20 Jahre Bilderflut

Die Vienna Comix Messe wird 20. Zum runden Jubiläum hat The Gap den Initiator und Veranstalter Martin Erasmus interviewed und auch gleich um ein paar Fotos angefragt.

Aus rechtlichen Gründen werden Artikel aus unserem Archiv zum Teil ohne Bilder angezeigt.

Wer hat Vienna Comix eigentlich ins Leben gerufen und was war damals der Anlass?

Die Platznot. Nach einigen Jahren des Sammelns ist bei mir zu Hause einfach alles übergegangen, also wollte ich Comic-Hefte und –Figuren verkaufen. Es gab aber keine passende Veranstaltung dazu in Wien, so blieb nur der Weg sie selbst zu Organisieren. 1993 fand die erste Comic & Figuren-Börse im Saal der Pfarre in Hernals bei mir gleich ums Eck statt. Im Dezember 2011 haben wir die Veranstaltung dann in Vienna Comix umbenannt.

Gibt es in eurem Team auch Comic-Autoren oder Zeichner?

Nicht direkt, aber wir haben sehr gute Verbindungen zur Österreichischen Comiczeichner-Szene. Wenn ich z.B. kurzfristig ein Motiv für einen Flyer oder ein Plakat brauche, dann ist das kein Problem. Beim Zeichner-Stammtisch im Rüdigerhof bekomme ich auch regelmäßig Rückmeldungen zur Vienna Comix und das Projekt Tisch14 ist Stammgast bei uns.

Die Mega-Comic-Messen in den USA werden Jahr für Jahr mehr zu Multimedia-Messen, bei denen auch haufenweise Filme, Serien und Videogames präsentiert werden. Was haltet ihr von diesem Trend?

Jede Comic-Verfilmung hilft der Comic-Szene, denn so wird das Interesse für und die Bekanntheit von klassischen Comic-Charakteren neu belebt. Die Filme sind jetzt eben die Zugpferde der Comic-Industrie. Soweit wir das am heimischen Comic-Markt beobachten können, steigert es auf alle Fälle die Nachfrage nach Comic-Heften. Insgesamt sehe ich die Entwicklung positiv, denn Comic-Figuren haben die anderen Medien erobert und sind überall beliebte Hauptdarsteller.

Wie schaut die österreichische Indie-Comicszene aus und wie ist sie auf der Messe vertreten?

Sehr bunt, immer besser organisiert und dank moderner Technik immer produktiver. Es gibt große Talente in allen Comic-Genres und laufend mehr gute Ausbildungsstätten für Comiczeichner, wie etwa die Kunstschule oder die Zeichenfabrik. Am 11. Oktober veranstaltet die Comics-Box in Margareten den zweiten Indie Comix Day, da kann sich jeder selbst einen Überblick zur Indie-Szene verschaffen. Auf der Vienna Comix ist die heimische Szene immer stark vertreten. Jungen Talenten stellen wir gratis Plätze zur Verfügung, um Ihre Werke zu präsentieren und arriviertere Kollegen und Kolleginnen nutzen die Vienna Comix auch um sich direktes Feedback von Comic-Fans zu holen.

Gab es schon große organisatorische Schwierigkeiten beim Veranstalten der Messe? Wenn ja, welche?

Einmal hat der Vermieter auf uns vergessen und den Saal über den Sommer an jemand anderen vermietet. Wir haben das ca. fünf Wochen vorher per Zufall herausgefunden und es mit viel Glück und Arbeit geschafft, die Veranstaltung in einen anderen Saal zu verlegen.

Würdet ihr sagen, dass die Vienna Comix Messe jährlich anwächst oder gab es zwischendurch auch einen Einbruch der Besucherzahlen?

Es hat nur kurz in der Zeit um 2002/03 eine leichte Stagnation gegeben, seit 2004 geht es praktisch nur bergauf. Der organisatorische Aufwand steigt zwar auch ständig, aber er wird eben durch das wachsende Interesse der Besucher und Besucherinnen belohnt. Die Vienna Comix ist aber auch eine offene Veranstaltung und reagiert auf neue Trends z.B. Manga und Anime und hat schon viele verwandte Szenen mit eingebunden. Dieser Mix ist auch eine der großen Qualitäten der Vienna Comix, weil auf diese Weise das Publikum in alle Richtungen durchgemischt ist.

Welcher Gast oder welches Ereignis war für euch in den 20 Jahren Vienna Comix das größte Highlight?

Sehr gefreut habe ich mich über den Besuch von Gerhard Haderer und Michael Pammesberger. Das waren die ersten Zeichner-Gäste um die wir uns bemüht haben, was von den Besuchern auch sehr positiv aufgenommen wurde und die Initialzündung für den Ausbau des Programm-Teiles der Vienna Comix war. Der Beginn in der MGC-Halle gestaltete sich auch sehr spannend, weil ich anfangs dachte: "Bekommen wir hier genug Aussteller und Besucher her, damit es nicht zu leer wirkt?" Mittlerweile ist die Halle aber fast schon wieder zu klein. Im Grunde ist es für mich jedes Mal ein Highlight, wenn an einem Sonntagvormittag so viele Menschen zur Vienna Comix pilgern und dann bis am späten Nachmittag gute Stimmung herrscht.

Wenn du dir eine Filmversion eines noch nicht in diesem Medium erschienenen Comics aussuchen könntest, welcher wär das?

Dank der heutigen technischen Möglichkeiten stehen wir glaube ich am Anfang einer langen Reihe von Comic-Verfilmungen. Erst jetzt können Comic-Charaktere glaubwürdig in Filmen dargestellt werden. Früher bestachen Comic-Verfilmungen ja oft durch unfreiwillige Komik, wenn Spider-Man durch unsichtbare Fäden und mittels Trampolin durch die Luft gewirbelt wurde. Ich bin eher ein Funny-Comic-Fan und würde mich über „Schwarzbart der Pirat“ freuen, weil dieser Comic eine starke gesellschaftskritische, anarchistische Note hat, die aber durch die Funny-Zeichnungen gut versteckt wurde.

Welchem Superhelden würdet ihr per Verbotsschild (à la Eis essen – oder rauchen verboten) den Zutritt verweigern?

Hulk! Zu groß. Der nimmt zu vielen Besuchern den Platz weg und zerlegt uns am Ende noch die ganze Halle.

Die Vienna Comix Messe findet am 29. September von 10 bis 16 Uhr in der MGC Halle, Modecentersatraße 22, 1030 Wien statt. Als Gäste wurden die Comiczeichner Goran Sudzuka (Wolverine) und Tanya Roberts (Star Wars – The Clone Wars) eingeladen.

www.viennacomix.com

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