Das Kuratorinnenduo des diesjährigen Popfests über den Mythos der schwer zu erreichenden Frauenquote, den Unterschied zwischen Kuratieren und Auftreten sowie Acts, die ihre Stages »ownen«.
Ihr seid das erste All-Female-Kuratorinnenduo des Popfests. Schlägt sich das auch in einer angeblich so schwer zu erreichenden anständigen Frauenquote im Line-up nieder?
Yasmin Hafedh: Wir sind beide Künstlerinnen, die lange im Game sind und wissen, dass die Frauenquote nicht schwer zu erreichen ist, und wir wissen auch, dass sich dieser Mythos 2019 nimma ausgeht. (Das wussten wir auch schon vor zehn Jahren, aber langsam kommt er im Mainstream an, juhu!) Im Line-up schlägt sich auf jeden Fall unser Interesse an österreichischer Musik und die Vielfalt, die es hier gibt, nieder.
Wie hat sich eure Popfest-Experience durch das Kuratieren verändert? Ihr seid ja beide zuvor schon mit euren Bands auf der Seebühne aufgetreten.
Hafedh: Kuratieren ist mehr Arbeit als Auftreten, haha. Aber es ist sehr schöne Arbeit und ich bin sehr dankbar, sie mit Mira teilen zu dürfen. Man muss halt viel mehr mitbedenken. Man stellt Zusammenhänge und Bedeutungen her, die dann natürlich auch dementsprechend für eine selbst, die an dieser Produktion arbeitet und beteiligt ist, Sinn ergeben und stimmig sein müssen.
Mira Lu Kovacs: Ich, für meinen Teil, verstehe jetzt erst besser, warum welche Acts auf welche Bühnen geladen werden. Da geht es viel mehr darum, Stimmungen einzuschätzen und Space zu geben, als um den »coolsten Slot«.
Die bisher bestätigten Acts (Ebow, Lylit, Wurst, Avec, Lou Asril) lassen auf ein sehr souliges und R&B-lastiges Popfest schließen. Ist das musikalisch euer gemeinsamer Nenner oder gibt es in dieser Richtung derzeit einfach die spannendsten Acts?
Hafedh: Es ist ja noch nicht das ganze Line-up veröffentlicht …
Kovacs: Stimmt, wir haben schon ein paar Genreschwerpunkte, aber ich denke doch, dass es einige starke Kontrapunkte gibt, die das Ganze brechen. Es ging uns auch um einen gewissen Performance-Stil – die Acts, die wir gebucht haben, sind alle sehr starke Persönlichkeiten und »ownen« ihre Stages.
Was ist euer Ansatz beim Booking – klassische Recherche oder Intuition? Kompromiss oder 50/50-Aufteilung?
Hafedh: Wir sind uns sehr einig bei allen Acts, die beim Popfest auftreten werden. Wir haben Recherche betrieben, jede einzelne Mail, die wir bekommen haben, durchgehört und uns a priori Listen gemacht – jede für sich –, die sich sehr geähnelt haben in den Namen die draufstanden – beziehungsweise uns auch neue Acts gezeigt haben, die wir noch gar nicht kannten und jetzt auf Repeat hören.
Kovacs: Da Yasmo und ich, wir beide, in der Wiener/österreichischen Szene sehr aktiv sind, haben wir vieles bereits gekannt, daher konnte man zum Teil sehr gut »intuitiv kuratieren«. Trotzdem haben uns ein paar Anfragen positiv überrascht. Schön, so auf neue, herausragende Musik zu stoßen.
Habt ihr euch vor dem gemeinsamen Kuratieren schon persönlich gekannt? Wie lief euer erstes Popfest-Meeting?
Hafedh: Ja, wir kennen uns eh schon lange. Haben mal eine gemeinsame Autofahrt gehabt zu einem Festival, dann mal sporadisch Mittagessen, aber immer fehlt die Zeit, weil wir zwei busy women sind. Das Popfest war also die perfekte Gelegenheit, eine Freundschaft aufzubauen.
Kovacs: Genau, immer aus der Ferne ge-fangirled aber das Popfest war eine schöne Gelegenheit, sich kennenzulernen. Ich bin extrem froh über diese Kolleginnen- und Freundinnenschaft. Ich finde, wir ergänzen uns voll gut, wenn auch über ganz viel (und das ist auch nicht selbstverständlich) gar nicht erst diskutiert werden musste. Vieles konnte mit Blicken geklärt werden, haha.
Insgesamt werden am diesjährigen Popfest 70 heimische Live-Acts auftreten. Was erwartet uns da noch alles?
Hafedh: Ich kann immer nur Miras wunderschönen Satz wiederholen: »Wien, du Vielvölkerstadt, zeig her deine Schätze!«
Kovacs: Yep! Und Augen auf! Bussi!
Das Popfest 2019, kuratiert von Mira Lu Kovacs und Yasmin Hafedh, findet von 25. bis 28. Juli auf zahlreichen Bühnen am und rund um den Karlsplatz in Wien statt.