3 Fragen an Jannis Lenz, Regisseur von »Soldat Ahmet«

Jannis Lenz’ Dokumentation »Soldat Ahmet« begleitet Ahmet Simsek – pflichtbewusster Sohn türkischer Einwanderer, Boxer und Soldat – dabei, wie er versucht, sich doch noch einen alten Traum zu erfüllen, nämlich Schauspieler zu werden. Der Film hebelt Vorurteile aus und ist dabei gleichermaßen unterhaltsam wie empathisch.

© Steffi Dittrich

Wie bist du auf das Thema deines neuen Films gekommen?

Jannis Lenz: Ahmet und ich sind seit vielen Jahren befreundet. Er hat 2015 als Laien­darsteller die Hauptrolle in meinem Kurzfilm »Schatten­boxer« übernommen – und ich war von seiner Präsenz vor der Kamera begeistert. Mir fiel auf, dass ich Ahmet als Schauspieler und Boxer kenne, von seiner Arbeit beim öster­reichischen Bundes­heer aber kaum etwas weiß. Mich haben die Spannungs­felder interessiert, die sich aus den sehr unter­schied­lichen Lebens- und Arbeits­bereichen ergeben, und wie Ahmet es schafft, diese scheinbar wider­sprüch­lichen Dinge zu verbinden.

Du bist über Parkour beim Film gelandet. Inwiefern hat sich dies auf deine filmischen Arbeiten ausgewirkt?

Meine ersten filmischen Experimente mit Parkour-Videos waren prägend für mich. Am Deutlichsten wird das wahrscheinlich an den choreografischen und körperlichen Elementen, die für meine Arbeit wesentlich sind. Deshalb versuche ich auch, diese Aspekte ständig zu entwickeln, etwa indem ich in »Soldat Ahmet« das Performative und Tänzerische beim Exerzieren im Bundesheer zeige. Der spielerische Umgang mit diesen Mitteln bietet mir die Möglich­keit, dem Publikum neue Perspektiven auf scheinbar gewohnte Abläufe aufzuzeigen um damit vertraute Muster und Systeme zu hinterfragen.

»Soldat Ahmet« (Foto: Jakob Fuhr)

Deine bisherigen Kurzfilme behandeln die Geschichten junger Menschen. Haben diese Projekte etwas gemeinsam?

Bei meiner Arbeit gehe ich von persönlichen Erlebnissen und Beobach­tungen in meinem Umfeld aus. Wenn mich etwas nicht mehr loslässt, suche ich im nächsten Schritt nach der passenden Form, die es mir erlaubt, mich möglichst direkt und präzise diesem Thema anzunähern. Humor spielt eine große Rolle. Auch inhaltlich gibt es mal mehr, mal weniger offen­sicht­liche Verbindungen zwischen den einzelnen Filmen. Mir gefällt der Gedanke, Figuren und Orte, mit denen ich mich intensiv beschäftige, zu einem späteren Zeit­punkt und in einer anderen Form wieder zu besuchen. Mein Kurzfilm »Schatten­boxer« könnte der Prolog zu »Soldat Ahmet« sein.

»Soldat Ahmet« von Jannis Lenz startet am 11. März 2022 in den öster­rei­chischen Kinos.

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