Dokumentarfotografie in Österreich ist immer ein bisschen grauslig, zwider und auch ganz schön ernüchternd. So zeigt es zumindest eine Ausstellung im Salzburger Fotohof.
Christopher Mavric
Christopher Mavric hat sich in seiner Bilderserie Wildfremd - Straßenportaits aus Graz und Wien dem Alltäglichen hingegeben. Ob Stilblüten aus Ottakring oder Rentner Puntigams, Mavrics Straßenfotografie zeigt die Menschen nah und ungeniert. "Alle abgebildeten Personen sind Fremde, die ich auf der Straße fotografiert habe. Die meisten habe ich nicht um ihre Erlaubnis gefragt. Es musste schnell gehen: Wenn die Leute noch nicht daran denken, wie sie gerade aussehen, werden die Aufnahmen authentischer. Viele dieser festgehaltenen Situationen scheinen absurd und die Personen darin sonderbar. Sie sind es aber nicht. Das alles ist alltäglich und die Menschen sind gewöhnlich - tagtäglich können wir uns auf der Straße begegnen." Den Bildband gibt es ab Februar in Buchform zu kaufen.
Christopher Mavric
03 Pfeifer
Zara Pfeifer
Zara Pfeifer
Matthias Aschauer
Matthias Aschauers Fotostrecke Nang-Pu erzählt vom Typischen, den sozialen Landschaften in der Provinz, dem Leben abseits der Stadt. Innig und verstörend zugleich. Aschauer zu seiner Arbeit: "Bei "Nang-Pu" handelt es sich um eine Dokumentation der oberösterreichischen Kleinstadt Attnang-Puchheim. Die Stadt ist den meisten Österreichern, wenn überhaupt, einzig durch den verhältnismäßig großen Bahnhof ein Begriff. Mit meinen Bildern probiere ich Einblicke in die Stadt zu geben, in der verschiedenste Schichten, Kulturen und Subkulturen aufeinandertreffen. Attnang-Puchheim, ein Inbegriff der österreichischen Provinz, zeigt sich in den Bildern selbstbewusst als vielschichtiger Kosmos." Das Buch dazu soll bald erscheinen.
Rudolf Strobl
Rudolf Strobls Bilder sind nah, persönlich und intim. Sie beschreiben das Verhältnis zu seinen Eltern. Entfremdung, Veränderung, Prozess. Das versucht der Salzburger in seinen Bildern festzuhalten. "Sonntag war Familientag. Alle kamen zusammen und erzählten von den Ereignissen der vergangenen Woche. Wenn ich sie besuchte, war ich willkommen, aber nicht mehr Teil der familiären Gewohnheiten, welche ihren gemeinsamen Alltag prägten. Manchmal saßen sie im Wohnzimmer, ohne viel zu sprechen, aber in tiefem Einverständnis.
Meine Eltern wurden mir fremd. Ich begann sie zu fotografieren um die Veränderung besser verstehen zu können. Der Alltag verwandelte sich in austauschbare Szenen aus einem allgemeinen Leben und wurde zum fiktiver Platzhalter - genauso befremdlich wie der Besuch am Sonntag oder ein Familienalbum. Inzwischen, seit kurzem, ist mein Vater in ein Pflegeheim übersiedelt."
Elisabeth Czihak
Diese Aufnahmen verlassener Innenräume sind eine Spurensicherung menschlicher Existenz. Absence von Elisabeth Czihak ist die fotografische Dokumentation darüber, aufgenommen in einem leer stehenden Gemeindebau in Wien, Döbling. Auch wenn jegliche Einrichtung und sämtlliches Mobiliar fehlen, die Bilder lassen über vergangene Bewohner und deren Innenleben vermuten.
Elisabeth Czihak
Susanne Jakszus
Sextourismus, Straßenprostitution, gekaufte Eheschließungen. Pattaya, eine Ortschaft nahe Bangkok, zählt zu den größten "Vergnügungsvierteln" der Welt. Susanne Jakszus dokumentiert in ihrer Serie "Happy Endings" das Leben dort, die Menschen, die Mädchen. Tragisch faszinierend.
Susanne Jakszus
Otto Hainzl
Menschenleere Gänge, unbegehbare Treppen, illegal besiedelte Lebenswelten. Corviale, Otto Hainzls Arbeit über einen Wohnblock am Stadtrand Roms, versucht durch architektonische Bilder das gesellschaftliche Leben der über 8.000 Einwohner zu untersuchen, dem Beton sei Dank. Das Buch dazu erscheint April 2015 im Kehrer Verlag.
Otto Hainzl
Helmut Steinecker
Sachlich konzentriert und emotional teilnehmend. Helmut Steinecker setzt sich mit Tichà auseinander, einem südböhmischen Dorf nahe der österreichischen Grenze. Die Bilder über den Lebensraum der etwa hundert Menschen, welcher sich entlang des ehemaligen eisernen Vorhangs befindet, geben Momente der Vergangenen preis, verpackt zwischen Kitsch und Ruinen. Bildband in der Edition Fotohof erschienen.
Helmut Steinecker
Setzt man sich mit österreichischer Fotografie näher auseinander, wird schnell klar, dass dort alltägliche Randzonen stärker im Fokus stehen als etwa rot-weiß-rote Kulissensymphonien. Ob Sextouristen Thailands, Rentner aus Ottakring oder Ghettosiedlungen Roms, Fotografen aus Österreich setzen sich mit Themen auseinander, die oft wehtun und zugleich faszinieren. Was die Bilder der verschiedenen Künstler gemeinsam haben, sie untersuchen das Alltägliche und offenbaren gerade deshalb das oftmals Verborgene. Private Momente werden festgehalten, Lebenswelten belichtet, Grauzonen tastbar gemacht.
Provinzleben und Eiserner Vorhang
Eine Ausstellung in der Galerie Fotohof, Salzburg, unter dem Titel "Österreichische Dokumentarfotografie", bringt nun die Arbeiten unterschiedlicher österreichischer Fotokünstler in einer gemeinsamen Ausstellung zusammen.
Die Fotografen haben dafür die Welt bereist, sind in die Provinz gefahren, haben Grenzgebiete nahe des Eisernen Vorhangs besucht. Unter den ausstellenden Künstlern finden sich mittlerweile bekannte Fotografen wie etwa der Grazer Christopher Mavric wieder und talentvolle Menschen wie Zara Pfeifer, ein spannender Mix also.
Die Liste der auszustellenden Künstler und Ausschnitte davon, was euch in der Galerie Fotohof erwartet, findet ihr in unserer Gallery.
Die Vernissage zu österreichischer Dokumentarfotografie im Fotohof Salzburg findet am 22. Jänner um 19.00 statt, Ausstellung zu besuchen bis 07.März 2015. Öffnungszeiten: Di – Fr 15 – 19 Uhr, Sa 11 – 15 Uhr.