Die Comedy ist tot, lang lebe die Comedy. Louis C.K. bringt Stand-up ins Serienformat. Oder umgekehrt. Auf jeden Fall muss man dabei lachen und weinen.
»Zwei Kannibalen essen einen Clown. Meint der eine: Schmeckt irgendwie komisch.« – Noch einer gefällig? »Wie nennt man einen Boomerang, der nicht zurückkommt? Einen Stock.« Es ist offensichtlich, dass auf Befehl lustig sein nicht jedem liegt und das professionelle Bespaßen sowieso eine Kunst für sich ist. Und zwar eine Kunstform, die im Begriff ist, sich neu zu erfinden. Beziehungsweise hat sie das schon getan.
Die Galionsfigur der Comedy-Renaissance ist Mitte 40, die paar Haare, die noch an seinem Haupt kleben, sind feuerrot, er ist dick, er schwitzt, er grunzt und er wirft schamlos mit Vulgaritäten um sich. Louis C.K. ist eigentlich schon ein alter Hase in der US-amerikanischen Comedy- und Stand-up-Szene – er schrieb für alle, für Conan O’Brien, David Letterman, Chris Rock, spielte in zahlreichen Filmen mit und ist in den vergangenen 14 Jahren mit fünf Stand-up-Programmen getourt. Der wahre Grund aber, warum man ihn kennen sollte, heißt »Louie« und wird seit 2010 bei FX ausgestrahlt.
Integrität, Authentizität und kein Schamgefühl
Spätestens seit »Seinfeld« sollte das Format ja bekannt sein. New Yorker Comedian in seinen 40ern, geschieden, zwei Kinder, hadert mit persönlichen Macken und dem Leben an sich. Dargestellt wird das Ganze in einer Sitcom mit lustigen kleinen Episoden, die nur vage zusammenhängen. Als Zuckerguss gibt es pro Episode noch einen Live-Gag aus dem eigenen Comedy-Repertoire als Stand-up-Einlage. Was »Louie« nun eine eingeschworene Fangemeinde, einen Emmy und den ganz eigenen Status »Dark Comedy« gebracht hat, ist die gnadenlose Authentizität der Sendung.
Ist man sonst von Amerika-Importen eine flauschige in rosa Watte gepackte oder zynisch überzeichnete Wirklichkeit gewohnt, serviert Louis C.K. seine Kost roh und teils schwer verdaulich. So wie das Leben halt manchmal spielt. Seine Stand-up-Programme sind gefüllt mit Obszönitäten und einer schmerzhaften Selbstironie. Louie zeichnet sich durch die kleinen Dämonen, die in jedem täglich schlummern und die unausgesprochenen Grausamkeiten des Daseins aus. Der Charakter Louis ist Mensch ohne Maske, hat sich von Coolness längst verabschiedet und kämpft mit der Moral und dem inneren Schweinehund.
C.K. Ist dabei nicht primär auf den schnellen Lacher aus. Er stellt auf absurde Weise Etikette in Frage und wirft Zweifel an Alltäglichkeiten auf. Manchmal zieht es in der Magengegend, manchmal schämt man sich fremd, oft wird die Komödie tragikomisch. Louie produziert dabei keine Gags, sondern vielmehr sehr gekonnte Aphorismen des Lebens. Es ist dabei äußerst system- und selbstkritisch. Der Humor ist dabei nicht das Ziel des Ganzen, eher entschärft er die Bösartigkeit des Lebens.
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