Jeden Monat flackern mehr neue Qualitätsshows über die Bildschirme. Die derzeitige Serienflut ist mittlerweile in den Alltag von beinahe Jedermann geschwappt. Halbwegs den Überblick darüber zu behalten, welche davon Hot oder Schrott sind, wird damit für den Normalkonsumenten immer schwieriger. Daher gibt es hier monatlich ein paar Vorschläge zu aktuellen, kommenden und kürzlich gelaufenen Serien.
Der Sender Showtime zeichnet sich für die seit Juli in Amerika ausgestrahlte Serie »Ray Donovan« verantwortlich, die dem Sender bei der TV-Premiere auch gleich einen Quotenrekord einbrachte. Der titelgebende Held, gespielt von Liev Schreiber, ist ein sogenannter Fixer, der sich um die Probleme und das Image der Reichen und Berühmten in Hollywood kümmert und dazu zu radikalen, wie illegalen Mitteln greift. Während Donovan in seinem Beruf souverän handelt und sich dank seiner Kompetenz auf einen stadtweiten Ruf stützen kann, sind es innerfamiliäre Probleme, allen voran eine gestörte Beziehung zu seinem gerade aus dem Knast entlassenen Vater Mickey (Jon Voight), die Ray Kummer und der Show den nötigen Konflikt verschaffen.
Während Ray als Protagonist in den ersten Episoden noch etwas vage und schwer zu deuten bleibt und sein Beschützer-Instinkt einige Male übertrieben daherkommt, besticht die Serie durch sichtlich hohe Produktionskosten, spannende Einblicke in die Schattenseiten Hollywoods und, nicht zuletzt, sehenswerte schauspielerische Leistungen. Vor allem Jon Voight überzeugt als zwielichtiger Lebemann und antagonistische Vaterfigur in einer seiner besten Rollen jüngerer Film- und Fernsehgeschichte. Durch die lose Struktur der Handlung fehlt der Story noch das dramatische Gewicht eines »Breaking Bad« oder »Game of Thrones«, der Grundstein, um das für die bereits bestellte zweite Season zu ändern, ist jedoch gelegt.
Ebenfalls für ein zweites Jahr verlängert wurde »Orange is the New Black«. Erzählt wird in dieser Dramedy die Geschichte von Piper Chapman (Taylor Schilling), die für ein Verbrechen, dass sie zehn Jahre früher begangen hat zu 15 Monaten Frauengefängnis verurteilt wird. Als brave Durchschnitts-Amerikanerin der oberen Mittelschicht sieht sie sich dabei in einen anfangs größtenteils feindseligen und äußerst unkomfortablen Mikrokosmos versetzt, in dem sie von nun an ihren Alltag bestreiten muss.
Nachdem sich die Online-Videothek Netflix bereits mit den Eigenproduktionen »House of Cards« und der vierten Staffel von »Arrested Development« einen Namen als ernstzunehmender Serienproduzent gemacht hat, konnte man auch mit »Orange is the New Black« wieder bei den Kritikern punkten. Der Serie gelingt der Drahtseilakt zwischen Comedy und Drama überraschend gut, da sich in das durchaus authentisch derbe Ambiente entspannend humoristische Szenen mischen. Auch die anderen Insassinnen, deren Background à la Lost Folge für Folge offenbart werden, entpuppen sich als vielschichtige und interessante Charaktere. Die Serie schafft damit eine umfangreiche Riege an starken Frauenfiguren, an denen in der männlich dominierten Serienlandschafft immer noch ein Mangel herrscht.
AMC’s »Low Winter Sun« konnte die amerikanischen Kritiker weniger überzeugen. Dabei hatte man sich vom US-Remake der britischen Miniserie wahrscheinlich einen Erfolg erwartet, wird die Serie auf dem Kanal doch wöchentlich direkt nach der letzten Staffel von »Breaking Bad« ausgestrahlt. Die Handlung dreht sich um Korruption, Betrug und Mord innerhalb des Detroiter Polizeidepartments. Während die Besetzung, angeführt von Mark Strong, durchaus einiges zu bieten hat und die düsteren Schauplätze bildbandreif inszeniert werden, fällt dieses Cop-Drama in seinen ersten Episoden einfach zu schwer und ernst aus. Ein wenig Galgenhumor aller Saul Goodman hätte der Show nicht schaden können. Freunden von hartem Stoff und gepflegter Schwarzmalerei sei die Serie trotzdem ans Herz gelegt.
In diesem Sinne will ich zum Abschluss noch zwei Empfehlungen für die Zukunft abgeben. Anhand der äußerst gelungenen Trailer sowie beachtlichem Cast & Crew von TNT’s »Mob City« und HBO’s »True Detective« lässt sich bereits über zwei kommende Highlights in Sachen Deep and Dark spekulieren.
Lionsgate Television
AMC TV
TNT Originals
HBO