Für viele wird er wohl immer Dr. John Dorian aus der TV-Serie »Scrubs« bleiben, dabei hat er mit »Garden State« und nun mit dem von der Crowd kofinanzierten neuen Film »Wish I Was Here« längst einen zweiten Karriereabschnitt angerissen. Zach Braff über Gott und den sich drehenden Felsen, den wir Welt nennen.
»Wish I Was Here« handelt auch vom letzten Schritt des Erwachsenwerdens, wenn man selbst schon Kinder hat und man erleben muss, dass seine eigenen Eltern sterben. Und wenn man realisiert, dass die Träume, die man gehabt hat, nicht wahr werden, dass das aber nicht unbedingt etwas Schlechtes sein muss.
Ein Kritiker in den Staaten hat geschrieben, der Film handle von einem Typen, der seine Träume aufgibt. Das hat mich wirklich frustriert. Aidan ist kein besonders guter Schauspieler und er will diese Wahrheit nicht erkennen. (Anm. d. Red.: Achtung, Spoiler!) Indem er seinen Traum von der Schauspielerei hin zum Unterrichten verschiebt, realisiert er: Heureka! Das ist etwas, in dem ich großartig bin. Und wenn man in der Schlussmontage sieht, wie er die College-Kids unterrichtet – so glücklich hat er den ganzen Film über nicht ausgesehen. Indem er sich also aus dem engen Griff von dem, was er für seinen Traum gehalten hat, befreit, erkennt er, dass ihm das viel mehr Spaß bereitet, als es die Schauspielerei je getan hat. Der Traum, der mehr zu einem passt, der richtiger für einen ist, könnte ein anderer sein, als man denkt.
Der Film wirft auch die Frage auf, wie man als Vater oder Mutter sein möchte. Hast du für dich eine Antwort darauf?
Wie Aidan am Ende des Films … (lacht) Also jemand, der witzig ist und die Regeln beim Fenster rauswirft. Natürlich muss man verantwortungsbewusst sein, man muss seine Kinder erziehen, aber ich mag die Idee, dass der Spaß nicht zu kurz kommt. Mein Bruder ist ein toller Vater. Er lebt auf Hawaii, seine Kids gehen barfuß zur Schule und er bringt ihnen das Surfen bei. Er ist einfach ein großartiger Vater, der eine wunderbare Balance dazwischen findet, ein Elternteil und ein Freund zu sein.
Deine Charaktere sind oft nicht in der Lage, mit der Situation umzugehen, in der sie sich befinden und verhalten sich dann wie ein Trottel. Aber ich habe den Eindruck, du bringst ihrem Handeln große Sympathien entgegen.
Ich hasse Protagonisten, die einfach alles ganz locker hinbekommen. Ich mag fehlerhafte Protagonisten. Ja, Aidan ist am Anfang des Films ein Trottel. Er ist ein egoistischer, narzisstischer Arsch. Und ich mag das. In vielen Filmen werden die Protagonisten geradezu beschützt, weil jeder sie mögen muss. Wenn man es gut schreibt und spielt, wird das Publikum aber auch so mit von der Partie sein und sich wünschen, dass diese Person sich ändert. Und am Ende tut Aidan das ja auch. Es beginnt mit dem Gespräch mit seiner Frau am Rettungsschwimmer-Turm, wenn sie sagt: »Zur Hölle, meine Existenz dreht sich nicht nur darum, dass dein Traum wahr wird.« Das ist der erste echte Katalysator, der ihn dazu bringt, umzudenken.
Es ist also nichts Schlimmes, hin und wieder ein Trottel zu sein?
Wir sind doch alle hin und wieder Trottel. Wer ist schon perfekt? An manchen Tagen ist jeder von uns ein Arschloch, aber wir brauchen Leute in unserem Leben, die uns damit konfrontieren. Ein Freund, ein Lover, ein Familienmitglied. Wie Kate (Hudson, die seine Frau spielt; Anm. d. Red.) es im Film tut, damit Aidan erkennt: Okay, ich muss mich ändern.
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