Heute zum Schulanfang kommen zwangsläufig ein paar Erinnerungen hoch. Der erste Schultag war immer der Anfang einer neuen Ära, und wenn es nur der Übergang in die Oberstufe war. Wir haben österreichische Musiker gefragt, ob sie zu Schulzeiten Streber oder Lausbuben waren und was sie damals eigentlich werden wollten.
Jugo Ürdens (© Chiara Milosavljevic)
"Also ich bin fast aus der Schule (Öffentliches Naturwissenschaftliches Gymnasium in 1010 Wien) geflogen, weil ich eine Professorin als unqualifizierte Kindergärtnerin beleidigt habe. Ich war sehr unorganisiert und vlt jeden 5. Schultag pünktlich. Viele Fehlstunden und noch mehr Diskussionen mit dem Lehrpersonal. Schulische Leistungen waren ok bis schlecht ( Bio, Physik, Chemie vor allem). (S/O an Brigitte Buchberger fürs Leben retten mehr oder weniger...) ich bin jedes Jahr zu Fasching mit dem Borat-Mankini in die Schule gegangen... Auch war ich so ziemlich die einzige Person, die aktiv Deutschrap gehört hat (da waren noch 3 Leute in der gesamten Oberstufe) Ich wollte immer irgendetwas Wichtiges und Angesehenes (lol) werden, sonst AMS und so; Sozialschmarotzer dies das und... hahaha "wenns mit der Musik nicht geklappt haette?" .... bis das der Fall ist, dauert's noch ein bisschen haha"
Gustav (© Thomas Degen)
"in der Schule war ich schlecht
tat nur soviel als nötig um durchzukommen.
die Matura hab ich geschafft,
weil ich gut im Spickzettelschreiben war.
mein Berufswunsch war damals, am Theater & bei Filmen Regie zu führen.
Musikerin wollte ich eigentlich nicht werden.
das ist mir im Zuge meines Kunststudiums passiert.
bin jetzt aber trotzdem dort gelandet, wo ich ursprünglich hinwollte
nur eben in einer anderen Funktion.
shit happens."
Wolfgang Möstl von Mile Me Deaf, Sex Jams... (© Mile me deaf)
"Was sich wie ein roter Faden durch meine Schullaufbahn gezogen hat, waren folgende Worte meiner LehrerInnen an meine Eltern: 'Er is halt schon sehr verträumt'. Ich hab neulich einen alten Steckbrief aus der Volksschule gefunden, in dem stand, dass mein Berufswunsch 'Musika' wäre, aber das muss jemand nachträglich reingeschrieben haben, denn ich wollte mein ganzes Leben lang Astronaut werden und diesen Traum habe ich mir meines Erachtens auch erfüllt."
Fijuka (© Matthias Hombauer)
Judith Filimónova: "Ich wollte in der Volksschule unbedingt 'Olympiaschwimmerin' werden. Meine Eltern waren mit uns immer sonntags im Hallenbad und ich habe es dort so geliebt, deshalb dachte ich, dass man als Olympiaschwimmerin einfach immer im Hallenbad abhängen kann (ein bisschen trainieren, dann wieder rutschen….). Später wollte ich dann Archäologin werden, manchmal habe ich aber auch 'Alchemistin' gesagt, weil ich dachte das sei in etwa dasselbe, nur noch ein bisschen mysteriöser." Ankathie Koi: "Ich wollte im Kindesalter immer Krankenschwester werden. So leckeres Breichen ins Zimmer bringen und mit den Patienten voll schnell mit dem Bett durch die Flure rasen und mich hat Blut irgendwie fasziniert. Das war jedenfalls mein Berufswunsch und meine Vorstellung, wie das so ausschauen wird. Jeder, dem ich das heute erzähle, schlägt mit vor Entsetzten geweiteten Augen die Arme über dem Kopf zusammen, haha."
Voodoo Jürgens (© Kurt Prinz)
"Meine Schulaufbahn war eine einzige Katastrophe. So gut wie nie Hausübungen gemacht, oder noch schnell in der Früh von jemanden abgeschrieben. Mitteilungsheft verstecken müssen, weil die Mama nicht sehen darf, was die Lehrer reingeschrieben haben. Immer auf Kriegsfuß mit den Lehrern 'Lerna mog a net da Bua, dann mocht a hoid a Lehr' hat’s immer geheißen. Damals hab ich mir gedacht, dass ein Handwerk eine super Sache ist. Pfuschen kannst auch. Passt. Also hab ich mich mit einer 3 in Werken bei einen Tischler beworben."
