»Ins wilde Land« erzählt von Abschieden. Den Abschieden von Menschen, die einem nahe sind, und diesen letzten Momenten, die im Gesellschaftsbild oft »verkitscht« werden. Der Kurzfilm lief 2024 bei der Diagonale, nun ist er in der Cinema Next Series kostenfrei zu streamen. Im Interview gibt uns Regisseur Emil Kaschka einen Einblick in die Geschichte hinter seinem Kurzfilmdebüt.

»Ins wilde Land« ist die nächste Veröffentlichung in der Cinema Next Series, die regelmäßig auf der Streamingplattform Kino VOD Club kostenlos spannende Filme von heimischen Filmtalenten präsentiert.
In deinen eigenen Worten: Worum geht es in »Ins wilde Land«?
Emil Kaschka: Um Abschiede. Es hat mich berührt und neugierig gemacht, dass ich einen ähnlichen Schmerz fühlte, als ich einen sterbenden Freund auf der Palliativstation verabschiedete, wie auch bei der Trennung von einer Partnerin nach einer dreijährigen Beziehung. Mit dem Film habe ich dieses Gefühl erzählen und erforschen wollen.
Es geht um die »Schönheit jener Momente, von denen wir wissen, dass es die letzten sind«, wird im Radio über das Theaterstück der Protagonistin gesagt. Gilt das auch analog für den Film? Sind die letzten Momente wirklich schön?
Nein, es ist eine Behauptung, die im Film aufgestellt wird und die der Film dann widerlegt. Emma, die in ihrem Theaterstück Abschiede so erzählt, erfährt im Laufe des Films, dass sie ein verkitschtes Bild von Abschieden gehabt hat.
Abseits deines Studiums an der Filmakademie Wien hast du auch schon einen Roman und Theatertexte veröffentlicht und bist zum Poetry-Slam-Vizeweltmeister gekürt worden. Wie hat es dich zum Film getrieben?
Nach dem Roman wollte ich etwas mit kreativem Schreiben studieren. Und da kamen in Österreich nur das Sprachkunst-Studium an der Angewandten und das Buch-und-Dramaturgie-Studium an der Filmakademie infrage. Die Filmakademie hat mich dann gleich aufgenommen. Ich bin also ohne Vorgeschichte zum Film gekommen. Mit Regie habe ich angefangen, weil alle Regisseur*innen auf der Filmakademie nur ihre eigenen Bücher verfilmen und ich nicht für die Schublade schreiben wollte.
Die Stärke des Films liegt zu großen Teilen auch in der tollen Leistung der Schauspieler*innen. Wie habt ihr zueinander gefunden? Wie sah dein Prozess beim Casting und beim Dreh aus?
Das war vielleicht der wichtigste Prozess. Als ich mich entschied, mit Nick Romeo Reimann zu drehen, brauchte ich kein Casting mehr, weil ich ein paar Monate zuvor schon einen Übungsfilm mit ihm gemacht hatte. Es war mir wichtig, dass das Paar eine glaubhafte Beziehung hat, deshalb besetzte ich Olivia Axel Scheucher, seine Partnerin, die zuvor noch nie vor einer Kamera gestanden war. Aber sie ist Regisseurin und hat die Figur »Emma« so gut verstanden, dass es ein großer Genuss war, mit ihr zu arbeiten.


Neben Szenen, die emotional sehr intim sind, gibt es auch eine sehr intime Sexszene. Wie seid ihr an diese herangegangen? Gab es davor ein Intimitätscoaching?
Wir haben es sehr genau choreografiert. Haben zuerst viel darüber geredet – wie ich mir die Szene vorstelle, wie sie sich die Szene vorstellen. Und uns dann schon vor dem Dreh ausgemacht, wie wir es machen werden, sodass es am Set keine Überraschungen gibt. Während des Drehs hatten wir jemanden für Intimacy Coordination. Und auch das Filmteam wurde darauf vorbereitet, eine Atmosphäre zu schaffen, in der diese Szenen möglich waren. Wichtig war auch, dass wir die Szenen gegen Ende des Drehprozesses drehten, als wir alle schon sehr zusammengewachsen waren.
»Ins wilde Land« war dein Kurzfilmdebüt, das 2024 direkt bei der Diagonale gezeigt wurde und beim Bundesfestival Junger Film den »Preis der Jury« erhielt. Ist das ein Ansporn für neue Projekte? Gibt es schon ein neues, auf das wir uns freuen können?
Ich habe danach mit einem Langfilmbuch begonnen, das die letzten anderthalb Jahre bei mir eingenommen hat. Jetzt ist es fertig, es wird hoffentlich 2026, 2027 gemacht. Und jetzt habe ich auch wieder Zeit für und Lust auf meinen nächsten Kurzfilm.
Eine Interviewreihe in Kooperation mit Cinema Next – Junger Film aus Österreich.