»Dies ist die Geschichte einer Freundschaft. Sie beginnt mit Geld. Oder eigentlich beginnt sie mit Geld, das wir nicht hatten.« – Detlev Buck taucht in seinem neuen Film »Asphaltgorillas« in die Berliner Unterwelt ein und inszeniert den Krimistoff als irrwitzigen Genremix.
Eine aus Amsterdam geschmuggelte Designerdroge, ein von einer Dogge verschluckter Schlüssel für ein Schließfach und ein vollgeschissener Maserati. Das sind die Elemente, mit denen Ferdinand von Schirach die Geschichte von Frank und Atris erzählt, die zusammen eine Modedroge aus Amsterdam nach Berlin schmuggeln wollen. Schirach, bekanntgeworden mit seinen literarisch ausgeschmückten Tatsachenberichten, bei denen er aus seiner Arbeit als Strafverteidiger schöpft, schreibt die Erlebnisse zweier nicht besonders kluger Pechvögel. Die Erzählung mit dem Titel »Der Schlüssel« aus seinem Kriminalgeschichtenband »Schuld« bildet die Grundlage für Detlev Bucks neuen Film »Asphaltgorillas«.
Genügend Potenzial für Pleiten, Pech und Pannen
»Asphaltgorillas« kommt insofern ein wenig überraschend, als dass Buck zuletzt vier Teile des »Bibi & Tina«-Franchises inszenierte. Die süßen Ponys werden hier also gegen protzige »Lambos« getauscht; Freundschaft als zentrales Thema ist hingegen Schnittstelle beider Projekt. Atris (Samuel Schneider) wohnt noch immer bei seinen Eltern und hält sich als Drogendealer über Wasser. Als er Frank (Jannis Niewöhner), einem Freund aus Kindheitstagen, begegnet macht dieser ihm ein reizvolles Angebot: Geld verdienen fürs Warten. Das kommt Atris gerade recht, möchte er sich doch von seiner Arbeit für Drogenboss El Keitar (Kida Khodr Ramadan) emanzipieren. Atris soll den Mittelsmann für einen Geldwäschecoup geben, bei dem Falschgeld aus dem Ausland gegen echtes Geld getauscht werden soll.
Der Erfolg dieses Vorhabens ist dabei jedoch an eine Vielzahl von Bedingungen geknüpft: echtes Geld von Franks Freundin Oxana (Stefanie Gieriger), der Tochter eines russischen Oligarchens, funktionierender, vom österreichischen Kleinkriminellen Ronny (Georg Friedrich) durchgeführter Geldtransport und eine reibungslose Übergabe. Wie bereits in Schirachs »Der Schlüssel« gibt es also auch in »Asphaltgorillas« genügend Potenzial für Pleiten, Pech und Pannen.
»Ja, jetzt ist er tot. Jetzt kannst du ein Lied machen, du Gangster.«
Das ZDF hatte sich Schirachs »Schuld« bereits angenommen und daraus eine recht düstere Krimiserie gemacht. Bucks neonfarbener »Asphaltgorillas« wirkt dagegen eher irrwitzig. Die Figuren haben hier immer coole Sprüche auf den Lippen und Action läuft durchchoreografiert in Zeitlupe. Für Atris steht mittlerweile einiges auf dem Spiel, hat er nun mit Marie (Ella Rumpf), einer Ladendiebin, jemanden kennengelernt, mit der er Berlin entfliehen möchte. Die Lage spitzt sich jedoch immer weiter zu und es gilt das Chaos, dass der Geldwäschecoup ausgelöst hat, einzudämmen, um am Leben zu bleiben. Während sich die Anzahl der kriminellen Stadtgorillas, wie Atris sie nennt, zusehends dezimiert.
Die Entscheidung, Schirachs Stoff als Genremix zwischen Krimithriller und satirischer Groteske anzulegen, ist Stärke wie Schwäche von »Asphaltgorillas«. Auf der einen Seite kämpft der Film damit, dass nicht jeder lockere Spruch auf Anhieb zu landen vermag und die Machart manchmal ein wenig zu betont cool daherkommt. Auf der anderen Seite hilft es ihm, einige Rap-Szenegrößen wie SXTN und Capital Bra vor die Kamera bekommen zu haben; ein Highlight dabei unter anderem der selbstironische Auftritt von SSIO als Gangsta-Rapper, dem sein goldener Lamborghini mitsamt seinem neuesten Album gestohlen wird – nicht zuletzt Beweis dafür, dass sich der Film auch selbst nicht immer ganz ernst nimmt.
»Asphaltgorillas« feiert heute – präsentiert von The Gap – im Apollo-Kino seine Österreichpremiere. Ab 31. August 2018 ist der Film dann regulär in den Kinos zu sehen.