Werbung und Kunst sind zwei fundamental verschiedene Dinge. Das hat der Creativ Club Austria nicht verstanden und macht eine Ausstellung, die es gar nicht geben dürfte.
Werber sind keine Künstler. Vor etlichen Jahren wurde Werbung zwar in die Kreativbranche eingemeindet, vereinzelte Werber haben sogar Geschmack in Kunstsachen, ABER: die beiden Sphären gehen nicht zusammen. Das ist wie ein Reggae-hörender Herbert Haupt, ein Wolpertinger oder Frankenstein – es gibt sie zwar, aber eigentlich nur in der Fantasie.
Natürlich berühren sich beide gelegentlich. Es wird laufend Werbung für Kunst gemacht, Werbung lässt sich von Kunst inspirieren. Und Kunst reflektiert Werbung, imitiert Reklame, verfremdet sie. Beide erfordern viel Übung, viel Fachwissen und einiges an Handwerk. Ja, in der Werbung zu arbeiten ist ein komplizierter, schwieriger, manchmal gut bezahlter, aber sicher nie beneidenswerter Job, damit die Welt der Waren und Produkte lebendiger, lustiger, geiler wird. Allerdings sind Werber darauf abgerichtet an die Kunden zu denken, an Reichweiten, an virale Kampagnen, an Medienwerte und Images. Das kann Damien Hirst zwar auch, aber er macht daraus etwas anderes. Kunst nämlich. Und deswegen nehmen Künstler die CCArt’10 auch ungefähr so ernst wie einen Sonnenuntergang von Ikea.
Design und Kunst – manchmal. Werbung und Kunst – äh, nein? Werber können erst zu Künstlern werden, wenn sie das System Werbung hinter sich lassen. Und im System Kunst abtauchen. Dann sind sie per Definition nicht mehr Werber, sondern Künstler. Aber Werber-als-Künstler sind wie ein hölzernes Eisen. Oder christliche Philosophie. Oder sich selbst regulierende Marktwirtschaft. Und insofern kann die Frage des CCArt’10 „Wieviel Künstler steckt in einem Werber?“ sehr leicht mit „So viel: nichts.“ beantwortet werden. Und daran ändert auch ein leicht irritierendes Humanic-Plakat unter 500.000 Kubikmetern Altpapier rein gar nichts.
Häng dir einen echten Werber an die Wand!
Kunst von Werbern
10. Juni bis 1. Juli 2010
Kühlraum Sabotage Films, Wien
