Zwischen Tüfteln und Masse

Alt-J sind ziemlich weit herum gekommen auf ihrer letzten Tour. Der weiteste Weg war aber sicher der aus dem College-Studio auf die großen Festivalbühnen dieser Welt. Wie sich die Buben aus Leeds da mittlerweile schlagen, konnte man beim Frequency sehen.

Also keine Kompromisse im Studio?

Gus: Richtig. Wir gehen nicht mit der Frage ins Studio, wie wir die Songs dann live umsetzen. Das wäre für uns auch der falsche Ansatz. Die Live-Umsetzung ist natürlich wichtig, für unser musikalisches Empfinden aber zweitrangig. Es darf beim Aufnehmen keine Kompromisse geben, egal, wie komplex ein Song wird, wie viele Tonspuren man – auch live – benötigt oder eben, wie lange man daran bastelt.

Vor allem euer erstes Album, "An Awesome Wave", beinhaltet einige Samples von und Kollaborationen mit anderen Künstlern. Die bekannteste davon natürlich Miley Cyrus, von der ihr eine Zeile für den Refrain von "Hunger Of The Pine" geborgt habt. Dürft ihr mittlerweile so arrogant sein zu sagen, wir arbeiten mit wem – oder sampeln was wir wollen?

Gus: Es scheint so, ja (lacht). Mittlerweile bedarf es wirklich nur mehr eines Telefonats. Miley haben wir eine Probe geschickt, sie war einverstanden, es hat ihr sogar gut gefallen. Wenn man ein gewisses Level erreicht hat, hat man natürlich große Möglichkeiten.

Gibt es jemanden, mit dem ihr plant, in naher Zukunft zusammenzuarbeiten?

Joe: Nein, ehrlich gesagt, nicht. Um auch das einigermaßen arrogant zu formulieren (lacht), wir sind gerade ganz zufrieden mit uns selbst, nur zu dritt. Es passt gut, wir arbeiten gut zusammen.

Speaking of …. ihr seid jetzt zu dritt, wart aber einmal zu viert. Hat das Einfluss auf euren Sound, bzw. überhaupt auf eure Arbeit im Großen und Ganzen genommen?

Joe: Gwil hat die Band verlassen, weil er sich wieder vermehrt seinem Studium widmen wollte, das stimmt. Es stand kurz zur Debatte, ob man ihn ersetzen sollte, wir haben uns aber entschieden, zu dritt weiterzumachen, weil wir schließlich keinen musikalischen Verlust erlitten haben. Das soll nicht drastisch klingen, Gwil ist ein großartiger Musiker, aber wir hatten auch ohne ihn das Gefühl, das Projekt Alt-J vollständig weiterführen zu können.

Als Band im Studio also zu dritt, on stage zu viert.

Gus: Genau.

Musstet ihr Songs, die ihr live spielt, ändern, weil er die Band verlassen hat?

Gus: Nein, sobald ein Song steht, steht er. Da wird nichts mehr geändert – das hat eben viel mit unserer Idee der Band an sich zu tun. Wie gesagt, das Album bzw. die aufgenommenen Songs sind der wirkliche Output unserer Arbeit, die Livesets werden daran lediglich angepasst. Wir haben einen Tourbassisten, Cameron Knight, der für Gwil einspringt, bzw. seine Parts übernimmt. Wir haben aber nichts im Songaufbau geändert.

Spielt ihr auch ab und zu ungeplante Livesets?

Thom: Eigentlich nie, nein. Wir spielen – gerade jetzt auf dieser Welttour – ständig vor neuem Publikum, das uns meist zuvor noch nie live gesehen hat. Da nutzen wir die Chance, wenn man es so formulieren kann, und halten uns dann auch an eine Setlist.

Joe: Ja, wir halten uns da eigentlich bei jeder Show an unsere Liste.

Also ihr macht nie einen auf "go wild"? Einfach eine instrumentale Jamsession on stage, oder vielleicht eine kleine Änderung in der Songabfolge?

Joe: Eine kleine Änderung, das ja. Generell sind wir da aber einigermaßen streng. Ich muss ehrlich sagen, was das angeht, fühle ich mich überhaupt nicht als die Art von Musiker, die experimentelle Szenen auf der Bühne starten.

Alt-J spielten gerade am Frequency und beehren Wien am 25. November nochmal in der Stadthalle.

Bild(er) © 1+3: Laura Coulson, 2: Gabriel Green
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