Irgendetwas muss im skandinavischen Grundwasser sein – wie sonst sollte man sich die Flut kleiner schwedischer Mädchen erklären, die Gitarren-schwingend die Chart-Spitzen erklimmen? Die blutjungen Goldkehlchen von First Aid Kit oder Those Dancing Days haben es vorgemacht. Nun rücken zwei weitere Schwedinnen mit Gitarren und Singstimmen aus, um den Weltschmerz in seinen Grundfesten zu erschüttern: Taxi Taxi!
Eins gleich vorweg: Taxi Taxi! sind wundervoll! Hinter Taxi Taxi! verbergen sich Miriam und Johanna Eriksson Berhan. Sie sind Schwestern wie First Aid Kit, Zwillinge sogar. Die Analogie zu einer weiteren Schwestern-Band drängt sich auch ziemlich bald auf: CocoRosie. Letzten Herbst ist mit „Still Standing At Your Back Door“ das erste Album von Taxi Taxi! erschienen und mit diesem ist das Schwesternpaar, unterstützt von einem Schlagzeuger, derzeit unterwegs durch Europa. Am Dienstag bespielten sie Salzburg.
Taxi Taxi! musizieren in bester Gitarrenfolk-Tradition und vertonen intime Geschichten über jugendliche Gemütszustände; Taxi Taxi! machen Befindlichkeits-Pop – wenn man unter Befindlichkeit Weltschmerz versteht, den sich ein barfüßiges Mädchen im Schlafanzug aus dem Leib brüllt, heult und winselt, wie es im Rockhouse der Fall war. Taxi Taxi! sind das musikalische Pendant zu den unbewohnten Weiten Schwedens. Da ist es natürlich hilfreich, dass die Zwillinge mit außergewöhnlich schönen Stimmen ausgestattet sind – die einander auch noch perfekt ergänzen und zum versetzten Echo der jeweils anderen werden. Der Effekt ist Intimität, Intimität, die beim Zuhörer tiefe Ehrfurcht auslöst – aber auch Beklemmung. Man fühlt sich als Eindringling: So unglaublich offen, so verwundbar wirken die beiden, und klingen dabei beinahe furchteinflößend reif – umso mehr, wenn man sich das Alter der Schwestern vor Augen hält: Zarte 19 sind sie.
Gebrochen wird die musikalische Reife nur in der Zeit zwischen den großen Tönen: ein beinahe kindlich-possierlicher Knicks und ein Kichern nach jeder Nummer, ein ebenso possierliches „Thank You“. Am liebsten möchte man den Mädchen einen Teddybären in die Arme drücken und ihnen sagen, dass eigentlich eh alles gut ist. Aber das wäre vermutlich gelogen – und ein herber Verlust für die Musikwelt.