Fotografen, Musiker, Autoren – sie müssen wie wir alle ihr täglich Brot verdienen. Wie sie ihre Ziele erreicht haben erzählt uns Ali Mahlodji, der im Rahmen seines Projekts „Whatchado“ verschiedene österreichische Creatives interviewt hat.
Watchado hat in kurzer Zeit viel erreicht. Nur mit Eifer und lange Zeit ohne Website hat die Plattform bereits einiges an medialem Echo bekommen (etwa einen Zib24-Beitrag hier). Das Projekt „Whatchado“ setzt sich zum Ziel, Jugendlichen, aber auch Studenten und Quereinsteigern dabei zu helfen eine Antwort auf diese Frage zu finden. Geholfen wird, indem berufstätige Menschen vor die Kamera gebeten werden und in fünf-minütigen Videointerviews sieben standardisierte Fragen beantworten. Diese Fragen geben einen Überblick über den Job und die Ausbildung der jeweiligen Person. Umgesetzt wird die Idee von Ali Mahlodji und seinem sechsköpfigen Team seit circa drei Monaten. Was dabei erreicht wurde, wie es weitergehen soll und was österreichische Creatives unterscheidet oder verbindet haben wir Ali in einem Interview gefragt.
Unter den Interviewten befinden sich viele Personen, die in kreativen Bereichen tätig sind: Autoren, Schauspieler, Sänger, Fotografen etc. Gab es bei den bisherigen Werdegängen österreichischer Creatives Parallelen?
Ich bin drauf gekommen, dass es im Großen und Ganzen zwei Stories gibt: die einen wussten schon immer was sie machen wollten und haben auch tatsächlich eine gezielte Ausbildung absolviert. Die anderen sind durch Zufall oder über Umwege zu ihren Berufen gekommen. Für manche Berufe wie Tänzer oder Sänger ist es sehr wichtig schon früh damit anzufangen – hier sind Quereinsteiger eher falsch aufgehoben, sagt auch Ramesh Nair (der Telering-Inder). In fast jedem Fall wurden die Personen von einer Leidenschaft für eine bestimmte Sache vorangetrieben. Deshalb ist es auch so wichtig zu betonen, dass man sich für sein Leben eine Beschäftigung suchen sollte, die einem Spaß macht – denn nur was Freude bereitet macht man gut und gerne. Daher mein Motto: Tu nie das was andere wollen sondern dass, was dir Freude bereitet.
Könntest du uns ein paar konkrete Beispiele nennen?
Nehmen wir gleich Ramesh Nair her. Er wollte immer schon Tänzer werden und hat schon als Siebenjähriger mit dem Tanzunterricht begonnen. Das hat ihn zum Musical gebracht und er hat gezielt Bühnendarstellung studiert. Heute ist er Tänzer, Schauspieler und Moderator.
Der Fotograf Daniel Gebhart de Koekkoek hingegen ist eigentlich ein ausgebildeter IT-Fachmann. Nachdem er seiner Meinung nach zu sehr in der Welt des Programmierens steckengeblieben ist, war er der Meinung etwas anderes machen zu müssen und hat sich mit der Fotografie beschäftigt. Heute ist er ein renommierter Fotograf mit eigenem Studio – ohne eine Lehre oder sonstige Ausbildung im Bereich der Fotografie absolviert zu haben.
Und bei dem Publizist Robert Misik kann man gut sehen, dass einem das was man gut macht auch Erfolg bringt. Er hat angefangen Geschichte und Volkswirtschaft zu studieren aber nachdem ihm das nicht gefallen hat, hat er ein Praktikum bei einer Zeitung gemacht weil er immer schon gerne mit Texten gearbeitet hat.
Viele Creatives sind selbstständig, sie stehen in keinem Angestelltenverhältnis und haben somit auch nicht die Garantie, dass sie jeden Monat gleich viel Geld verdienen. Wie gehen sie damit um?
