Trotz großem Interesse und Zuspruch seitens der zahlreichen Besucher sind österreichische Filmfestivals finanziell nicht abgesichert. Das Forum österreichischer Filmfestivals bemüht sich daher seit 2012 um ein Umdenken in der Kulturpolitik. The Gap hat die beiden Mitglieder Doris Bauer (Espressofilm) und Daniel Ebner (Vienna Independent Shorts) um ein Interview gebeten.
Wer hat die Gründung des Forums österreichischer Filmfestivals initiiert? Waren die unzureichenden Fördergelder dafür der Hauptauslöser?
Die Initiative für den Zusammenschluss der Filmfestivals ist von den beiden Kurzfilmfestivals Espressofilm und Vienna Independent Shorts ausgegangen. Im Austausch mit den anderen Filmfestivals in Österreich hat sich schnell herausgestellt, dass die meisten fast gleiche Voraussetzungen haben, unter vergleichbar schlechten Bedingungen arbeiten und mit ähnlichen Problemen kämpfen. Somit war es für uns naheliegend, dass man sich gemeinsam deutlich besser für die Interessen der Filmfestivals einsetzen kann.
Dass es dann mit der Konstituierung des Verbands so rasch ging und das Forum bei der letzten Viennale erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt wurde, hängt sicher damit zusammen, dass die Probleme so frappierend sind. Einerseits werden die Festivals immer wichtiger, übernehmen zentrale Aufgaben der Präsentation von und der Diskussion über Film und generieren eine Menge Aufmerksamkeit. Andererseits kämpfen sie mit dramatisch niedrigen Fördersummen, die noch dazu stagnieren und weder eine Fortsetzung der positiven Entwicklungen, geschweige denn eine Bezahlung der vielen Beschäftigten möglich machen. Da hat sich in den letzten Jahren vieles enorm zugespitzt.
Lässt sich eurerseits erklären, warum die Kulturpolitik die prekäre Arbeitsbedingungen österreichischer Filmfestivals ignoriert?
Filmfestivals sind ein vergleichsweise junges Phänomen, auch wenn es natürlich einige langgediente Institutionen gibt. Die meisten sind aber in den letzten 10 bis 15 Jahren entstanden und kulturpolitisch ist das ein vergleichsweise kleiner Zeitraum, in dem noch dazu die Gelder für kulturelle Arbeit nicht gestiegen sind.
Gleichzeitig wächst ein Bewusstsein für Änderungen, etwa im Publikumsverhalten oder in der Verwertungskette, immer nur sehr langsam. Während die meisten immer noch nur den regulären Jahresbetrieb der Programmkinos im Blick haben, fällt ihnen gar nicht auf, dass die Filmfestivals zu den wichtigsten Schaufenstern für das weltweite Kino geworden sind. Viele Filme kommen ins Kino und laufen nur eine Woche, weil niemand sie anschaut. In einer Woche Filmfestival läuft ein Film dagegen vielleicht nur zwei Mal, dafür aber zwei Mal vor vollem Haus und oft vor internationalen Fachgästen, die den Film gleich für die nächsten Festivals buchen.
Die Filmfestivals definieren so über ihre Programme, was Kino ist und gleichzeitig definieren die Filme ihren eigenen Wert darüber, bei welchen Festivals sie überall gelaufen sind. Das ist eigentlich eine Win-Win-Situation, die aber so noch kaum wahrgenommen wird, weder innerhalb der Branche noch bei der Kulturpolitik.
Es geht uns als Forum also gar nicht unbedingt nur darum, prekäre Arbeitsverhältnisse zu thematisieren, sondern nicht zuletzt auch darum aufzuzeigen, dass die Festivals immer mehr an Bedeutung gewinnen und es für jede Stadt, für jedes Land eigentlich fahrlässig ist, dieser Entwicklung nicht auch Rechnung zu tragen. In der Schweiz hat man das vor drei Jahren schon erkannt. Damals wurden die Gelder verdoppelt und erst zuletzt diesen Mai erneut um 12 Prozent aufgestockt. Die neue Förderpolitik dürfte sich dort also ausgezahlt haben.