Esben Andersen hat sich die Haare zwar immer noch nicht schneiden lassen, dafür tritt endlich seine Partnerin in crime Pernille Smith-Sivertsen so richtig in Erscheinung.
Dass Andersen Rangleklods alleine schmeißt, wurde zwar so nie kommuniziert, aber trotzdem wussten nicht alle, dass sich da auch eine Frau mit hinter dem dänischen Moniker verbirgt. Zumindest hier in Österreich. Das mag daran liegen, dass er damals bei seinem fast schon legendären, jedenfalls arg umjubelten Auftritt in der Fluc Wanne beim Waves Vienna 2012 solo auf der Bühne stand, da Smith-Sivertsen zu dem Zeitpunkt krank war. Auch auf dem sehr großartigen Debütalbum „Beekeeper“ blieb sie im Hintergrund, zumindest was den Gesang anbelangte. Wie auch immer, Rangleklods sind zu zweit. Auf der poppigen ersten Single „Lost U“, auf dem Cover von „Straitjacket“, immer schon. Und dass man das erstmals absolut nicht übersehen kann, macht sich ziemlich gut.
Post-Ian Curtis
Waren die Songs auf „Beekeeper“ noch eher schwermütig, hypnotisch und düster, erscheint „Straitjacket“ sofort heller und irgendwie leichtfüßiger. Damit hat bestimmt erst einmal Smith-Sivertsens zauberhafte Stimme im Opener zu tun, aber auch Andersen scheint sich von den drückenden Klostermauern-Sounds losgelöst zu haben. Er hört sich zwar nach wie vor an wie Ian Curtis, aber das ganze Drumherum ist kristallener, filigraner geworden und mutet manchmal eben fast post-punkig an („Schoolgirls“). Die Musik kommt immer noch aus dem Computer, sie klingt aber meist organischer als auf dem Vorgänger. Auch deshalb, weil mit dem dumpfen Bass nicht mehr so exzessiv umgegangen wird. Live kann das natürlich wieder ganz anders aussehen, darf es auch gerne.
Kein zweites „Beekeeper"
Die beiden überraschen auf „Straitjacket“ außerdem mit jiggy Hip Hop-Beats („Broke“), verzerrten Stimmen und Echos („Degeneration“), einer Grunge-Nummer, auf der genauso gut Courtney Love hätte singen können („Tricks“) und überhaupt ganz bunten Experimenten. Erfreulicherweise gelingt der Großteil dieser Spielereien, manche wirken aber doch noch etwas aufgesetzt. Das ist vollkommen in Ordnung. Ein zweites „Beekeeper“ hätte nicht funktioniert, dafür war es damals zu zeitgemäß und zu vollkommen. Außerdem scheinen Andersen und Smith-Sivertsen nicht zu den Menschen zu gehören, die es sich gerne einfach machen. Das gibt sowieso Sympathie-Boni.
„Straitjacket“ erscheint am 18. Mai via Tambourhinoceros. Live kann man das neue Album schon am 8. Mai in der Fluc Wanne hören.