Es ist nicht weniger als ein zwingendes Album-Highlight ihrer nicht ganz kurzen Karriere, was uns Son of the Velvet Rat mit »Solitary Company« vorlegen. Das Video zum Titelstück feiert hier seine Premiere.
Allerspätestens seit »Red Chamber Music«, dem vor zehn Jahren erschienen sechsten Album von Son of the Velvet Rat, ist jedes neue Studiowerk die jeweils unmittelbar zwingendste Ausprägung von deren – im Kern die Stimme, die Gitarre und die Songs von Georg Altziebler, die Tasten, das Theremin und die Stimme von Heike Binder – immer atmosphärisch intensiven, anziehenden und einnehmenden Expeditionen in den »Tower of Song«. Gerade jetzt, in einer Zeit des unfreiwilligen Rückzugs ins Innere, in die Innenräume erfüllt die lebenssatte Substanz dieser Songs mit großer Dankbarkeit.
Es ist abermals – »Dorado«, obwohl schon 2017 erschienen, ist noch deutlich im Sinn, wie ein definierter, köstlicher, sinnlicher Geschmack auf den Lippen – ein Album, mit dem sich Lebenszeit vortrefflich und gerne verbringen lässt. Eines, das seinen wesentlichen Charakter erst nach und nach enthüllt, wenn es mit dir leben kann, und dabei Begrifflichkeiten wie Americana oder Euro Folk Noir nicht nur ob der transatlantischen Existenz von Altziebler/Binder – mit den Polen Joshua Tree und Graz – ins Absurde führt.
Der endliche Sänger ewiger Songs
Es mag sein, dass Altziebler »nur« der Sänger und nicht der Song ist, wie er im Opener »Alicia« singt. Aber Sänger und Lied werden immer unwiderstehlicher in ihrem Sog, in ihrer so souveränen Kunst, aus auch vermeintlich obsoleten Akkordfolgen Großes zu schürfen wie mit »Beautiful Disarray« oder »The Only Child«.
Bei »Stardust« erreicht Altziebler mit einer seltener gehörten höheren Stimmlage die verletzte Brüchigkeit und Kraft des ganz späten Bowie, andernorts hören wir ein »Lalalalalalala« (»When the Lights Go Down«), wie es so schön alles sagend sonst nur Arik Brauer zu singen vermochte. Bei allem Pathos: Mit so einer wunderbar schimmernden und sich mit unerschütterlicher Ruhe durch die Zeit bewegenden Gesellschaft wie diesem Album, diesen Liedern verliert jede Einsamkeit ihren Schrecken.
Das Album »Solitary Company« von Son of the Velvet Rat erscheint am 19. März 2021 bei Fluff & Gravy Records. Geplante Konzerttermine: 24. April, Ebensee, Kino — 29. April, Eppstein (DE), Wunderbar Weite Welt — 30. April, Zwickau (DE), Il Tavolino — 1. Mai, Stuttgart (DE), Laboratorium — 6. Mai, Gleisdorf, Kulturkeller — 7. Mai, Graz, Orpheum — 8. Mai, Wien, Porgy & Bess — 26. Mai, München (DE), Glockenbachwerkstatt — 28. Mai, Frauental, Bluegarage — 29. Mai, Ried, KIK — 10. Juni, Bruck an der Mur, Dachbodentheater — 12. Juni, Wies, Pumpkin Festival — 2. Juli, Graz, Brücke-Open-Air — 10. Juli, Wörgl, Zone.