Man steht vorm Regal, die Auswahl ist groß und bis auf rot und weiß hat man eigentlich keine Idee, was diese ganzen Flaschen voneinander unterscheidet. Wir haben einen Jungwinzer gefragt, worauf man beim Weineinkauf achten muss, wenn man keinen Plan hat.
Fast jede/r unwissende WeintrinkerIn legt sich seine persönlichen Kriterien zurecht: Für die eine zählt nur der Preis, der andere kauft die Flasche, die auf Augenhöhe im Regal steht oder das schönste Etikett hat. Pastellfarben, eine Blume und eine wunderschön geschwungene Schrift können als Verkaufsargumente schon ausreichen. Das Auge trinkt schließlich mit, oder so ähnlich. Hat man einmal den einen preiswerten, aber doch trinkbaren Wein gefunden, bleibt man aus Bequemlichkeit dabei. Manchmal wäre es aber doch ganz schön, zumindest ein bisschen Bescheid zu wissen. Sei es, um für sich selbst den passenden Wein zu finden oder um vor Verwandten und Bekannten mit seiner Expertise angeben zu können.
Wir haben für euch Stephan Führer, Jungwinzer vom Weinbau Führer aus dem Weinviertel, um Rat gefragt, worauf Unwissende beim Weinkauf achten sollten.
Welche Weinsorten – außer weiß und rot – unterscheidet man grundsätzlich?
In Österreich zählen Grüner Veltliner, Riesling, Chardonnay, Gelber Muskateller, Sauvignon Blanc und der Weiße Burgunder zu den gängigsten Weißweinsorten. Bei den Rotweinen findet man vor allem Sorten wie Zweigelt, Blauburger, Blauer Burgunder und Blaufränkisch.
Neben der Unterscheidung zwischen rot und weiß kann man Weine auch bezüglich des Alkoholgehalts unterscheiden. Leichte Weine haben einen Alkoholgehalt von 11–12 %, mittlere Weine liegen zwischen 12–12,5 % und kräftige Weine zwischen 12,5–14 %.
Auf den Etiketten findet man auch Informationen über den Restzuckergehalt. Damit weiß man als Käufer, ob der Wein eher säurebetont oder süß ist. So versteht man unter der Bezeichnung „trocken“ Weine, die wenig Zucker haben. „Halbtrocken“ sind Weine mit mittlerem Restzuckerwert. Als „halbsüß“ bzw. „lieblich“ bezeichnet man Weine, die eher süß schmecken und viel Restzucker haben.
Worauf muss man beim Weinkauf besonders achten, wenn man keine Ahnung von Wein hat?
Besonders wenn man keine Ahnung von Wein hat, sollte man die Etiketten genau lesen. Dort findet man Informationen über den Jahrgang, Restzuckergehalt, Alkoholgehalt und die Sorte.
Weißweine sollte man eher jung kaufen, diese Sorten sollten also maximal ein bis zwei Jahre alt sein. Rotweine dagegen sollten mindestens zwei Jahre oder älter sein.
Die Weinsorte verrät auch schon viel über den Inhalt. Grüner Veltliner ist zum Beispiel ein sehr pfeffriger Wein. Gelber Muskateller dagegen ist ein sehr fruchtiger Wein und wird von Leuten getrunken, die süßlichere Weine bevorzugen. Chardonnay ist ein sehr neutraler Wein, rund und eher kräftig. Zweigelt hat wenig Säure wie auch die meisten Rotweine.
Welche Sorte geht immer?
Als Jungwinzer aus dem Weinviertel ist das für mich natürlich der Grüne Veltliner. Er ist die gängigste Sorte bei uns im Weinviertel, ein super Essensbegleiter und passt zu jedem Anlass.
Gibt es Tipps, um bei der großen Auswahl im Supermarkt nicht den Überblick zu verlieren?
In erster Linie sollte man sich Gedanken darüber machen, ob man lieber heimische oder ausländische Weine kaufen und ob man lieber einen Rot- oder Weißwein haben möchte. Das schränkt die Auswahl schon mal erheblich ein. Wichtig ist auch, wie schon vorhin gesagt, genau auf die Informationen auf den Etiketten zu achten. Rotwein sollte mindestens zwei Jahre alt sein und Weißwein sollte nicht älter als zwei Jahre sein. Wenn man sich bis dahin entschieden hat und vielleicht noch eine bestimmte Sorte bevorzugt, dann gibt es zum Schluss nur noch ein wichtiges Entscheidungsmerkmal: das Design. Wenn ich auf Urlaub bin und mir eine gute Flasche Wein kaufen möchte, lasse ich mich schlussendlich auch vom Design der Flasche überzeugen. Sollte mir der Wein dann doch nicht schmecken, habe ich zumindest eine schöne Flasche gekauft. Wem das zu unsicher ist, der kann sich natürlich auch von einem Mitarbeiter beraten lassen.
Wie wichtig ist bei Wein die Herkunft?
Die Herkunft spielt bei Weinen eine wichtige Rolle, da sie den Geschmack des Weines maßgeblich beeinflusst. Grüner Veltliner schmeckt zum Beispiel im Weinviertel am besten, da hier die Bodenbeschaffenheit die beste Ausgangslage für diese Sorte bietet. Rotweine kauft man in der Regel aus dem Burgenland. Sorten wie Sauvignon Blanc oder Muskateller sind typisch für die Steiermark, schmecken aber auch aus dem Weinviertel gut.
Hat günstiger Wein immer eine schlechte Qualität?
Nein, günstig heißt nicht gleich schlecht und teuer heißt nicht gleich gut. Bei großen Betrieben wird häufig viel Geld durch Werbung und Personal verschluckt. Kleinere Betriebe stehen oft selbst im Weingarten und benötigen keine Mitarbeiter und können deshalb gleichwertige bis bessere Weine zum selben Preis produzieren.
Wie viel sollte man maximal für eine Mitbringsel-Flasche ausgeben?
Das kommt ganz darauf an, ob die Person, die die Flasche bekommt, ein leidenschaftlicher Weintrinker ist oder nicht. Einen Maximalwert zu nennen ist schwierig, da jeder ein anderes Budget zur Verfügung hat. Ich denke, bis zu € 20,– kann man schon in eine gute Falsche investieren, da vor allem Rotweine aus dem Burgenland teuer sind. Man kann natürlich auch zu einer deutlich günstigeren Flasche greifen, wenn man von der Qualität des Weines überzeugt ist. Wie schon gesagt ist der Preis nicht automatisch ein Indikator für die Qualität.
Mit welchen Ausdrücken kann man vor seinen FreundInnen und KollegInnen als WeinkennerIn auftreten?
Von solchen Ausdrücken rate ich meist eher ab, da man sich schon mal blamieren kann, wenn man sich nicht so gut auskennt und dem Gegenüber einfach nur imponieren möchte. Es gibt aber ein, zwei Sätze mit denen man auf der sicheren Seite ist: Hat ein Wein zum Beispiel einen hohen Alkoholgehalt, dann kann man mit „Das ist ein besonders gehaltvoller Wein“ punkten. Bei Sauvignon Blanc kann man mit „Dieser Sauvignon riecht besonders nach Brennnessel“ Eindruck schinden.
Schlussendlich ist bei Wein das Wichtigste allerdings der Geschmack.