Ja, wenn man selbstständig ist, muss man immer darauf achten immer Arbeit zu haben, damit man genug Geld verdient um sich und eventuell auch eine Familie ernähren zu können. Viele der Creatives, mit denen ich gesprochen habe, sehen das als Einschränkung. Es gibt Phasen, in denen ihr Terminkalender aus allen Nähten platzt und Phasen da muss man sich richtig um Arbeit bemühen. In diesem Zusammenhang ist es wichtig, dass man sich gut vermarkten kann, was Daniel Gebhart de Koekkoek auch betonte. Allerdings leben die Leute gerne mit dieser Einschränkung, denn ihre Arbeit macht ihnen Spaß.
Was findest du, fehlt bei anderen Berufsberatungen oder ist bei denen nicht sinnvoll gestaltet?
Andere Infostellen hebeln das individuelle aus, für sie gibt es immer nur EIN Berufsbild und EINE passende Ausbildung dazu. Individuelle Fähigkeiten und Talente werden dabei nicht ausreichend beachtet. Außerdem sind Events wie die BeSt reine Werbeveranstaltungen – die Kids kommen mit etlichen Sackerl voller Flyer und Werbe Krimskrams heraus, da sie sich nicht anschauen werden. Mit unseren Videos sind wir modern unterwegs, sie sind kurz, informativ und man kann den Jobs auch Gesichter zuordnen.
Was willst du Jugendlichen außer den Interviews noch bieten? Wie sollen sie anhand der Videos feststellen, was ihre Fähigkeiten sind?
Momentan sind wir dabei unseren Online Auftritt zu starten – eine Alpha-Site gibt es schon. Wir werden natürlich mit Schulen und dem Bildungsministerium kooperieren damit unsere Infos das richtige Ziel erreichen. Außerdem muss jeder Interviewpartner einen Fragebogen ausfüllen. Aus diesem geht hervor welche Fähigkeiten die Person hat oder wie sie bestimmte Dinge umsetzen würde. Die Jugendlichen können diesen Fragebogen für sich selbst beantworten und mit denen der Berufstätigen vergleichen. Dabei haben sie die Möglichkeit herauszufinden, aha, der hat die und die Fähigkeiten die ich auch hab und macht das und das – das könnte ein Beruf für mich sein. Diese Möglichkeit möchten wir schaffen!
Wie finanziert sich das Projekt momentan – wie sieht es in der Zukunft aus? Inwiefern hat es geholfen den Social Impact Award zu gewinnen?
Ich habe bisher fast alles aus der eigenen Tasche finanziert. Was man definitiv nie auf der Website sehen wird, sind Banner oder sonstige Werbungen – es soll keine Werbe- sondern eine Informationsplattform werden. Der Award war in erster Linie natürlich eine Selbstbestätigung und hat uns viel Aufmerksamkeit der Medien zukommen lassen. Wir haben den Community Award gewonnen, der von der votenden Community gewählt wurde. Die 4.000 Euro sowie die Büros im Hub sind natürlich ein super Nebeneffekt.
Hast du ein bestimmtes Ziel vor Augen?
Whatchado soll das Wikipedia der Berufe werden. Es soll eine neue Art der Karriereinformation werden und Kindern zeigen welche Berufe es überhaupt gibt und vor allem, dass man auf unterschiedlichste Wege zu seinem Beruf finden kann und es eben nicht für alle Berufe einen Studiengang gibt, den es zu absolvieren gilt. Wir möchten Jugendliche und Teens auch weg von dem Stress bringen der heute so verbreitet wird, also, dass man sein Studium möglichst schnell beenden sollte.
Wieso ist es dir wichtig gerade Jugendlichen zu helfen?
Nachdem mir in der Schule gesagt wurde, dass ich die Matura nicht machen sollte, weil ich viel zu unruhig während dem Unterrichts sei und zu viele eigene Ideen habe, habe ich verschiedenste Jobs ausprobiert – mindestens 40. Es gibt so viele Jobmöglichkeiten heutzutage, die die Kids nicht kennen. Zusätzlich dazu wissen sie oft nicht wo sie mit ihren Fähigkeiten am besten hinpassen würden. Ich möchte Jugendlichen in dem Bereich, bei dem ich auch gerne mehr Hilfe gehabt hätte, unterstützen.
Ali Mahlodji ist Mitarbeiter voni> Super-Fi, der Muttergesellschaft von i>Monopol, wiederum Herausgeberverlag von The Gap, von der er bei der Umsetzung seines Projektes tatkräftig unterstützt wird.