Langsam werden sie ja doch erwachsen. WhoMadeWho aus Dänemark erklären, warum sie Alkohol den harten Drogen vorziehen, warum es einfach ist DJ zu sein und wie sie mit ihrem neuen Album endlich von zuhause ausziehen können.
Sie machen jetzt voll auf indie. WhoMadeWho veröffentlichen ihr fünftes Album „Dreams“ auf einem eigenen Label und geben die elektronischen Einflüsse bei Kompakt wieder ab. Konnte man sie bei ihren letzten Alben noch ganz einfach auf die Kante zwischen Club- und Rock-Act stellen, ohne jemanden damit zu beleidigen, wird es auf „Dreams“ schon etwas schwieriger. Sagen wir einfach Pop dazu. Wir haben Tomas Høffding (Bass), Jeppe Kjellberg (Gitarre) und Tomas Barfod (Schlagzeug) im eiskalten Berlin getroffen.
Geht ihr immer noch so oft in Clubs wie früher?
Tomas B: Ich denke wir waren nie so eine richtige Club-Band. Natürlich gingen wir aus und so, aber nur als Band und nicht als normale Clubbesucher.
Tomas H: Also eigentlich fand ich elektronische Musik vor WhoMadeWho richtig scheiße. Ich war eher so ein Rock-Dude, aber die ersten vier Jahre mit der Band waren für mich wie eine Explosion elektronischer Musik und erst da wurde mir klar, wie cool es ist in einen Club zu gehen. Meistens waren das nur Aftershow-Parties von Clubs, in denen wir spielten und je größer wir wurden, desto mehr eigene Venues spielten wir als normale Rockband, ohne nachher noch in den Club zu gehen.
Also wurde euch das eher aufgezwungen und das hört sich jetzt auf.
Jeppe: Nein, wir gehen immer noch nach Shows in irgendwelche Clubs, wenn uns Leute fragen.
Tomas B: Oft bereiten die Veranstalter einen Tisch mit Champagner vor. Manchmal besitzen sie auch einen Club, in den wir dann gehen. Wenn wir dafür zahlen müssten, wäre es etwas anderes, aber wir sind froh, dass wir oft die Möglichkeit haben, diese hausinternen Clubs zu besuchen.
Wie sieht es mit Alkohol und Drogen aus? Das gehört doch zum Clubbing dazu.
Tomas B: Alkohol ist leider bei unseren Live-Shows stark eingebunden. Also nicht "leider" aber es gehört dazu.
Jeppe: Wir werden von den Veranstaltern vor der Show oft gefragt ‚Also was braucht ihr? Alkohol, Drogen?‘. Das war anfangs ganz schön bizarr und einschüchternd, aber wir sind ja keine Drogen-Band.
Tomas H: Um ehrlich zu sein, sind wir ständig von Drogen umgeben, aber wir lassen die Finger davon.
Tomas B: Wenn wir keine Familien hätten und ein paar Partydrogen nehmen würden, wären wir wahrscheinlich schon viel größer. So funktioniert eben die Club-Szene. Auf den Afterparties lernen sich die Leuten eben über Drogen kennen. Ich habe schon ein paar richtig schlechte DJs gesehen, die bekannt wurden, einfach weil sie mit den richtigen Leuten was eingeworfen haben.
Tomas H: Bis jetzt haben wir es vermieden irgendwas zu nehmen, außer Wodka. Manchmal bin ich vor Konzerten richtig geschafft vom Touralltag, aber ich denke man schuldet dem Publikum, eine gute Show abzuliefern. Also gibt es vor der Show ein halbes Glas Wodka auf ex. Es ist besser als Kokain und sogar fast schon gesund. Ein guter Wodka-Schub vor der Show kann richtig viel ausmachen.
Tomas B: Wir haben diesen Pakt geschlossen, der wirklich wichtig für uns ist. Wenn einer die Wodkaflasche nimmt und losbrüllt müssen alle trinken, egal wie schlecht es den anderen geht oder ob jemand fahren muss.
Tomas H: Ohne jetzt wie ein Heiliger zu klingen, aber es gibt einige Gründe, warum die Band noch besteht. Ein Grund davon ist, dass wir keine harten Drogen nehmen. Es zehrt einfach an dir. Außer du bist fucking Keith Richards und du kriegst gutes Zeug gratis. Dann würdest du es mit Sicherheit ständig nehmen. Mann, ich wäre gerne Keith Richards.
Viele gute Bands nehmen Drogen.
Tomas H: Die lösen sich auch nach zehn Jahren wieder auf. Uns gibt es hoffentlich noch etwas länger. Also um es zusammenzufassen: Purer Wodka in den richtigen Mengen ist die beste Droge. Alkohol in seiner puren Essenz ist eine unterschätzte Partydroge!
Tomas B: Wir sind auch keine 22-jährige Indie-Band mehr, die sich nicht mehr an die letzte Europa-Tournee erinnern kann. Wir haben Familien, fahren unsere Kinder am Montagmorgen zur Schule und das ganze Zeug.
Tomas H: Andererseits müssen wir für unsere Live-Auftritte in der richtigen Stimmung sein. Unser Publikum dreht oft völlig durch, da müssen wir uns anpassen, sonst wäre es nur geschauspielert.
Tomas, du hast eben gesagt, ihr wollt in zehn Jahren immer noch existieren. Was ist euer Ziel als Band?
Jeppe: Wir versuchen uns als Band immer herauszufordern, uns nicht zu wiederholen und nicht zu tun, was uns Leute sagen. Das ist unsere Überlebensstrategie und schafft ein gutes Bandklima.
Tomas H: Unsere wichtigste Regel ist, dass wir einfach machen, was uns Spaß macht. Wir hören in der Sekunde auf, in der wir denken es macht uns keinen Spaß mehr und wir nur rein für das Geld arbeiten. Wenn wir auf unserem nächsten Album anders klingen wollen, könnte das eine dumme Entscheidung sein, aber wir machen das für uns. Wir wollen uns entwickeln und neue Wege beschreiten.
Auf "Dreams", euerem neuen Album, klingt ihr viel seriöser als auf den Vorgängern.
Tomas B: Es ist vielleicht nicht so verspielt wie unsere alten Alben. Wir haben das ganze unwichtige Zeug rausgeschnitten und nur das starke Grundmaterial behalten. Wenn eine Gesangsspur nicht richtig funktionierte, haben wir sie gestrichen und haben eine einfachere, klarere aufgenommen.