Weg mit der GEMA, her mit dem Club

Ein ganzer Club und eine Alternative zur GEMA – das alles soll im Schwarm ermöglicht werden. Die jüngsten Beispiele zeigen, dass längst nicht mehr nur einzelne Alben von der Masse unterstützt werden. Wie Crowdfunding für die Kreativszene sinnvoll Geld aufstellen kann.

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Neue Finanzierungsmodelle: Das ist das Zauberwort in einer vom Medienwandel gebeutelten Kreativ- und Kunstszene. Egal ob am (angeblich) sterbenden Printmarkt, in der Film-, Buch- oder Musikbranche: Der Rezipient hat sich im Zuge einer als selbstverständlich empfundenen Gratiskultur daran gewöhnt, das Internet als eine Art virtuellen Selbstbedienungsladen anzusehen.

Also wird diskutiert: Über Pay Walls zur Rettung der Printmedien, Sponsorship, die Festplattenabgabe und Crowdfunding. Letztes ist das wohl Faszinierendste unter den jüngsten Netz-Phänomenen. Warum? Crowdfunding verändert beides, nicht nur das Finanzierungsmodell brotloser Künstler sondern auch die Konsumgewohnheiten der Rezipienten, die plötzlich in innovative neue Projekte einbezogen werden: Neben kleinen Dankeschöns von Privatkonzerten bis Merchandise vor allem durch die aktive Teilnahme am kreativen Entschiedungsprozesses. Neben traditionellen Plattenproduktionen von Bands oder Musikern, haben sich hier in den letzten Jahren neue Trends entwickelt. Klickt man sich durch das Angebot auf www.startnext.at, einer der populärsten Crowdfunding-Homepages im deutschsprachigen Raum, stößt man auf erstaunliche Neuheiten in der Branche.

Weg mit der GEMA

Jeder Künstler der sich nicht von der GEMA vertreten lassen will, der hat jetzt dank 750 Kleininvestoren eine sinnvolle Alternative dazu bekommen: Die Cultural Commons Collecting Society. Dieser wurde mit einer Summe von 50.000 Euro der erste Schritt zur Gründungsphase ermöglicht. Wenn C3S am 25. September im Rahmen des Reeperbahn Festivals gegründet wird, wurde diese Realisierung einer Genossenschaft erstmals durch ein internationales Crowdfunding-Projekt finanziert werden. Was hat Deutschlands Kreativszene davon? Marktgleichheit, gleiches Stimmrecht und alternative Lizenzierungskonzepte umgesetzt von einer nicht wie die Gema als wirtschaftlichen Verein gegründeten Institution. Wie viele virtuelle Anhänger sich bis dahin noch anschließen werden, wird sich herausstellen. Vermutlich umso mehr, je öfter darüber geredet und berichtet wird.

Clubgründung mit dem Schwarm

Konkretere Resultate verspricht ein junges Club-Projekt aus Leipzig, initiiert von einer Reihe Kreativer aus der DJing-Szene und diversen Party-Crews wie "Vertigo", "Aequalis", "Homoelektrik", "Institut für Zukunft". Es geht um die Verwandlung einer heruntergekommenen Fabrik zum hippen Indie-Klub, vor allem aber geht es um Techno und Soundqualität. Soundqualität der Extraklasse, Monitore der Superlative inklusive Massanfertigung: Ein Kirsch-Audio Sound-System um 30.000 Euro. Sollte dieses Geld bis Herbst 2013 gesammelt sein, dürfen sich zukünftige Gäste um einer breite Klangpalette zwischen House, Techno, Hip-Hop und unkonventionellen Elektro-Spielarten freuen.

Neben einem traditionellen Club hat das Team aber noch weitere Pläne: Lesungen, Konzerte oder Ausstellungen sollen abgehalten werden, zusätzlich sollen Bands Proberäume zur Verfügung gestellt werden. Davon erzählt eine Handvoll Mittzwanziger auf Youtube während sie zwischen Öltankern und Rohrleitungen durch die heruntergekommenen Gemäuer einer Art Lagerfabrik führen.

Bekannt wurde das Projekt (ähnlich wie "Müllerstraße 6. Hier renovieren wir für die Stadt München) durch ein Video und es ist dieses Medium, dass für Crowdfunding-Projekte vorrangig interessant ist. Hier zählt vor allem das Marketing und im Zuge dessen die virtuelle Emotionalisierung und Mobilisierung der breiten Masse: Sei es das frische Gesicht einer Clubkultur zwischen Öltankern und industriellem Charme oder die Vorstellung eines autonomen und fairen Musikdiskurses. Es scheint zu funktionieren, die Finanzpolitik des 21. Jahrhunderts.

Direkt zu den Startnext-Projekten:

www.startnext.de/c3s

www.startnext.de/anothersoundispossible

Bild(er) © © Institut fuer Zukunft  http://vimeo.com/66887362
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