Mela, das deutsche Duo mit Wahlheimat Wien, releast heute mit »To Postpone A Dream« ein beachtliches erstes Album. Wesentlich für dieses Debüt: therapeutisches Träumen.
Die Suche nach dem Sinn, die kennen wir alle. Hauptsächlich wird sie aber als eine zielgerichtete Übergangsphase betrachtet. Das Ankommen ist das, was wir als erstrebenswert bewerten. Deswegen befasst sich diese Suche in musikalischen Fassungen auch vor allem mit dem Gefühl des Unzulänglichen, eben noch nicht angekommen zu sein. Mela, das sind Simon Bauer und Marius Grimminger, gehen das in ihrem Album »To Postpone A Dream« etwas anders an: Life besteht aus eben dieser Suche und wir sollten sie umarmen. Es scheint, als hätten Mela nach ihrer selbst produzierten EP »Anxiety« das therapeutische Träumen als Bewältigungsmechanismus für sich entdeckt. Ob sie ihren Produzenten Peter Paul Aufreiter (Hearts Hearts) entdeckt haben oder andersrum, ist erst mal egal – man merkt es dem Album jedenfalls an, dass hier einer der Akteure der zeitgenössischen österreichischen Indie-Pop-Riege am Werk ist.
»To Postpone A Dream« begleitet Mela also im Prozess, das eigene träumerische Potenzial als Teil von sich selbst anzunehmen. Die drei Vorab-Singles »Treehouse«, »Ravine« und »Bengal Lights« zeichnen verschiedene Lebensphasen vor, die alle ihren eigenen Vibe innehaben. Sänger Simon Bauer setzt dabei sein Falsett als Konstante ein, die sich mal Bedroom, mal klassisch Indie an die jeweilige Nuance des Songs schmiegt. Und Nuancen gibt es einige. Das starke »Silhouettes« leiht sich 90s-Soft-Alternative, während »Crystalline« dem Album sexy Mystery schenkt. »Maverick« nimmt eine musikalische Idee, die von Motsa sein könnte, und versetzt sie mit mehr haptischen Instrumenten. Und mit »Morals« schreiben sich Mela eine Hymne für eher dunklere Tage (übrigens: We stan a Chor für den Drop). Die positivere Interpretation der »Morals«-Grunstimmung findet sich in »Eternal« wieder.
Die wohl wichtigste Erkenntnis liefert aber der Titel der anderthalbminütigen Wolke »Nothing Is Everything«. Man wünscht sich, man hätte dieses Mantra zu einem drei Minuten füllenden gewachsenen Song ernannt, er wäre für Mela vielleicht das geworden, was »Outro« für M83 war. Nothing is everything – als Tattoo schwierig, als Mantra wichtig. Und weil man nie genug Mantras haben kann, hoffen wir auf viele weitere Träume von Mela höchstpersönlich.
Mela haben heute ihr Debütalbum »To Postpone A Dream« bei Kleio Records veröffentlicht. In der Liveversion könnt ihr das Album bei der Release-Show am 10. September hören und sehen.