What The Fuck Did I Just Watch

Was hätten wir die letzten zehn Jahre nur mit unserer Zeit angefangen, wenn es Youtube nicht geben würde? Eine Ode an das zeitraubendste, großartigste Ding, ohne dem Internet niemals das wäre, was es heute ist.

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Zehn Jahre ist das erst her? Youtube prägte in nur einem Jahrzehnt ganz essenziell das, was wir uns unter Internet vorstellen.

Was wären diese Jahre nur ohne Youtube gewesen? Würden wir wirklich noch im Wald rumlaufen und Fangen spielen? Wir gratulieren der Videoplattform zum zehnjährigen Jubiläum. Am 15. Februar 2005 startete Youtube und wusste noch gar nicht, was für einen Einfluss es auf die gesamte Welt haben würde. Circa zwei Monate später ging das allererste Youtube Video, "Me At The Zoo", online. Dieses Video hat dann die Welt verändert. Und dass Google die Plattform als Schnäppchen gekauft hat.

Wir bedanken uns für die unzähligen Stunden, die wir an fremden Lippen hängen durften. Youtube ist nicht nur ein Mittel zum Zeitvertreib, sondern sagt uns, was wichtig und richtig ist. Es ist der Trendsetter der Moderne. An Youtube geht nämlich nichts vorbei, kein Trend, kein Fail, kein Flop.

Zeig mir, wie das Leben funktioniert

Wie sollten wir nur glimpfliche Lebenssituationen ohne Youtube meistern? Heutzutage kauft man sich keine Anleitungen mehr oder ruft den Kundenservice von Ikea an. Youtube macht es per Mausklick möglich, alles zu lernen, was man will. Ohne Youtube gäbe es keine unzähligen Tutorials, die uns endlich erklären, wie man denn Comptine d’Un Autre Été am Klavier spielt, wie man seine Mahlzeit auf 99% Bacon reduziert oder wie man am profitabelsten in der Nase bohrt.

Vom Klick-Star zum Popstar

Wenn man heimische Radiosender hat, die gerade mal 3000 verschiedene Songs im Jahr spielen, braucht man einfach andere Quellen. Da hat Youtube gleich einmal zugeschlagen und sich keine Rechte gesichert, denn immerhin sind es die User, die den Inhalt verbreiten. Und selbst die wischen sich mit der einfachen Aussage "I am not the owner nor creator of this video" den Dreck von den Fingern. Aber Youtube arbeitet in einer Wechselwirkung. Einerseits bietet es eine grandiose Musikbibliothek, andererseits gibt es Leute, die durch Youtube berühmt wurden.

Vor zehn Jahren konnte es sich wohl keiner vorstellen. Präpotente Jugendliche werden auf Youtube millionenschwer, das längst überflüssige Konzept der Boyband erlebt ein neues Hoch und mittlerweile kann wohl jeder in einer Oper mitsingen. Eines blieb dennoch gleich, sagen zumindest die Klick-Zahlen. Coversongs bewähren sich oft gegenüber Originalen.

Zwischen Binge-Watching und WTFDIJW

Die grauen Zellen des Gehirns werden bei unserem Konsumwahn, speziell der Konsum von allem was Spaß macht, immer mehr. Die restlichen intakten Zellen hingegen helfen uns auch nur minimal zur Weiterbildung. Denn irgendwo muss ja der ganze Content gespeichert werden. Und die Erweiterung des Contents nimmt kein Ende sowie die Vielfalt des Katzenuniversums.

Youtube kann schon mal ein Zeitkiller sein. Wie bei einer Polit-Diskussion bei zwei Promille kommt man von Kinderbeihilfe zu Holocaust. Ist man einmal in den Klauen von Youtube, kommt man nicht mehr so schnell davon. So kann man von "Wie mache ich Crème Brûlée" plötzlich zu "Nick Offerman reads tweets of young female celebrities" kommen oder in der zwölfhundertsten Fail-Compilation stecken bleiben.

Natürlich gibt es auch Content, bei dem die eine oder andere Frage über die Menschheit aufkommt. Nicht ohne Grund hat sich im Internetjargon die Redewendung WTFDIJW ("What The Fuck Did I Just Watch") etabliert. Pewdiepie, wäre nur ein so ein Stichwort.

Wer hat mir die Zeit gestohlen

Im Endeffekt ist jeder für sich selbst verantwortlich, aber wenn jemand klagen möchte, dann wären wohl Chad Hurley, Steve Chen und Jawed Karim die richtigen Ansprechpartner. Diese drei Personen gründeten 2005 Youtube. 2006 haben sie es für einen Haufen Kohle, um genau zu sein um 1,31 Milliarden Euro an Google verscherbelt. Jawed Karim ist nebenbei im allerersten Youtube Video zu sehen.

Bild(er) © Nikolaus Herzog
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