlicher hätte der anschließende Act in der WUK Halle nicht sein können: Dass auf Klaviervirtuosität ohne Weiteres feministischer Hardcore-Punk von den Petrol Girls folgen konnte, ohne irgendwelche Vibes zu killen, ist wohl der Magie eines Showcase-Festivals, von der beim Waves Vienna an allen Ecken geredet wird, zuzuschreiben.
Iris Gold
Am Ende erhellte plötzlich Sonnenschein die Nacht: Wie sich erahnen lässt, verbirgt sich hinter dem schönen Namen Iris Gold auch sehr schöne, bunt schillernde Musik. Die in Kopenhagen lebende Künstlerin schaffte es, sogar die müdesten Menschen vor der Hakuma Stage mit ihren Vibes in Schwingung zu versetzen. »Wow« heißt einer der Feel-good-Tracks, die sich zwischen Soul und Power-Pop bewegen – und damit ist eigentlich eh schon alles gesagt.
Weiter geht’s mit Dominiks Tag 1 …