Ni una menos! – Ein Gastbeitrag von Zinn

31 Femizide allein im Jahr 2021, weitere fünf in den ersten beiden Monaten des Jahres 2022. In Österreich werden signifikant mehr als Frauen* gelesene Personen umgebracht als in den meisten Teilen der EU. Es braucht dringend mehr Geld für Gewaltschutz und Prävention. Außerdem müssen wir aufeinander aufpassen und uns solidarisch zeigen.

© Zinn

Zu Beginn ein Text, den wir seit letztem Jahr immer auf unseren Konzerten vorlesen. Auf unserem kommenden Album wird er auch als Song zu hören sein.

stirb patriarchat, stirb!

mit bissigen mündern
und dunkler materie
fallen wir über euch her
legen sterne in die sprache
und waschen die gehirne
unserer/eurer
unserer/eurer
kinder

quid pro quo
quid pro quo

oben sitzend
herabschauend
reiten wir mit ZINNgeschrei
durch die nacht
zu scheiterhaufen
kichern, kichern
dabei

quid pro quo
quid pro quo

aus der dunkelheit
krachen wir ins licht
vulva ins gesicht
vulva ins gesicht
pfefferspray oder messer
was gefällt dir denn besser?
vom bedürfnis der überlegenheit
wirst du für immer befreit
wirst du für immer befreit
und jeder mord an unserem geschlecht
wird tausendfach gerächt
wird tausendfach gerächt

im duft der lindenblüten
wenn der morgen graut
liegst du am asphalt
und niemand
wird um dich weinen
ni una menos!

Das Patriarchat bringt uns und unsere Schwestern* um. In Österreich werden signifikant mehr als Frauen* gelesene Personen umgebracht als in den meisten Teilen der EU. Der Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser fordert seit Jahren die dringend benötigten 228 Millionen Euro für Gewaltschutz und Prävention. Nur 24,5 Millionen Euro wurden dafür von der Regierung bereitgestellt.

Gewalt an Personen, die als weiblich oder non-konform wahrgenommen werden, hat System, hier handelt es sich nicht um Einzelfälle. Und es handelt sich auch nicht, wie es mitunter in den Medien heißt, um Beziehungsdramen. Es ist Mord. Es schockiert nicht nur die Tatsache, dass die vielen Femizide häufig bei den Opfern zu Hause passieren, auch der Umgang damit ist erschreckend respektlos und spielt das zugrundeliegende Problem herunter. Wir müssen es beim Namen nennen: Das Problem heißt Männergewalt. Es heißt Patriarchat. Es heißt Machthierarchie in jedem kleinsten Alltagsberührungspunkt.

Nicht wegschauen

Wir müssen aufeinander aufpassen und uns solidarisch zeigen. Nach jedem Femizid, organisiert das Bündnis Claim the Space eine sehr berührende Kundgebung am ehemaligen Karlsplatz in Wien. Wir wollen insbesondere euch Cis-Männer auffordern, einmal vorbei- und nicht immer nur wegzuschauen.

Jeden Achten im Monat gibt es ein offenes feministisches Vernetzungstreffen von Claim the Space – FLINTA only. Anmelden unter gegenpatriarchatundkapital@riseup.net. Folgt @niunamenos.austria auf Instagram und anderen Kanälen, um weiter im Bilde zu sein.

Beeindruckende Soli-Aktion: Den Erlös aus dem Verkauf ihrer »Alpenhölle«-Pullis (»Heimat bist du toter Töchter«), immerhin 13.762 Euro, spendeten Alessia Celentano, Natalie Ananda Assmann und Katharina Blum aka Wiener Unart an den Verein Auto­nome Öster­reichische Frauenhäuser. (Foto: Zinn)

31 Femizide allein im Jahr 2021

  1. 17.01., Aschach an der Steyr, durch den Ehemann im gemeinsamen Wohnhaus
  2. 17.01., Anger bei Weiz, durch den Ehemann im gemeinsamen Wohnhaus
  3. 03.02., Wien, durch den Ehemann in der gemeinsamen Wohnung
  4. 23.03., Wien, durch den Lebensgefährten in der Wohnung der Frau
  5. 22.03., Salzburg-Schallmoos, durch den Ex-Lebensgefährten in der Wohnung der Frau
  6. 05.03., Wien, durch den Ex-Partner am Arbeitsplatz der Frau
  7. 07.04., Graz, durch den Ehemann in der gemeinsamen Wohnung
  8. 22.04., Neulengbach, durch den Lebens­gefährten in der gemeinsamen Wohnung
  9. 29.04., Wien, durch den Ex-Partner in der Wohnung der Frau
  10. 05.05., Wien, durch den Ehemann in der gemeinsamen Wohnung
  11. 06.05., Wals-Siezenheim, durch den Ex-Partner im Haus des Opfers und ihrer Mutter
  12. 06.05., Wals-Siezenheim, durch den Ex-Partner ihrer Tochter im Haus des Opfers und der Tochter
  13. 11.05., Vöcklabruck, durch den Ehemann am Parkplatz eines Friedhofs
  14. 12.05., Wien, durch den Ehemann in der gemeinsamen Wohnung
  15. 26.06., Wien, vier Verdächtige, Tatort unklar
  16. 16.07., Wien, Beziehung zu Tatverdächtigem nicht bekannt, in der Wohnung des Verdächtigen
  17. 21.07., Graz, durch den mutmaßlichen Vater des ungeborenen Kindes des Opfers in ihrer Wohnung
  18. 28.08., zwischen Fürstenbrunn und Großgmain, durch den Ex-Mann in einem Wald
  19. 30.08., Maishofen, durch den Ehemann im Haus
  20. 13.09., Wien, durch den Partner
  21. 13.09., Wien, durch den Ex-Partner
  22. 20.10., Deutsch-Brodersdorf, durch den Partner im gemeinsamen Haus
  23. 26.10., Bürs, durch den Partner im gemein­samen Haus
  24. 08.11., Weerberg, durch den Ehemann in der gemeinsamen Wohnung
  25. 14.11., Wien, durch den Nachbar im betreuten Wohnen
  26. 16.11., Villach, durch den Partner
  27. 19.11., Innsbruck, durch den Ehemann in der gemeinsamen Wohnung
  28. 21.11., Eibesbrunn, durch den Partner
  29. 24.11., Innsbruck, durch den Partner in der gemeinsamen Wohnung
  30. 30.11., Wien, durch den Partner
  31. 16.12., Hohenems, durch den Partner

Quelle: Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser; Angaben zum Zeitpunkt und zum Ort der Tat sowie zum (mutmaßlichen) Täter

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