Sonnentanz, unser Nothing Else Matters

Dem geilen Saxophon eins hinterher schieben? Klangkarussell machen stattdessen ein relativ deepes Album. Im Interview erzählen sie was den Charakter verdirbt, dass es nicht Geld ist und dass sie gern einmal mit Dorian Concept und Cid Rim arbeiten würden.

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Der Ruf von Klangkarussell ist besser als ihr Ruf. Dieb House, Klanggrusel und Muschihouse konnte man über das Duo immer wieder hören und lesen. Selten war nach Guetta, Kalkbrenner und Avicii so klar, dass man Klangkarussell ja echt nicht gut finden darf, wenn man Geschmack hat und bei Trost ist. Sie hatten eine Lawine an Songs los getreten, die ziemlich gleich klangen. Schon eine Leistung.

Und dann, huch, die Briten lieben es, arg, die Niederländer, Nummer Eins, sie spielen mit Instanzen wie Mount Kimbie und Disclosure im Radio, sind bei einer respektable britischen Agentur unter Vertrag, treten bei coolen Festivals auf. Dorian Concept. Cid Rim. Das sind Leute, mit denen sie gern zusammen arbeiten würden. Flylo und Daedalus finden sie gut. Und das ist nicht nur so ein Getue, das ihnen jemand einflüstert, kein Geflirte mit coolen Namen, um sich ein bisschen Respect zu sichern. Die sind so. Überhaupt scheinen sie während des Interviews in ihrem bekifften Hangover nicht wahnsinnig coachbar. Da wirken sie wie zwei nette, harmlose Salzburger, die zufällig einen Riesenhit aufgegabelt haben und jetzt die Kuh melken. Im Underground will man kein Geld verdienen, rutscht einem der beiden zwischendurch raus. Geld, davor haben sie keine Angst. Ihr Ruf müsste trotzdem besser sein, wenn man die Neidklappen mal kurz hochfährt.

Das Album ist nun weniger gefällig als man das vermuten könnte. „Eistee aus der Dose“ zieht sich gleich am Anfang. Nein, ihr seid nicht Jean-Michel Jarre. „Netzwerk“ hält schon viel mehr das Versprechen von Hände-in-die-Luft-wir-sind-ja-so-geil-auf-Sommer. Oder "Celebration". Zwei andere Tracks auf dem Album – „Sternenkinder“ und „We Want Your Soul“ – sind dafür düster, einmal mit Sample aus dem kolossalen Anime-Film „Ghost In The Shell“, bei die Zukunft ja irgendwie schief geht, einmal mit Sample über die alltägliche Tretmühle, für das sie alle Tantiemen abgeben müssen. Und dann ist da ja noch ihr "Nothing Else Matters". Das Album ist nicht wirklich aus einem Guss. Ihr "Enter Sandman" sucht man vergeblich. Aber es ist gut und vielfältig genug, damit sie weiterhin in den obersten Zeilen diverser Festival-Lineups stehen werden. Klangkarussell werden bleiben. Holla.

Ihr habt ja gestern schon Interviews gemacht, welche Frage ist euch am häufigsten gestellt worden?

Wahrscheinlich die, die du auch stellen wirst.

Ich stell die nicht.

Adrian Held: Am ehesten, „was hat sich verändert?“, saudämliche Frage.

Tobias Rieser: „Was kann man vom Album oder der Live-Show erwarten?“

Wie sehr habt ihr euch gegen Interviews gewehrt? Es gibt ja wirklich wenig von euch, ich hab es auch zwei Mal probiert gehabt …

AH: Gar nicht so schlimm. Es war schon ein bisschen Widerstand da, aber sonst wären wir ja nicht hier. Am Anfang denkst du dir halt, was wollen die jetzt alle von mir, stellen dir alle die gleichen Fragen und musst dich halt dran gewöhnen, dass es Teil davon ist.

Es braucht halt Soundbits. Und man will natürlich, dass ihr euch verplappert wie die Elke …

TR: Das ist uns meistens wurscht.

AH: Und im Endeffekt war das ja ganz gut für die österreichische Musik, dass Elke – ich nenn sie jetzt einfach so – gesagt hat, könnts ihr da drin bitte die Pappn halten?

TR: Wird schon Recht gehabt haben.

(Gelächter)

Läuft ihr jetzt häufiger? Beim Parov ist es ja so.

TR: Ist ja auch gut so. Wenn die einmal aufhören, sollten sie sagen: Danke, Elke.

Warum ist eigentlich die Standbild-Version von eurem größten Hit „Sonnentanz“ nicht mehr online?

AH: Das hat so ein Typ raufgeladen und dann eben runter genommen.

TR: Der wollte uns erpressen.

(Gelächter)

Es waren ja doch 60 Millionen Klicks.

TR: Eher 30 oder 40.

Hat der das monetarisiert?

TR: Deppat wäre er, wenn er es nicht gemacht hätte.

Warum habt ihr „Netzwerk“ als erste Single veröffentlicht, das ein Jahr alt ist? Warum nicht „Berlin“ oder „Celebrate“, die wären auch geeignet …

AH: Findest? „Celebrate“ vielleicht schon. „Netzwerk“ ist als Soundcloud-Upload noch nicht wirklich ein Release. Außerdem mussten wir Samples abklären, dann bekommt man die nicht, glaubt aber trotzdem an den Song, muss einen anderen Weg finden. Viele von den frühen Songs haben mehr Sample-Elemente gehabt, weil man sich vielleicht denkt, es wird einem alles zu viel, man setzt sich einfach vor den Computer, um Musik zu machen. Wenn man davon lebt, macht man anders Musik, weil man sonst vielleicht 100 Prozent Publishing abgeben muss. Bei unserem „We Want Your Soul“ ist das so, geht alles an Adam Freeland. Wir sind aber happy, dass wir das haben.

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