Das 3D Filmfestival findet von 6. bis 12. Mai im Votivkino statt – Not. Heute musste das Festival aus finanziellen Gründen abgesagt werden. Wir haben Wolfgang Pielmeier von der Festivalleitung um einen Kommentar gebeten.
"Nach monatelangen Bemühungen und unzähligen Versuchen, ausreichend viele Sponsoren aus der Privatwirtschaft für unser Festival zu gewinnen, ist dies der letzte Ausweg. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt haben wir alle uns möglichen Mittel genutzt um diverse Firmen von unserem Projekt zu überzeugen. Über 150 Absagen sprechen allerdings eine deutliche Sprache. Jetzt noch auf gut Glück weiter zu machen, wäre finanzieller Suizid, schließlich haften Veranstalter mit ihrem Privatvermögen.
Die Situation ist verwunderlich, denn erstens sollten gerade Elektronikhersteller ein gesteigertes Interesse am Thema 3D haben, zweitens bietet ein Festival einen Werbewert, der weit über der investierten Summe liegt. Die Reichweite durch die Bewerbung und mediale Aufbereitung eines Festivals, die extrem hohe Verdichtung der Zielgruppe, sowie der zusätzliche Nutzen für das Image einer Firma die als Kultursponsor tätig ist; all das kommt noch dazu. Dennoch scheint niemand bereit zu sein, zu investieren.
Auch von uns eingeholte Erfahrungsberichte aus München und Zürich, wo ähnliche Festivals/ Retrospektiven mit beispiellosem Erfolg gelaufen sind, scheinen nicht zu überzeugen.
Im Moment dreht sich die VIS-Diskussion vor allem um die Höhe von Kulturförderungen. Ja, klar, das hätte auch bei uns mehr sein können, aber für unser (neues) Festival wurden uns immerhin ca. 10.000 Euro versprochen, was wir schon für überraschend hielten. Die Sitzung für die Vergabe des Geldes und Bestimmung der endgültigen Förderungssumme wäre am 1. April gewesen. Allerdings haben wir aus Erfahrung in unserer Kalkulation mit bedeutend weniger gerechnet als versprochen wurde.
Für die VIS wird die Situation jetzt sehr brenzlig. Ich persönlich bin viel auf Kurzfilmfestivals unterwegs und habe dort bemerkt, dass die Vienna Independent Shorts international ein Begriff sind und ein sehr bekanntes Aushängeschild für Kurzfilm in und aus Österreich darstellen. Es hat sich zu einer Marke entwickelt, die definitiv weiter bestehen muss, wenn die Stadt auf ihren kulturellen Ruf bedacht ist.
Es muss selbstverständlich eine ausreichende Kulturförderung geben, die nicht nur bestehende Institutionen weiterleben und wachsen lässt, sondern auch Raum gibt für neue Ideen und Projekte gibt. Mit den aktuellen Kürzungen geschieht genau das Gegenteil.
Es kann aber auch nicht das Ziel sein, Kulturprojekte ausschließlich aus öffentlichen Geldern zu finanzieren. Das wäre wiederum auch zu teuer. Sollten allerdings zusätzlich zu fehlenden Förderungsgeldern die Marketingabteilungen in der Privatwirtschaft weiterhin an ihrem mutlosen Kurs festhalten, dann wird die Kulturszene mit vielen Problemen zu kämpfen haben.
Das 1. Wiener 3D-Film Festival ist auf jeden Fall bis auf weiteres abgesagt. Wir haben das komplett fertige Projekt in der Schublade (incl. Katalog, Plakat und Fanbase) und werden es vermutlich zu einem späteren Zeitpunkt nochmals versuchen. Gute Ideen dürfen nicht einfach so sterben."