Anna Kohlweis (© Andreas Jakwerth)
"Ich kann mich nicht erinnern, als Teenager Berufswünsche gehabt oder überhaupt weiter als bis zum nächsten Tag gedacht zu haben. Vielleicht noch bis zu den nächsten Ferien, immer eher überleben als Zukunft planen. Den nächsten emotionalen Abgrund immer in Sichtweite und danach nichts außer der verschwommenen Vorstellung, man sei mit Mitte 20 erwachsen und wüsste alles. Nachdem mir die Schule trotz dem Dagegenhalten des Kunstunterrichts erfolgreich meine Kinderkreativität ausgetrieben hatte (während der ich Zirkusdirektorin werden wollte) – gab's dann auch nicht mehr so viel Gutes, wofür man hätte dableiben wollen. Im Klagenfurter Libro mit schlechten Kopfhörern am Kunden-CD-Player zum ersten mal Kid A hören. Die ganze Nacht mit fremden amerikanischen Teenagern im Internet abhängen. Erfolgreich Schule schwänzen, Urlaub, beim besten Freund Filme schaun, jede Woche drei neue Haarfarben ausprobieren und dem kleinen Bruder einen orangen Irokesen verpassen."
Kommando Elefant (© Ingo Pertramer)
Luis Pasching: "Ich war ein ausgezeichneter Schüler und wollte immer Schlagzeuger werden. Als ich dann ständig beim Monopoly gewonnen hab, änderte sich mein Berufswunsch, da wollte ich dann Punkbeamter werden." Alf Peherstorfer: "In Französisch bekam man ab 12 schweren Fehlern eine Fünf. Ich hatte 56 – habe aber auch anstatt der geforderten zwei, 12 Seiten geschrieben. Meinem Berufswunsch als Diplomat in Indien kam das nicht so entgegen. Übrig geblieben ist zumindest der Elefant."
Ogris Debris (© Andreas Waldschuetz)
Daniel Kohlmeigner: "Ich war ein richtiger Lausbub in der Schule, um nicht zu sagen ein echtes Gfrast! Abschreiben, schummeln, schwänzen und die Lehrer nerven waren mir die liebsten Fächer. Zum Ärgernis von Frau und Herr "Fessa" tat ich mir trotzdem recht leicht, ohne Umwege zur Matura zu kommen, lediglich Latein hat mir regelmäßig mein Teenager-Leben schwer gemacht. Trotz allem war ich immer gerne in der Schule, unsere Klasse war super, die Matura-Reise ging nach Ibiza und heuer gab es nach 17 Jahren sogar endlich das erste Klassentreffen auf einem Festival, wo wir gespielt haben. Mein Berufswunsch war, nie "was Richtiges" arbeiten zu müssen, was anfänglich ganz gut geklappt hat. Dass es ausgerechnet die Musik wurde, ist für meinen Musiklehrer von damals sicher schwer zu fassen, und wie viel man da hackln muss, will ich heute oft noch nicht glauben...ma lernt nie aus!" Gregor Ladenhauf: "Also ich war – ganz uncool und unglamourös – ein sehr guter Schüler, vor allem weil ich extrem gut und schnell auswendig lernen konnte (mittlerweile nicht mehr so gut). Ein Streber war ich aber nie, ich hatte wohl einfach das Glück mit minimalem Aufwand maximale Ergebnisse zu erzielen. Und ich hatte auch sehr schnell herausgefunden, dass man durch gut getimtes Aufzeigen und Fragen Stellen den Lehrern sehr gut Interesse am jeweiligen Fach suggerieren konnte. Tatsächlich interessiert haben mich hauptsächlich Deutsch, Englisch, Turnen und – ja tatsächlich – Latein. Zu Beginn der Unterstufe wollte ich noch Informatiker werden, am Ende der Oberstufe Schauspieler. Irgendwas dazwischen ist es ja dann doch noch geworden."
Der Berufswunsch Musiker ist meistens mit Unverständnis von Eltern und den restlichen Verwandten verbunden. ”Willst du nicht was Gescheites lernen?“, ist die klassische Reaktion. Deswegen überlegen sich die meisten einen Plan B, wenn in ihnen der leise Wunsch des Musiker-Lebens lauter wird. Ob Sozialschmarotzer oder Astronaut – in unserer Umfrage unter österreichischen Musikern geht es um ihre Alternativ-Karrieren. Und vielleicht ist ja unter den heutigen Erstklässlern auch der nächste große Hype dabei.
Wer noch weiter in der Schulzeit schwelgen will, kann sich hier noch an die besten Lehrer-Zitate erinnern.