Wozu Sample-CDs, wenn es so viele gute Musiker gibt?

Nach dem Ende des legendären G-Stone-Labels hat der Wiener DJ Megablast mit seinem Bruder ein eigenes Label aufgemacht. Luv Lite im Interview.

Es gibt auch keine Exklusivität bei Luv Lite, wir wollen einfach gute Musik veröffentlichen. Das finanzielle Interesse steht bei uns nicht im Vordergrund. Klar wollen wir überleben, aber wir zielen nicht auf Mainstream Hitparaden ab. Wir stellen Qualität und Authentizität über Quantität. Und Sample-CDs sind sicher nicht Teil unseres Programms! Wozu auch, wenn wir so viele gute Musiker haben?

Was ist eigentlich deine Rolle beim Label?

Sascha Weisz: Ich bin der Labelgründer und Inhaber. Durch meine langjährige Erfahrung als DJ und Produzent habe ich ein sehr gutes internationales Netzwerk aufgebaut und nütze es für das Label. Es ist auch spannend und interessant, Label Nights wie z.B. Media Opera 2012 in St. Marx zu veranstalten.

Ich stelle außerdem mein komplettes Studio mit jeder Menge analogen Sequencern und Synthesizern für andere Acts zur Verfügung. Ich verstehe mich aber nicht als klassischer Produzent, sondern gebe, sozusagen als interner Berater, den fast fertigen Tracks den letzten Schliff. Auch wenn es banal klingt: Eine gute Hookline wirklich auf den Punkt zu bringen, kann einen ganz schön beschäftigen und die richtige Kick und Groove – das dauert oft Stunden.

Kommen wir noch auf Makossa & Megablast zurück. Wie seid ihr zu Partnern geworden und was genau verbindet euch? Und wird es weitere Veröffentlichungen von Euch geben?

Sascha Weisz: DJ Makossa kenne ich mittlerweile schon seit vielen Jahren. Marcus (DJ Makossa, Anmerkung) hat als FM4 Musikchef immer wieder eine Auge auf meine Produktionen geworfen. Und über seinen Swound Sound Partner Sugar B bin ich auch mit G-Stone in engeren Kontakt gekommen. Marcus hat mir dann einen Draht zu Afroart Labelchef Paul Murphy gelegt, weil er meinte, dass mein Sound sehr gut zu dem Label passen würde. Daraus wurde dann eine gemeinsame Produktion, die es dann auf einer Afro Art 12“ Singe als B Side schaffte. Das war so um 2003 herum. So hat sich unsere Zusammenarbeit sehr entspannt ergeben.

Marcus und ich haben eine klare Aufgabenteilung: Sobald das Grundgerüst eines Tracks steht, das ich meist alleine im Vorfeld bastle, bestimmen wir, wie die einzelnen Soundelemente klingen sollen. Hier kommen Marcus‘ geschulte Ohren und erste Höreindruck ins Spiel. Soll die Snare Drum nach 70er, 80er oder 90er Jahren klingen, wollen wir eine dominante oder eine eher hintergründige Melodie haben? Wenn das klar ist, mache ich mich im Studio an die Arbeit, die gewollten Sounds zu programmieren oder wir jammen gemeinsam ein paar Stunden und nehmen das einfach mal auf, um danach dann auszusortieren. So ergänzen wir einander ganz hervorragend. Ein neuer Release auf Luv Lite ist in nächster Zeit also durchaus zu erwarten …

Wolltest Du nicht nach Ibiza umziehen?

Sascha Weisz: Claudio Ricci hat mir die Insel wirklich schmackhaft gemacht. Wir haben im Vorjahr auch schon einige interessante Gespräche bezüglich unserer Aktivitäten geführt. Deswegen gab es auch schon konkrete Überlegungen, komplett, also mit dem ganzen Studio, nach Ibiza Stadt umzuziehen. Dafür müssen aber auch die finanziellen Rahmenbedingungen passen. Ein Umzug kommt erst in Betracht, wenn alle Voraussetzungen passen. Und momentan wäre mir dies zu riskant, da ich keinesfalls darauf angewiesen sein möchte vielleicht irgendwelchen Jobs nachzulaufen, um überleben zu können. Das wäre keine gute Voraussetzung für einen Start auf der Insel.

Was hälst Du von der Clubszene in Wien?

Ich gehe nicht mehr so oft aus wie früher. Das mag daran liegen, dass ich durch Clubs wie Soul Seduction, die early Meierei und den Dub Club sehr verwöhnt war. Die Tatsache, dass es damals eine Vielfalt verschiedener Musikrichtungen an einem Abend gab, vermisse ich ein wenig. Momentan gibt es aber nur wenig Platz für Experimente oder Exotisches, niemand wagt etwas Neues.

Ich habe in Wien heuer für ein paar Monate mit der Crew vom Oben versucht, den für mich Good Spirit wiederzubeleben. Das Programm war breit aufgestellt: Live Sessions mit Vokalisten aus dem Funk & Soul Genre – von Hubert Tubbs, Big John, Aminata bis Kudra Owens – und Percussionisten wie Christian Einheller. Dazu Hip Hop DJs, z.B. DJ DSL, und weiters Bomb The Bass, Swound Sound mit Makossa & Sugar B und neue junge Acts wie z.B. Weisz & Schrenk. Das Feedback war sehr gut, vor allem hatten wir eine Audience, die extrem angenehm war.

Diese Erfahrung hat mir gezeigt, dass es in einer Zeit von Brainwash und Overload gilt, sich wieder mehr auf das eigene Bauchgefühl zu verlassen und bewusst in sein Inneres zu blicken. Das funktioniert aus meiner Sicht immer und hat mich auch zu dem gemacht, was ich heute bin – nämlich glücklich das zu tun, was mir Spaß macht.

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