Wie lässt sich ein 24/7-online-Leben bewältigen?

Ständig online, mit aller Welt vernetzt – und trotzdem das „Real Life“ nicht aus dem Fokus verlieren? Das schreibt sich leichter als es sich bewerkstelligen lässt. Welche Informations-Bewältigungsstrategien gibt es? Wann bleibt Zeit für Reflexion? Welche Auswirkungen hat die permanente Reizüberflutung? Werden wir bald alle am Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom (ADS) leiden?

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Kommunizieren wir uns zu Tode? – So hätte der gute alte Neil Postman die Frage formuliert und tendenziell mit einem „Ja” beantwortet. Frank Schirrmacher, konservativer deutscher Publizist mit gutem Gespür für gesellschaftliche Prozesse an der Schwelle zur Mehrheitsfähigkeit, fühlt sich durch die neuen Kommunikationstechnologien gar physisch in seiner Integrität beeinträchtigt. In seinem neuen Buch „Payback“ behauptet der Herausgeber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung nicht weniger als „Multitasking ist Körperverletzung“. Über die drastische Polemik der von ihm gefühlten Fremdbestimmtheit ließe sich diskutieren. In seiner Überforderung, die permanente Ausgesetztheit des allumfassenden Kommunizieren-Könnens und -Müssens in den Griff zu bekommen, ist der 50-Jährige allerdings sicher nicht allein. Sie ist auch keine ausschließliche Generationenfrage. Auch wenn sich jüngere, damit Aufgewachsene (Digital Natives) zweifelsfrei leichter, spielerischer und selbstverständlicher in einer rundum vernetzten Umwelt zu Recht finden, liegt der richtige Umgang mit den neuen Medienmöglichkeiten, die Facebook, Twitter und was noch kommen mag bieten, nicht plötzlich, gleichsam generationensprunghaft in den Genen.

Dabei sein ist alles

Wo eine prinzipielle Verweigerung nicht zur Debatte steht, verleitet die permanente Verfügbarkeit von Facebook und Twitter auf Rechner und mobiler Gerätschaft leicht zum unentwegten Kommunizieren. Antworten, reagieren, kommentieren, immer wieder checken, ob die anderen schon auf die eigenen Aktionen reagiert haben – dieser Kreislauf ist prinzipiell ein unendlicher. Er lenkt schon einmal von anderen Aktivitäten ab, mindert die Konzentration. Die Grenzen zum Suchtverhalten sind fließende.

Älteren Semestern wiederum bleibt bis dato nicht nur oft die Sinnhaftigkeit von Web 2.0 und sozialen Netzwerken ein Rätsel, sondern somit klarerweise auch die Problematik der beschriebenen Totalität komplett fremd. Wer teilnahms- und damit verständnislos wie Wolfgang Schüssel auf die von ihm einst so bezeichnete „Internet-Generation“ blickt, bleibt von ihr zwar verschont, kann auch in dieser Hinsicht bloß den Kopf schütteln.

Gar keine zeitgemäße Kommunikation ist jedenfalls, soviel steht fest, auch keine Lösung.

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