Francesca Woodman nahm sich mit 22 Jahren das Leben. In diesen 22 Jahren experimentierte sie jedoch so mit Fotografie, das sie ein betrachtliches Werk schuf, das gleichzeitig aktuell wirkt und in der Vergangenheit verwurzelt ist. Betrachten kann man ihre Bilder bald in einer Ausstellung in der Sammlung Verbund.
Die Bilder sprechen keine eindeutige Sprache, und doch ist in der Welt von Francesca Woodman alles Schwarz und Weiß. Das verleiht den vielfältigen Momenten und Augenblicken die sie mit ihrer Kamera einfängt eine Tiefe, die traurig wirkt, aber auch den Körper, vor allem den weiblichen, zelebriert. Der Fotografin selbst war der große Erfolg während ihres Lebens verwehrt geblieben. Angeblich war das sogar der Grund für den frühen Abschied, den sie nahm: Mit 22 stürzte sich die junge Frau aus einem Fenster eines Apartments in New York. In ihrer Zeit auf dieser Erde (1958 – 1981) experimentierte sie so mit Fotografie, dass es noch heute überraschen kann.
Schatten der Vergangenheit
Teilweise wirken die Fotografien wie eine Reise zurück in die viktorianische Ära Amerikas. Es ist also gleichzeitig eine düstere Referenz an eine vergangene Zeit, als auch ein Blick in die Zukunft, den Woodman mit ihrem Werk erschafft – oft erkennt man in den Bildern ein Motiv, eine Pose oder einen Blick, der an moderne Ästhetiken oder Künste erinnert. Eine Selbstbeobachtung ziert ihre Bilder, die vielleicht auch durch den Zeitgeist gefördert wurde. Schließlich wuchs Francesca selbst in einem Amerika auf, das in vielerlei Hinsicht im Umbruch war.
Weiblichkeit im Schatten
Oft sind es Frauen, die im Mittelpunkt stehen. Nicht als Lustobjekt, sondern eher aus Interesse an der weiblichen Form. In einer Zeit, in der es schon normal war, Frauen visuell als Objekt der Begierde zu vermarkten, stellen die Bilder einen Kontrast dar. Hier sind sie verletzlich, ehrlich und mysteriös dargestellt, im dunklen Schatten der Fotografie, die auf Farben verzichtet. Das soll aber nicht heißen, das der surreale Aspekt der Werke davon in den Schatten gestellt wird: alle Bilder, ob Frau oder nicht, vereint ein Aspekt des Ungreifbaren. Einerseits angsteinflößend, andererseits experimentierfreudig. Oft befindet man sich in Häusern, und Objekte werden so arrangiert, dass man denkt, in einem Traum gefangen zu sein. Insgesamt gesehen ist die Fotografie der Francesca Woodman also ein unheimliches Unterfangen, doch so absurd es klingt: es sprüht eine gewisse Lebensfreude aus diesen Bildern. Wahrscheinlich, weil Körper, Pose und Geometrie der Umgebung so geschickt in Szene gesetzt werden.
Die Sammlung Verbund zeigt mit der Ausstellung zu Francesca Woodman eine der ersten Ausstellungen zu der amerikanischen Ausnahmekünstlerin im deutschen Sprachraum. Zur Ausstellung erscheint außerdem die erste Monografie zum Thema. Eröffnung ist am 30.1.2014.